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Sachverständige fordern eine
familienfreundlichere Ferienordnung
Öffentliche Anhörung
Tourismus. Die Ferienordnung in Deutschland muss flexibler
werden, um Familien und Betriebe zu entlas-ten. Diese Auffassung
hat Professor Axel Dreyer von der Hochschule Harz in Wernigerode in
einer öffentlichen Anhörung des Tourismusausschusses zum
Thema "Familienurlaub in Deutschland" vertreten. Die Anhörung
fand am 15. März während der Internationalen
Tourismus-Börse (ITB) in Berlin statt. Wenn sich die Nachfrage
besser verteilen würde, so Dreyer, könnten auch die
Preise nachgeben.
Er verwies darauf, dass der Anteil der Alleinerziehenden und der
Familien mit einem Kind an den Reisenden zunimmt. Fast jede zehnte
Urlaubsreise werde mit über 50-jährigen Erwachsenen
unternommen, sagte der Experte, der in diesem Zusammenhang von
"Oma-Opa-Kind"-Reisen sprach. Dreyer befürwortete im
Übrigen eine Aufklärungskampagne zugunsten von mehr
Kinderfreundlichkeit und trat für Qualitätsverbesserungen
bei Familienangeboten sowie für eine Produktoffensive ein.
Uwe Lenz, Geschäftsführer des Integrationsdorfs
Arendsee (Sachsen-Anhalt), sieht die Wachstumschance darin, die
vielfältigen Bedürfnisse zu erkennen und zu realisieren.
Voraussetzung sei, die Wirtschaftskraft der Familien zu
stabilisieren, damit diese überhaupt Urlaub machen
können. Die Träger der Familienerholungsstätten
sollten offensiver werben und auf Reisemessen präsent sein.
Skeptisch äußerte er sich zu Ferienparks und
"Animationstempeln" sowie gegenüber dem Vorschlag, mehr
"All-inclusive"-Angebote zu machen. Die Urlauber sollten noch
Entscheidungsmöglichkeiten behalten, so Lenz. "Wir wollen der
Dreigenerationenfamilie eine Chance geben", sagte er.
Der Präsident des Deutschen Reisebüro- und
Reiseveranstalter-Verbandes (DRV), Klaus Laepple, schätzte,
dass die Tendenz zu "All-inclusive"-Angeboten nziell zunehmen
werde. 35 Prozent der in Reisebüros gebuchten Urlaube seien
Familienurlaube. Kritisch äußerte er sich zur aktuellen
Ferienordnung. Wenn Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und
Bayern parallel späte Sommerferien hätten, stünden
im Juni und Juli die Betten leer. Die Politik müsse hier aktiv
werden und zu einer vernünftigen Koordination finden. Die
Kultusministerkonferenz bewege sich nur langsam, damit werde ein
"unglaublicher Schaden" angerichtet. Familien, Senioren und Singles
müssten als Urlauber gleichermaßen zufriedengestellt
werden.
"Echtes Nischenprodukt"
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und
Gaststättenverbandes, Christian Ehlers, nannte Urlaub mit
Kindern ein "echtes Nischenprodukt". Damit sollte man sich nicht
nur im Niedrigpreisbereich bewegen. Dass Toleranz und
Kinderfreundlichkeit zunehmen, nannte er eine Aufgabe für die
gesamte Gesellschaft. Professor Rolf Bietmann von der
Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung bezeichnete die
Familienerholung als Aufgabe der Jugendhilfe, die staatlicher
Zuschüsse bedürfe. Er appellierte an Bund und
Länder, keine weiteren Kürzungen bei den Investitionen
mehr vorzunehmen. Die Einrichtungen hätten zum Teil einen
Standard, der sich im Viersternebereich bewegt. Auch die
Individualförderung sollte nicht mehr zurückgefahren
werden.
Markus Ostermann vom Deutschen Familienverband stellte fest,
dass der Urlaub für kinderreiche Familien zu teuer sei. Sie
brauchten faire Preise. Ostermann schlug in diesem Zusammenhang
"All-inclusive"-Angebote vor. Ausgerechnet in den
Familienstätten seien die Preise wegen der reduzierten
Förderung stark gestiegen, stellt er fest. Länder und
Kommunen senkten auch die Individualzuschüsse, sodass viele
sozial Schwache die Erholungsmaßnahmen gar nicht mehr nutzen
könnten. Die Zuschüsse seien so gering, dass sich
Familien den Urlaub wegen des zu hohen Eigenanteils nicht mehr
leisten könnten. Der Bedarf sei vorhanden, aber nicht
finanzierbar. Komplettangebote hielt Ostermann für eine
Möglichkeit, die Kosten überschaubar zu machen. vom
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