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Hartmut Hausmann
Elektrische Geräte in Haushalt und Büro
sollen weniger Strom fressen
Europa setzt niedrigere
Mindest-Energiestandards
Wenn die Europäer alle Elektrogeräte nach Gebrauch
ganz ausschalten würden, anstatt sie per Fernbedienung auf
Stand-by zu schalten, könnten sie bei einzelnen Geräten
40 Prozent an Strom einsparen, was sich bei ihrer Stromrechnung
deutlich bemerkbar machen würde. Auf den gesamten
Energieverbrauch der EU bezogen, wären das etwa fünf
Prozent, erklärte der EVP-Sprecher Peter Liese in der Beratung
einer neuen Richtlinie zur Festlegung von umweltgerechteren
Kriterien bei der Konstruktion von energiebetriebenen Produkten.
Denn nicht allein der Verbraucher, der die Geräte einsetzt,
soll die Verantwortung zur Energieeinsparung übernehmen,
sondern auch die Industrie, die solche Produkte herstellt.
Mit der Gesetzgebung soll ein ganz breites Spektrum von
Produkten erfasst werden, die zusammen für rund 40 Prozent der
Kohlendooxid-Emissionen verantwortlich sind und es damit den
EU-Staaten erschweren, ihre Verpflichtungen zur Verringerung der
Schadstoff-Emissionen zu erfüllen: Das reicht vom Wasserkocher
über Föhn, Waschmaschine und Computer bis hin zu den
besonders energiehunrigen Klimaanlagen. Wie die finnische
Berichterstatterin Astrid Thors von den Liberalen erklärte,
ist der Ansatz, mit dem Energiesparen bereits bei der Produktion zu
beginnen, deshalb so wichtig, weil bereits in der Phase der
Konstruktion die Entscheidung über mehr als 80 Prozent der
Umweltbelastung eines Produkts gefällt wird.
In seinen Änderungsanträgen forderte das Parlament die
Kommission in Brüssel auf, schon innerhalb der nächsten
zwölf Monate Durchführungsmaßnahmen für
zunächst 20 Produkte zu beschließen, die ein hohes
Potenzial für die kostengünstige Senkung von
Treibhausgasemissionen haben. Auch eine starke Senkung der
Verschwendung von Energie im Bereitschaftsmodus soll innerhalb des
nächsten Jahres geregelt werden. Nach Berechnungen der
Kommission beträgt für die 15 EU-Länder das
Einsparpotenzial an Treibhausgasen rund 180 Millionen Tonnen. Dies
entspricht rund der Hälfte der auf der Weltklimakonferenz in
Kyoto eingegangenen Verpflichtungen zur Verringerung um 336
Millionen Tonnen bis 2010.
Während Abgeordnete noch ausrechneten, dass diese
Maßnahmen so viel an Einsparungen allein in Deutschland
brächten, wie Berlin an Energieverbrauch hat, fuhren die
Haushaltsgerätehersteller unmittelbar nach der Abstimmung
schwere Geschütze auf. Die Forderungen des Parlaments seien
ein zynisches Manöver, aus der bevorstehenden Wahlkampagne
geboren. Nun hofft der Verband CECED darauf, dass Rat und
Kommission ihm besser zuhören und von den Erfahrungen der
Industrie zu lernen bereit seien. Der Luxemburger Abgeordnete der
Grünen, Claude Turmes , hielt dagegen, dass Europa mit der
Verabschiedung dieser Richtlinie einen riesigen Schritt in Richtung
Klimaschutz mache. Man werde der unnützen Energieverschwendung
durch schlecht gebaute Billiggeräte einen Riegel vorschieben
und zusätzlich den Forschungs- und Produktionsstandort Europa
stärken. Durch die Festlegung ehrgeiziger Mindeststandards
hätten Länder wie Japan, Kanada, Südkorea und Taiwan
der EU auch industriepolitisch in diesem Bereich längst den
Rang abgelaufen. Es sei doch geradezu abstrus, dass selbst China
schon strengere Regeln für den Stand-by-Verbrauch von
Fernsehgeräten habe als die EU. Liese hält bei den jetzt
beschlossenen Regelungen aber auch eine strengere
Marktüberwachung und eine Kontrolle der Importe von solchen
Geräten für notwendig, weil sonst durch den Missbrauch
von EU-Prüfzeichen auf importierten Alt- oder Billigprodukten,
die die Standards nicht erfüllen, die europäischen
Hersteller benachteiligt würden. H. H.
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