Bundestagspräsident Thierse würdigt 40. Jahrestag des ZDF-Sendestarts
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat dem
ZDF-Intendanten Markus Schächter zum 40. Jahrestag des
ZDF-Sendestarts am heutigen Tag gratuliert. In seinem
Glückwunschschreiben heißt es:
"Vor vierzig Jahren bekam die ARD Konkurrenz, vor vierzig Jahren
ging das Zweite Deutsche Fernsehen auf Sendung. Zu diesem
Jubiläum gratuliere ich Ihnen und allen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern des ZDF, auch im Namen des Deutschen Bundestages, ganz
herzlich.
Der Start des neuen Fernseh-Programms am 1. April 1963 war ein
nationales Ereignis, das keineswegs nur die westdeutsche Republik
bewegte. Knapp zwei Jahre nach dem Bau der Mauer war offenbar
geworden, dass die Abschottung der Menschen in der DDR - dem
Fernsehen sei Dank - nicht komplett gelingen konnte. Der Wunsch des
ersten ZDF-Intendanten Karl Holzamer, das Programm möge die
Deutschen "über alle Mauern und Stacheldrähte hinweg in
engere menschliche Nähe und in mehr Kontakt zueinander
bringen", schien alles andere als realitätsfern.
Fortan warteten West- wie Ostdeutsche auf das tägliche
"Gu´n Aamd" der freundlichen Mainzelmännchen. Sie haben
ihren Teil dazu beigetragen, die Werbung erträglich und das
neue Programm beliebt zu machen. Sicher: Bedeutender,
populärer, prägender sind ganz andere Sendungen geworden.
Die "heute"-Nachrichten und "Kennzeichen D", "Aspekte" und "37
Grad", "Derrick" und "Der große Preis" stehen für ein
öffentlich-rechtliches Fernsehprogramm, das Information und
Unterhaltung in ein ausgeglichenes Verhältnis zueinander
bringt.
Die "Stimme Deutschlands" hat sich als zweites Standbein des
öffentlich-rechtlichen Fernsehens unentbehrlich gemacht. Ein
demokratischer Staat braucht kompetente und verantwortungsbewusste
Medien, die nicht der Versuchung erliegen, Politik zum Event zu
machen. Politik ist - das zeigt sich immer wieder - nur selten
unterhaltsam und kurzweilig. In diesen Tagen erleben wir sogar, wie
belastend, bedrückend, ja beängstigend politische
Berichterstattung werden kann. Ihren Kolleginnen und Kollegen, die
an den Schauplätzen des Krieges für seriöse
Informationen ihr Leben riskieren, möchte ich bei dieser
Gelegenheit meinen Respekt und meine Anerkennung übermitteln.
Was sie leisten, steht für den unvermindert hohen Anspruch des
öffentlich-rechtlichen Journalismus in Deutschland.
Was könnte ich Ihnen zum heutigen Jubiläumstag anderes
wünschen: Halten Sie diesen hohen Anspruch aufrecht, wuchern
Sie selbstbewusst mit den Pfunden des öffentlich-rechtlichen
Journalismus - mit der Glaubwürdigkeit, der
Zuverlässigkeit und der Unabhängigkeit Ihrer politischen
Berichterstattung. Dann bin ich sicher, dass sich das ZDF auch in
den kommenden Jahren in der Zuschauergunst so gut behaupten wird
wie bisher."
2.792 Zeichen