Thierse gedenkt Überfalls auf die Sowjetunion vor 60 Jahren
Anläßlich des 60. Jahrestages des deutschen
Überfalls auf die damalige Sowjetunion erklärte
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse heute im
Plenum:
Heute vor 60 Jahren haben deutsche Truppen die Sowjetunion
angegriffen. Die deutschen Truppen brachten Tod und
Verwüstung, Leid und Verzweiflung über das Land; sie
schlugen Wunden, die heute immer noch schmerzen. Millionen von
Menschen auf beiden Seiten wurden Opfer eines mörderischen
Ringens, das von dem Streben der Nationalsozialisten nach
Weltherrschaft veranlasst wurde und an dessen Ende Zerstörung
und Not in einem in der Geschichte unvergleichlichen Ausmaß
standen.
Wir empfinden heute Trauer über das Leid, das den Völkern
der Sowjetunion und Europas in deutschem Namen zugefügt wurde.
Wir trauern aber auch um die eigenen Opfer der
nationalsozialistischen Verblendung. Unser Mitgefühl gilt den
Familien und Hinterbliebenen aller Kriegsopfer. Die Erinnerung an
Schrecken, Leid und Vernichtung ermahnen uns heute, alles
dafür zu tun, damit Vergleichbares nie wieder von deutschem
Boden aus geschehen kann.
Ich freue mich, dass wir auf Initiative und Vermittlung des
Internationalen Friedens- und Begegnungswerks eine Gruppe von
ehemaligen Zwangsarbeitern sowie von Überlebenden
jüdischer Ghettos und von durch deutsche Truppen vernichteten
Dörfern aus Weißrußland, Rußland und der
Ukraine als Gäste unserer heutigen Sitzung begrüßen
können. Sie und Ihre Betreuer vom Internationalen Friedens-
und Begegnungswerk heiße ich namens des Deutschen Bundestages
herzlich willkommen.
Ihre Anwesenheit an diesem denkwürdigen historischen Jahrestag
im Deutschen Bundestag ist ein sichtbares und hoffnungsfroh
stimmendes Zeichen, dass 60 Jahre nach Beginn der mörderischen
Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und den Völkern der
ehemaligen Sowjetunion Hass und Gräben überwunden,
Versöhnung und Frieden gelebte Wirklichkeit werden
konnten.
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