Öffentliche Anhörung des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
03.07.2001 10.00 - 13.00 Uhr |
Öffentliche Anhörung zum Thema
"AIDS-Bekämpfung: Eine globale Herausforderung für die
Entwicklungszusammenarbeit" Berlin, Reichstagsgebäude, Raum 3.S.001 |
T a g e s o r d n u n g
Sachverständige:
Ludmilla Schlageter, Ärzte ohne Grenzen
Dr. Carola Fink-Anthe, Boehringer-Ingelheim GmbH
Dr. Thomas Kirsch-Woik, GTZ AIDS-Projekt
Josef Gorgels, Südafrika Initiative der deutschen Wirtschaft,
c/o Daimler-Chrysler
anschließend Pressekonferenz in Raum 2.N.014
Fragenkatalog zur öffentlichen Anhörung "AIDS"
1.PHARMAINDUSTRIE
1.1. Wie lassen sich die enormen globalen Preisunterschiede der
gleichen HIV/AIDS-Medikamente der selben Pharmaunternehmen
erklären? Wie stellen Sie sich ein funktionierendes
"Differenziertes Preissystem" vor?
1.2. Ist es denkbar, dass bei gesicherter Verwaltungs- und
Logistikstruktur in den Entwicklungsländern internationale
Pharmaunternehmen HIV/AIDS-Medikamente für die Mehrheit der
betroffenen Patienten in den Hochprävalenz -
Entwicklungsregionen zum Selbstkostenpreis oder ggf. kostenfrei
abgeben? Welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, um
den Reimport solcher subventionierten HIV/AIDS-Medikamente in die
Industriestaaten zu unterbinden?
1.3. Welche Formen und welchen Umfang hat Technologietransfer in
der Pharmaindustrie im Bereich von HIV/AIDS? Ist es möglich,
dadurch die Preise für die Patienten zu senken?
1.4. Wie ist die Beilegung der gerichtlichen Patentstreitigkeiten
zwischen den internationalen Pharmakonzernen und der
südafrikanischen Regierung zu bewerten? Welche Konsequenzen
ergeben sich hieraus für die Versorgung der Patienten mit
HIV/AIDS-Medikamenten?
1.5. Die EU Kommission sieht folgende Möglichkeiten für
eine Verbesserung des Zugangs zu Arzneimitteln zu erschwinglichen
Preisen: Abgestufte Preissetzung ("tiered pricing"), freiwillige
Lizenzvereinbarungen, Parallelhandel, Technologietransfer und
Erhöhung der lokalen Produktionskapazitäten, Verwendung
sowohl generischer als auch patentierter Erzeugnisse und
Überprüfung der Zoll- und Steueroptionen auf Landesebene.
Welche dieser Optionen vermag am wirksamsten eine schnelle
Verbesserung der Medikamentenversorgung in den am meisten
betroffenen Ländern zu bewirken? Welche Rolle spielt TRIPS
hierbei?
2. IMPFSTOFFFORSCHUNG
2.1. Wie ist der Stand der AIDS-Forschung im Bezug auf wirksame und
für den Einsatz in Entwicklungsländern geeignete
Impfstoffe/Medikamente? Wann kann frühestens mit einem
Impfstoff gerechnet werden? Was können die Medikamente heute
und was wird von einem Impfstoff erwartet? Gibt es
Forschungserfolge, die die komplizierte Einnahme des AIDS-Cocktails
vereinfachen (zum Beispiel durch die tägliche Einnahme von nur
einer Tablette)?
2.2. Gibt es eine spezielle Forschung der deutschen Pharmaindustrie
zu HIV/AIDS-Medikamenten für die in Entwicklungsregionen
auftretenden Subtypen des HI-Virus?
2.3. Wie hoch ist der Anteil der AIDS-Forschung am gesamten
Forschungsetat der deutschen Pharmaindustrie? Wie hoch ist der
Anteil, der mit öffentlichen Mitteln finanziert wird/wurde?
Gibt es ein Mitspracherecht für die (Mit-)Financiers
(öffentliche Stellen) bei der Verwendung der durch
öffentliche Mittel erzielten Forschungsergebnisse und steht
dies im Verhältnis zu den eingebrachten Mitteln?
2.4. Welche Rolle könnte von internationalen und deutschen
Projekten der Entwicklungszusammenarbeit bei der Impfstoffforschung
übernommen werden?
2.5. Welche Zusammenarbeit zwischen internationalen
Pharmakonzernen, deutschen Forschungseinrichtungen und
Forschungsinstituten in den Entwicklungsländern sind denkbar
und förderungswürdig?
