Pressemitteilung
Stand: 12.11.2003
Stand und Perspektiven der Nanotechnologie
TAB-Studie gibt Überblick zu Stand, Risiken und Chancen
nanotechnologischer Forschung
Auf dem Gebiet der Nanotechnologie sind Deutschlands Forscher Spitze. Dies zeigt eine Studie des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB), die heute in Berlin vorgestellt wurde. Die bundesweit erste umfassende Übersichtsstudie spiegelt den Stand von Forschung, Entwicklung und Anwendung in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik, Lebenswissenschaften und ausgewählten Industriebranchen wider. Sie gibt Einblick in das, was Nanotechnologie ist und kann, welche Hoffnungen in sie gesetzt werden und wie fortgeschritten diese Technologie mittlerweile ist. Mit Hilfe der Nanotechnologie werden Strukturen und Bauteile von ungefähr der tausendstel Dicke eines menschlichen Haares hergestellt.
Ergebnis der 450 Seiten umfassenden Studie
Im internationalen Vergleich gehört Deutschland in Forschung und Entwicklung weltweit zur Führungsspitze. Gemessen wurde dies an der Zahl der Publikationen (Platz drei hinter den USA und Japan) sowie an der Zahl der Patentanmeldungen (Platz zwei hinter den USA und vor Japan). Im Jahr 2002 wurden öffentliche Mittel in Höhe von rund 200 Millionen Euro eingesetzt. Damit entfiel auf Deutschland mehr als die Hälfte der öffentlichen Mittel, die EU-weit für die Nanotechnologie zur Verfügung standen.
Das Potenzial der Nanotechnologie ist enorm
Die im Auftrag des Forschungsausschusses des Bundestags erstellte Studie zeigt anschaulich die breite Palette nanotechnologischer Forschung und Entwicklung: Sie reicht von Baumaterialen über Kosmetik bis hin zur Medizintechnik. Baustoffe werden durch Beimischung von Nanopartikeln härter und druckfester, eine Sonnencreme hautverträglicher; Diagnostik-Chips können mit ihrer Hilfe verkleinert und Implantate und Prothesen stabiler werden. Nanomaterialien können zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit von Batterien beitragen, und Beschichtungen mit Nanopartikeln können für einen Anti-Graffiti-Schutz sorgen. Ein hohes Marktpotenzial bescheinigt die Studie auch kleinen Sensoren, die frühe Anzeichen einer Erkrankung - zum Beispiel Krebs oder Herzinfarkt - erkennen sollen. In der Berliner Charité erforschen Mediziner zur Zeit die Möglichkeit, mit Hilfe magnetischer Nanoteilchen Tumorzellen zu zerstören. Wegen ihres Potenzials zur grundlegenden Veränderung ganzer Technologiefelder wird die Nanotechnologie als Schlüsseltechnologie angesehen, die in naher Zukunft auch maßgebliche ökonomische, ökologische und soziale Implikationen mit sich bringen wird.
Forschung und Lehre weiter intensivieren
"Für die deutsche Forschung gilt es, diese starke Position im Bereich der Nanotechnologie zu behaupten und möglichst weiter auszubauen", sagt der Leiter der Studie, Prof. Dr. Herbert Paschen. "Die Nanotechnologie muss in der öffentlichen Forschungsförderung weiterhin Priorität haben." Auch die Lehre auf dem Gebiet der Nanotechnologie muss der Studie zufolge dringend gestärkt werden. Forschung und Lehre müssen dem interdisziplinären Charakter der Nanotechnologie verstärkt Rechnung tragen.
Die Forschung bezüglich möglicher Umwelt- und Gesundheitsfolgen durch Freisetzung von Nanopartikeln muss intensiviert werden. Denn aus einem hier derzeit noch fehlenden Wissen könnten sich nach Einschätzung von Paschen Hemmnisse für die Markteinführung von Nanotechnologien ergeben. Die weitere Entwicklung der Nanotechnologie müsse zudem flankiert werden von kontinuierlicher Forschung zu ethischen Fragen, die das sich wandelnde Verhältnis von Mensch und Maschine sowie von Natur und Technik betreffen. Fragen des Datenschutzes - insbesondere im medizinischen Bereich - sollten wissenschaftlich untersucht und öffentlich diskutiert werden. Auch müsse die Öffentlichkeit umfassend informiert werden, damit eine rationale gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Nanotechnologien möglich werde. Hierzu schlägt das TAB die Einrichtung einer zentralen Informationsquelle für die breite Öffentlichkeit vor.
Weitere Informationen
Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)
Neue Schönhauser Str. 10
D-10178 Berlin
buero@tab.fzk.de
Telefon: (030) 28 491 0
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Quelle:
http://www.bundestag.de/bic/presse/2003/pz_0311122