Bundestags-Vizepräsident Seiters empfing Kriegsopfer aus Russland, Weißrussland und der Ukraine
Der Vizepräsident des Deutschen Bundestages Dr. h.c.
Seiters hat heute im Reichstagsgebäude in Berlin eine Gruppe
von Opfern des Krieges, den Deutschland vor 60 Jahren gegen die
damalige Sowjetunion begonnen hatte, empfangen. Dabei erklärte
Bundestags-Vizepräsident Seiters u.a:
"Ich heiße Sie, namens des Präsidiums des Deutschen
Bundestages hier im Reichstagsgebäude herzlich willkommen.
Präsident Thierse hat Sie bereits auf der Besuchertribüne
begrüßt - in Erinnerung an den Tag vor 60 Jahren, da
deutsche Truppen die Sowjetunion angegriffen und anschließend
vier Jahre lang das nationalsozialistische Deutschland einen
verbrecherischen Angriffs- und Vernichtungskrieg gegen die
Völker der Sowjetunion geführt hat, der
fürchterliches Leid und unendlich großen Schmerz
über die betroffenen Menschen brachte. Wir trauern mit den
Völkern Europas über das, was Ihnen im deutschen Namen
zugefügt wurde. Die Schrecken und die Zerstörungswut der
damaligen Jahre mahnen uns, alles zu tun, dass der Albtraum eines
grausamen Krieges niemals wiederkehren kann.
Sie selbst, unsere Gäste aus Weißrussland, Russland und
der Ukraine - als ehemalige Zwangsarbeiter und Überlebende
jüdischer Ghettos bzw. von Dörfern, die im Krieg von
deutschen Truppen vernichtet wurden - haben in besonderem
Maße unter der Grausamkeit des Krieges leiden müssen.
Ihre Anwesenheit heute im Deutschen Bundestag ist für uns eine
Ehre, und sie ist ein Zeichen der Versöhnung. Als Deutscher
bin ich in diesem Zusammenhang froh, dass wir endlich die
Auszahlung von Entschädigungsleistungen an ehemalige
Zwangsarbeiter auf den Weg bringen konnten. Der Jahrestag des
deutschen Angriffs auf die Sowjetunion führt uns noch einmal
die moralische Verpflichtung unseres Landes deutlich vor
Augen.
Verständigung, Versöhnung, Zusammenarbeit - das ist nicht
nur eine Aufgabe von Regierungen und Parlamenten, dazu bedarf es
vieler kleiner Schritte, auch auf der zwischenmenschlichen Ebene.
Ich bin froh darüber, dass sich inzwischen Organisationen wie
das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund fest
etabliert haben. Seit Jahren wirkt diese Organisation erfolgreich
für Versöhnung, Verständigung und Zusammenarbeit
zwischen den Bürgerinnen und Bürgern der im Zweiten
Weltkrieg verfeindeten Staaten. Für den Aufbau gut
nachbarschaftlicher Beziehungen nach Osteuropa sind Ihre
Aktivitäten von großer Bedeutung, so auch der Umstand,
dass das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk mit eigenen
Büros und Begegnungsstätten vor Ort präsent ist,
unter anderem seit 1994 in Minsk. Besonders beeindruckt haben mich
auch die vielfachen Aktivitäten zur Förderung des
multinationalen Jugendaustauschs. Gerade im Hinblick auf das zu
errichtende europäische Haus kann der Jugendaustausch nicht
hoch genug bewertet werden. Ich hebe als besonders
erwähnenswert hervor ein weiteres geradezu exemplarisches
Beispiel für die Friedens- und Versöhnungsarbeit des IBB:
Die Patenschaften für belarussische Zwangsarbeiter, die
nationalsozialistische Arbeits- und Todeslager in Münster
überlebt haben.
Ich möchte dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk
und seinem Geschäftsführer, Peter Junge-Wentrup, meinen
Dank und meine Anerkennung aussprechen für Ihre verdienstvolle
Arbeit für Frieden und Völkerverständigung.
Meine Damen und Herren, ich heiße Sie - die Delegation von
ehemaligen Zwangsarbeitern sowie von Überlebenden aus
jüdischen Ghettos und aus durch deutsche Truppen vernichteten
Dörfern in Weißrussland, Russland und der Ukraine - hier
im Deutschen Bundestag noch einmal herzlich willkommen."
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