3. VERWALTUNG UND LOGISTIK DER HILFE
3.1. Welche logistischen Rahmenbedingungen müssen
gewährleistet sein, damit bei ausreichender
Medikamentenversorgung diese die Patienten auch erreichen?
3.2. Wie kann die globale Arbeitsteilung organisiert werden bei
Beschaffung (Finanzierung), Transport, Lagerung und Verabreichung
von HIV/AIDS-Medikamenten? Welches sind auf deutscher Seite die
Organisationen, die Verwaltungs- und Logistikverantwortung
übernehmen können?
3.3. Wie kann verhindert werden, dass sich einzelne Personen
(Eliten) in den Empfängerländern an günstigen bzw.
kostenlosen HIV/AIDS-Medikamentenlieferungen bereichern?
3.4. In der Bundesrepublik wurde die SIAE (Sonderinitiative AIDS in
der deutschen Entwicklungszusammenarbeit) bestehend aus BMZ, GTZ,
KfW, DSE und DED zur Verbesserung der Vernetzung und Erzielung von
Synergieeffekten gegründet. Ist es sinnvoll, diese zu einer
nationalen Dachorganisation, vergleichbar mit UNAIDS, auszubauen,
und gibt es konkrete Ergebnisse einer verbesserten Arbeit durch
SIAE? Inwieweit wäre es sinnvoll und praktikabel, Nord- und
Süd-NROs mit einzubeziehen? Was sind die Resultate der SIAE
bis jetzt? Wie ist SIAE organisiert? Gibt es eine
Koordinationsstelle?
3.5. Gibt es besonders positive Beispiele bzw. Länder, in
denen das Problem HIV/AIDS erfolgversprechend bekämpft wird?
Sind diese Modelle oder Teilaspekte davon auf andere
Regionen/Länder übertragbar? Gibt es ausreichend
Bemühungen diese "best-practice"-Beispiele zu
verbreiten?
3.6. Welche Rolle spielen private Akteure im Rahmen der Public
Private Partnership (PPP) bei der Bekämpfung der Epidemie?
Sollte die Kooperation zwischen staatlichen Stellen und privaten
Akteuren ausgebaut werden? In welcher Form?
4. PRÄVENTION
4.1. In welcher Form kann/wird HIV/AIDS-Prävention als
Querschnittsaufgabe in die deutsche Entwicklungszusammenarbeit
eingebracht (werden)?
4.2. Welche Präventionsmaßnahmen sind am sinnvollsten
bzw. erfolgreichsten und inwieweit werden sie im Rahmen deutscher
Entwicklungszusammenarbeit erfolgreich umgesetzt?
4.3. Welche Maßnahmen werden sowohl von Seiten der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit, als auch von den internationalen
Pharmakonzernen unternommen, um das Problembewusstsein der
politischen und gesellschaftlichen (bes. religiöser
Führer) Eliten für das Tabuthema HIV/AIDS zu
sensibilisieren?
4.4. Werden für die betroffene Bevölkerung in den
Hochprävalenzregionen entwicklungsfördernde Anreize
geschaffen, damit sie an Präventionsmaßnahmen
teilnehmen?
4.5. Welche Faktoren bestimmen nach den bisherigen Erfahrungen die
Präventionserfolge bei der AIDS-Bekämpfung? Welche
Konsequenzen lassen sich daraus für die
Entwicklungszusammenarbeit ziehen?
5. FRAUEN
5.1. Welche Möglichkeiten gibt es, Frauen bei der
HIV/AIDS-Bekämpfung situationsgerecht einzubinden und im
Rahmen der Querschnittsaufgabe Gender besonders zu
fördern?
5.2. Sexuelle Selbstbestimmung von Frauen hat positive Auswirkungen
auf die Vermeidung von HIV-Übertragung. Welche Anstrengungen
sind nötig, um die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen in
Entwicklungsländern zu fördern?
5.3. Gibt es Projekte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, die
sich mit verwitweten Frauen und deren Kindern beschäftigen,
die durch den aidsbedingten Tod ihres Partners in die Armutsspirale
gelangen (z.B. wenn sie durch traditionelle Erbfolgesysteme nicht
erbberechtigt sind oder kein Land besitzen dürfen)?
5.4. Sind Informations-, Beratungs- und Testkapazitäten
ausreichend auf die Bedürfnisse der Frauen ausgerichtet?
5.5. Werden (Ehe-)Männer ausreichend in HIV/AIDS-Projekte
integriert, damit auch ihre Frauen Zugang zu Informations-,
Beratungs- und Testmöglichkeiten haben?
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