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Hartmut Hausmann
Dur\ão Barroso soll neuer
Kommissionspräsident werden
Jetzt hat das Europäische Parlament die
Wahl
Der portugiesische Ministerpräsident
José Manuel Dur\ão Barroso ist bereit, das Amt des
Präsident der EU-Kommission für die nächsten
fünf Jahre zu übernehmen. Auf einem Sondergipfeltreffen
in Brüssel wurde der 48-jährige liberal-konservative
Politiker von den Staats- und Regierungschefs der 25 EU-Staaten
offiziell als Nachfolger des Italieners Romano Prodi nominiert.
In seinem Amt bestätigt wurde der
EU-Beauftragte für Außen- und Sicherheitspolitik, der
Spanier Javier Solana. Er soll erster EU-Außenminister werden,
sobald die Europäische Verfassung in Kraft tritt. Beide
Kandidaten müssen aber vor ihrem Amtsantritt am ersten 1.
November noch durch das Europäische Parlament am 22. Juli
bestätigt werden. Solanas Nachfolger als Generalsekretär
des Rates soll dessen heutiger Stellvertreter, der Franzose Pierre
de Boissieu werden.
Im ersten Anlauf war die Personalentscheidung
auf dem turnusmäßigen Gipfel der EU am 17. Juni
gescheitert. Weder der belgische Ministerpräsident Guy
Verhofstadt noch der britische EU-Außenkommissar und
frühere Gouverneur von Hongkong, Chris Patten, erhielten die
Zustimmung aller Regierungschefs, und der allgemein als
Wunschkandidat favorisierte Luxemburger Regierungschef Jean-Claude
Juncker hatte den Wechsel nach Brüssel konsequent abgelehnt,
weil er bei seinen Wählern im Wort stand, als Premierminister
in Luxemburg zu bleiben. Der daraufhin vom irischen
Ratsvorsitzenden Bertie Ahern vorgeschlagene Kompromisskandidat
Barroso muss deswegen keinesfalls, wie einige Medien vorschnell
urteilten, ein Konsens auf niedrigstem gemeinsamen Nenner
sein.
Der designierte Chef der Brüsseler
EU-Zentrale mit 24.000 Beamten betonte in einer ersten
Stellungnahme, als Hauptziel die innere Einigung der EU zwischen
alten und neuen Mitgliedstaaten fördern und die durch den
Irak-Krieg aufgerissenen Gräben einebnen zu wollen. Er hat in
den nur zwei Jahren als Ministerpräsident bewiesen, dass er
durchsetzungsfähig ist und durchaus keine Konflikte
scheut.
Zustimmung durch die EVP-ED
Als sein Land bei seinem Amtsantritt zusammen
mit Deutschland von der EU-Kommission den blauen Brief wegen
Verletzung des Stabilitätspaktes erhielt, setzte er gegen den
Widerstand der Gewerkschaften einen rigorosen Sparkurs durch.
Bewusst nahm er mit dieser Politik eine steigende Arbeitslosigkeit
und einen krassen persönlichen Popularitätsverlust in
Kauf, um die Wirtschaft Portugals wieder wettbewerbsfähig zu
machen. Inzwischen bewegt sich das Haushaltsdefizit wieder in
tolerierbaren Grenzen und die Wirtschaftszahlen weisen wieder nach
oben. Dass seine Sozialdemokratische Partei wegen seines rigorosen
Vorgehens bei den Europawahlen rückwirkend abgestraft wurde,
muss deswegen kein Makel sein.
Barroso, der nach seiner Wahl durch das
Straßburger Parlament in der Sommerpause in Absprache mit den
einzelnen Regierungen die weiteren 24 Kommissare auswählen und
dann deren Verantwortlichkeit für die einzelnen Ressorts
festlegen muss, setzte auch hier vorsorglich Grenzen. Er habe
keinem Land konkrete Zusagen zur Arbeitsverteilung in seiner
Kommission gemacht, erklärte der Portugiese auf Fragen nach
dem von Bundeskanzler Schröder vorgeschlagenem Amt eines
möglichen Superkommissars für Wirtschaftsfragen und
Industriepolitik, das auf Günter Verheugen zugeschnitten
werden sollte. Auch ein großes EU-Land habe nicht automatisch
Anspruch auf ein wichtiges Ressort. Nach einer Meldung der
Nachrichtenagentur afp lenkte Schröder auch sofort ein, indem
er es das gute Recht eines Landes nannte, bestimmte Wünsche zu
haben. Aber es sei das souveräne Recht des
Kommissionspräsidenten, die Zuständigkeiten festzulegen,
so Schröder
Bei dem Vertrauensvotum durch das Parlament
kann Barroso mit der geschlossenen Unterstützung durch
Christdemokraten und Konservative rechnen, die ihm rund 38 Prozent
der Stimmen garantieren. Fraktionsvorsitzender Hans-Gert
Pöttering bezeichnete ihn als einen exzellenten Kandidaten
(siehe auch Interview auf dieser Seite, d. Red.). Abgelehnt wird er
dagegen von den Grünen und der Vereinigten Linken wegen seiner
Unterstützung für den amerikanischen Präsidenten
Busch und dessen Irak-Politik. Die Sozialdemokraten als
zweitgrößte Fraktion hatten sich ebenso wie die Liberalen
zunächst eher skeptisch geäußert, wollen aber ihre
Unterstützung von den Aussagen Barrosos in seiner
Vorstellungsrede am 21. Juli in Straßburg abhängig
machen. Hartmut Hausmann
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