Bundestagspräsident Wolfgang Thierse gratuliert zum 50. Jahrestag des Zentralrates der Juden in Deutschland

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat dem Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, zum 50. Jahrestag der Gründung des Zentralrates gratuliert. In dem Glückwunschschreiben heißt es unter anderem:

"Die 'Förderung und Pflege der religiösen und kulturellen Aufgaben der jüdischen Gemeinden und ihrer Landesverbände', wie es ganz unprätentiös im Satzungstext heißt, mag darüber hinwegtäuschen, welch gigantische Aufgabe sich die Organisation in der noch jungen Bundesrepublik gestellt hatte:

In den Lagern für die sogenannten 'Displaced Persons', die die Alliierten eingerichtet hatten, warteten 200.000 Juden, die der körperlichen Vernichtung entgangen waren, darauf, nach Amerika oder nach Israel auswandern zu können. Außerhalb der Lager lebten 20.000 Juden, die noch nicht wussten, in welcher Weise oder ob überhaupt sie in Deutschland bleiben wollten. Die Sicherung der puren Existenz, die Regelung der Entschädigungsfragen, der Aufbau jüdischer Gemeinden waren daher in diesen Jahren die Aufgaben, die der Zentralrat auf sich genommen hatte.

Er wurde in wenigen Jahren zu einem wichtigen Gesprächspartner für die Regierungen und politischen Parteien auf Bundes- und Länderebene, soweit es um die Belange der jüdischen Bevölkerung ging.

Die Aufnahme von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion ist in den letzten Jahren zu einer der neuen Herausforderungen für den Zentralrat, aber auch für die jüdischen Gemeinden im Einzelnen geworden. Und auch die junge Generation hat eigene Vorstellungen davon, wie jüdisches Leben in Deutschland aussehen soll. Wir alle befinden uns in einer Zeit, in der wir die Augen nicht verschließen dürfen vor jeglicher Form von Fremdenhass und Antisemitismus. Wir alle sind gefordert, Zivilcourage zu zeigen, nicht nur darüber zu reden.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat immer wieder gezeigt, dass der Bürgersinn lebendig ist."

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