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Bernard Bode
Die Wehrpflicht bleibt umstritten
Geteilte Meinungen über Einsatz der
Bundeswehr im Inland
Von Übereinstimmung, teilweise aber auch
von scharfen Tönen war die Debatte zur
Regierungserklärung über die Reform der Bundeswehr am 11.
März geprägt. Dissens herrschte zwischen den Fraktionen
vor allem über den eventuellen Einsatz der Bundeswehr im
Inland und die Zukunft der Wehrpflicht. An den
Verteidigungsausschuss wurden drei Anträge überwiesen. In
einem sprechen sich SPD und Bündnis 90/Die Grünen
dafür aus, den eingeleiteten Umgestaltungsprozess "konsequent"
fortzuführen. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen
müssten optimal eingesetzt werden. Die Union setzt sich
dafür ein, den Verteidigungshaushalt "substanziell"
aufzustocken. Die zusätzlichen Mittel seien unter anderem als
Anschubfinanzierung zur Beschaffung modernen Materials notwendig.
Die FDP plädiert für die Aussetzung der Wehrpflicht.
Bundesverteidigungsminister Peter Struck
(SPD) betonte, die Streitkräfte seien zu einem wichtigen
Botschafter Deutschlands geworden. Eine Weiterentwicklung sei
nötig, weil die Sicherheitslage sich verändert habe.
Konfliktverhütung und die Krisenbewältigung
einschließlich des Kampfes gegen den Terrorismus stünden
nunmehr im Vordergrund. Bis zum Jahr 2010 würden
Eingreifkräfte mit einem Umfang von etwa 35.000 Soldaten,
Stabilisierungskräfte mit rund 70.000 Soldaten und
Unterstützungskräfte mit circa 147.500 Dienstposten
geschaffen.
Deutschland werde in der Lage sein, seine
Verpflichtungen gegenüber den Vereinten Nationen, der NATO und
der Europäischen Union zu erfüllen, sicherte Struck zu.
Die Bundeswehr werde aber nicht Hilfstruppe der Polizei innerhalb
Deutschlands sein. Grundwehrdienstleistende seien "fester
Bestandteil" des neuen Konzepts. Das Stationierungskonzept werde
Ende des Jahres vorliegen. Die Schließung von etwa 100
Standorten sei unabdingbar. Struck sprach in diesem Zusammenhang
von "schmerzlichen Einschnitten". Er schloss mit dem Satz des
Kölner Kardinals Meisner "Die Bundeswehr ist die
größte Friedensbewegung Deutschlands".
Dieser Satz, fing Wolfgang Schäuble von
der CDU/CSU an, finde seine "volle und uneingeschränkte
Zustimmung". Aber wahr sei leider auch, dass es immer weitere
Kürzungen in dem für die Streitkräfte vorgesehenen
Haushalt gebe. Das Problem sei, dass "Anspruch und Wirklichkeit
dramatisch auseinander klaffen". Er verwies darauf, dass die
Bundeswehr überall in der Welt zum Einsatz käme, nur im
eigenen Lande nicht. Die Sprache von Rot-Grün erweise sich als
"verräterisch", wenn man von "Hilfstruppen der Polizei"
spreche. Wer eine Veränderung der Verfassung verweigere, nehme
in Kauf, dass die "notwendige Vorsorge für die Sicherheit"
nicht betrieben werde. SPD und B'90/Grüne könnten nicht
"Sicherheitspolitik nach Kassenlage" betreiben. Es gelte,
Prioritäten zu setzen. Rainer Arnold (SPD) bemerkte zur Rede
Schäubles, er habe das Ausland gegen das Inland ausgespielt.
Im Inneren habe Deutschland "klare Regeln". Die Bundeswehr
dürfe sich keine neuen Aufgaben anmaßen.
Wolfgang Gerhardt (FDP) sagte, kein
"Wegducken" helfe, wenn nur eine Kombination von zivilen und
militärischen Mitteln der Abschreckung ausreiche, einer
Bedrohung den Kampf zu erklären. Zur Wehrpflicht bemerkte der
Liberale, es sei nicht gewährleistet, dass Wehrgerechtigkeit
noch gewahrt werde. Doch auch ohne die Wehrpflicht "wäre die
Parlamentsarmee gesichert".
Winfried Nachtwei (Bündnis 90/Die
Grünen) führte aus, Bundeswehreinsätze zur
Verhütung und Bewältigung von Krisen dürften nur
für die Ziele und nach den Regeln der Vereinten Nationen
ablaufen. Wichtig sei die Verständigung über klare
Kriterien für Auslandseinsätze. Militär sei kein
Konfliktlöser, aber es könne die Lösung begleiten.
Zur Wehrpflicht bemerkte Nachtwei, bevor das
Bundesverfassungsgericht wegen mangelnder Wehrgerechtigkeit diese
kassiere, sollte die Politik "klare Verhältnisse
schaffen".
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