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Ines Gollnick
Der Pionier: Hans-Josef Fell
Parlamentarisches Profil
Hans-Josef Fell, der forschungs- und technologiepolitische
Sprecher der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, spricht
nicht nur von Ökologie, sondern lebt sie auch. Und das nicht
erst, seit er 1998 in den Deutschen Bundestag einzog. Sein Holzhaus
mit Grasdach, nach ökologischen und baubiologischen Kriterien
errichtet, wurde mehrfach ausgezeichnet. "In meinem Haus wird mein
gesamter Energieverbrauch, Strom, Wärme und auch das mobile
Leben aus den Erneuerbaren Energien (EE) bereitgestellt: mit
Solarwärme und Solarstrom und einem
Pflanzenölblockkraftheizwerk." Fell hat einen Wintergarten,
einen Holzofen und fährt ein Pflanzenöl- und ein
Solarauto. "Ich habe in all diese Techniken investiert, als ich
noch keine Bundestagsdiäten bekam und als die heutigen guten
Förderprogramme noch nicht in Kraft getreten waren", so der
52-jährige Hammelburger. Die Basis für Fells
ökologischen Tatendrang ist die Überzeugung, dass
Erneuerbare Energien die treibende Kraft gesellschaftlicher
Erneuerung sind. Er sei mit Blick auf seinen Lebensstil heute kein
Exot mehr, wohl eher ein Pionier, so Fell im Gespräch mit "Das
Parlament". Sehr viele Menschen lebten inzwischen mit einer
vollständigen regenerativen Energieversorgung.
Dass seine Geburtsstadt Hammelburg mal Vorreiter in Sachen
Solarenergie war, geht ganz wesentlich auch auf Fells Inititiativen
zurück, als er Anfang der 90er-Jahre im Stadtrat saß. "Es
wurden viele Pioniermaßnahmen ergriffen, wie die erstmalige
kommunale Umsetzung der kostendeckenden Vergütung für
Solarstrom, übrigens mit den Grundgedanken, wie sie heute im
Gesetz zu den Erneuerbaren Energien (EEG) verwirklicht sind.
Daneben die sonnenorientierte Firstausrichtung in neuen
Bebauungsplänen oder die solare Schwimmbaderwärmung im
Städtischen Freibad und viele dezentrale Blockheizkraftwerke
bei den Stadtwerken." Fell erinnert sich, dass sich viele
Bürger und Bürgerinnen davon anstecken ließen. Sie
installierten Solaranlagen, fuhren Solarmobile oder
Pflanzenölautos und nutzten die Windkraft. "Leider hat dieser
Schwung nach meinem Wechsel in den Bundestag in Hammelburg nicht
lange angehalten. Erst in jüngster Zeit gibt es wieder
verstärkte Aktionen." Diese Entwicklung belegt: Fell ist ein
Mensch, der nicht nur politische Programme und Papiere zur
Notwendigkeit Erneuerbarer Energien entwickeln will, sondern
handelt: "Das gelebte Beispiel überzeugt viel mehr Menschen
als jedes noch so gute Papier." Dass ihm die Vermittlung komplexer
Zusammenhänge liegt, könnte seine Antwort auf die Frage
belegen: Wie nehmen Sie jemanden mit, der dem Thema Erneuerbare
Energien skeptisch gegenübersteht? Dazu Fell: "Zu den weltweit
größten gesellschaftlichen Prblemen gehören heute:
Ökologische Krise, Kriege und Armut. EE können in diesen
und anderen Bereichen an der Problemwurzel angreifen und so
entscheidend zur Lösung beitragen: EE stoßen keine
Klimagase aus, sind bei der Biomasse klimaneutral. Daher lösen
sie bei massenhafter Nutzung per se das größte
Umweltproblem, die Klimaerwärmung. Einen kriegerischen Kampf
um knappe Rohstoffe wie beim Erdöl kann es beim Wind, bei
Sonnenstrahlen, Wasser oder Erdwärme nicht geben. Der
dezentrale Charakter der EE führt dazu, das unheimlich viele
Menschen für ihre Erzeugung benötigt werden, vor allem in
der Landwirtschaft, aber auch im Handwerk und der Industrie. Das
schafft Verdienstmöglichkeiten für die breite Masse statt
Gewinnmaximierung in wenigen Energiekonzernen."
Der Gymnasiallehrer für Sport und Physik kümmert sich
um einen Wahlkreis, der etwa so groß ist wie das Saarland.
Daneben ist er auf nationalem wie internationalem Parkett
unterwegs. Fell sieht gute Perspektiven dafür, dass es auch
auf europäischer Ebene weitergeht mit den parlamentarischen
Initiativen für die EE. Das habe das Internationale
Parlamentarierform im Juni in Bonn gezeigt. "Da weltweit sehr viele
Regierungen zu eng mit den Interessen der konventionellen
Energiewirtschaft verbunden sind, kommt den Parlamenten eine
besondere Bedeutung zu. Ich erhoffe mir auch durch die
Parlamentarierkonferenz mehr selbsbewusste Parlamente, so dass es
weltweit mehr Beschlüsse für fortschrittliche Gesetze
gibt. Erste Erfolge gibt es beispielsweise in Spanien,
Österreich und Portugal."
Im Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung will er unter anderem erreichen, dass
Forscher und Forscherinnen bessere strukturelle Bedingungen haben.
Fell wünscht sich, dass mehr Geld in die Forschung
fließt. Er will die noch schwach unterstützten
Forschungszweige gestärkt sehen, die eine hohe Bedeutung
für die nachhaltige Entwicklung haben.
Über einen Mangel an Aufgaben kann sich Fell nicht
beklagen, da er sich auch mit der Gesundheitsforschung befassen
muss. Seine Themen sind da die Bewahrung ethischer Grundsätze,
beispielsweise beim Klonen oder in der Stammzellforschung oder die
Stärkung der Medikamentenentwicklung für
Entwicklungsländer, damit AIDS oder die Schlafkrankheit besser
bekämpft werden können.
Der Unterfranke ist einer, der viel zu wenig von der Politik
abschaltet, wie er über sich selber sagt. Dazu ist
wahrscheinlich seine Freude daran viel zu groß. Vieles sei
notwendig, um als Bundestagsabgeordneter erfolgreich zu sein, meint
Fell: "Visionen, Zähigkeit, Durchhaltevermögen,
Engagement, die Fähigkeit zur Analyse und zur Vermittlung
komplexer Zusammenhänge, viel Zeit und ein dickes Fell gegen
unberechtigte Kritik und eine verständnisvolle Partnerin." Er
glaubt schon, dass er die meisten dieser Charakerzüge in sich
vereine. Gelingt es ihm doch einmal, Politik Politik sein zu
lassen, hat er Spaß am Beachvolleyball. Ganz selten gibt sich
Fell auch außerhalb der Politik stimmgewaltig, wenn er mit
seiner gesangsbegeisterten Frau mal wieder im gemeinsamen Chor
auftritt. Der Pionier auf dem Gebiet der Energiepolitik geht zu
Hause auch viel schwimmen, erwartungsgemäß nicht im Pool,
sondern im neu gebauten Naturteich. Und da hoffen die Kollegen und
Kolleginnen im Parlament sicher mit ihm auf einen schönen
Sommer.
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