Pilotprojekt zur virtuellen Rekonstruktion von Stasi-Unterlagen beginnen
Berlin: (hib/WOL) Den Beginn des Pilotprojektes für die virtuelle Rekonstruktion vernichteter Stasi-Unterlagen fordert die CDU/CSU-Fraktion in einem Antrag (15/3718). Die Union erklärt, der Bundestag habe sich vor vier Jahren für die Anwendung neuer elektronischer Möglichkeiten zur die Rekonstruktion vernichteter Stasi-Unterlagen ausgesprochen. Nach einem sorgfältigen Ausschreibungsverfahren und einer Machbarkeitsstudie unter anderem des Fraunhofer-Instituts gebe es seit Mai den Vorschlag eines Pilotprojekts zur Rekonstruktion von 400 Säcken zerrissenen Materials innerhalb von zwölf Monaten. Danach soll der Bundestag über eine Fortsetzung entscheiden. Für die 400 Säcke in der Pilotphase sind laut Angaben 6,5 Millionen Euro erforderlich. Insgesamt warten aber 16.250 Säcke mit vernichtetem Material auf Rekonstruktion.
Die Union legt nun dar, das Pilotprojekt sei auch sinnvoll, wenn aus Finanzierungs- oder anderen Problemen negativ über eine Fortsetzung entschieden werde. Schließlich habe das bisherige manuelle Puzzleverfahren in acht Jahren die Rekonstruktion von nur 250 Säcken erbracht. Bei den vernichteten Unterlagen handele es sich um aktuellste Stasi-Vorgänge der letzten DDR-Jahre mit "wichtigen Erkenntnissen" über 970 registrierte personenbezogene Vorgänge von Tätern und Opfern sowie zu sachbezogenen Erkenntnissen über den Grundlagenvertrag, den Rechtsextremismus und jugendliche Randgruppen in der DDR sowie zur Protestbewegung im Herbst 1989. Das Bundesinnenministerium solle nun einen Vertragsentwurf erarbeiten, der dem Bundestag die Rechte an dem elektronischen Verfahren sichert, heißt es in dem Antrag.