1968 - "Phantasie an die Macht"
Mitte der 60er Jahre droht das makellose Bild der Musterdemokratie USA zu bröckeln. Bilder von Rassenunruhen und Vietnamkrieg entfalten im neuen Massenmedium Fernsehen eine schockierende Wirkung. Dazu kommen Forderungen nach Hochschulreform und dem Ende der "Wirtschaftswunderidylle".
Mit "Sit-ins" und "Participatory Democracy" erhält eine andere Seite der Musterdemokratie USA Einzug in die Bundesrepublik. In Kritischen Universitäten, Kinderläden und ersten Bürgerinitiativen entsteht ein neues Demokratieverständnis, das auch nach den Großdemonstrationen von "1968" die politische Kultur der Bundesrepublik noch wesentlich prägt.
Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke am 11. April 1968 eskaliert der Protest. Der kreative Elan, der "Phantasie an die Macht" zu verhelfen, weicht der offenen Gewalt.
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Studentendemonstration im Mai 1968 mit roten Fahnen und
dem Portrait von Rudi Dutschke Bild: dpa-Bildarchiv |
Die Proteste richten sich gegen den Axel-Springer-Verlag als Herausgeber der Bild-Zeitung. Dem Verlag, der in Berlin eine Art Pressemonopol besitzt, wird von den Studenten eine tödliche Hetzkampagne gegen Dutschke vorgeworfen. Das Jahr 1968 markiert auch die ersten Anschläge der späteren Roten Armee Fraktion (RAF).
In einer Aktuellen Stunde am 30. April 1968 beschäftigt sich der Bundestag mit der Unruhe der Studenten. Viele der studentischen Anliegen sind den Abgeordneten nicht unbekannt. So steht die Arbeit einer Untersuchungskommission zur Pressemonopolisierung kurz vor dem Abschluß. Auch eine Hochschulreform ist bereits intensiv geplant und vorbereitet. Bei aller Sympathie für die einzelnen Forderungen sind viele Abgeordnete jedoch beunruhigt durch die Radikalität der Proteste.
Im Jahr 1969 stehen gleich mehrere wichtige Wahlen an.
ZeitPunkte: Daten und Fakten der 5. Wahlperiode (1965 - 1969)