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Volker Koop
Mehr Sicherheit auf den Straßen
Kleinlaster - Rollende Zeitbomben?
Kleintransporter machen Deutschlands zunehmend
unsicher. Ihr Anteil am Unfallgeschehen hat sich in den vergangenen
zehn Jahren mehr als verdoppelt. In nüchternen Zahlen
ausgedrückt: 2001 waren 10.173 Kleinlaster -
einschließlich ausländischer - in Unfälle
verstrickt, 2001 waren es bereits 20.678 - nur deutsche -, und die
Zahlen steigen weiter. Ob für den privaten Umzug oder als
Kurierfahrzeuge genutzt.
Die Mini-Lastwagen - bis 3,5 Tonnen - flitzen
mit 150 km/h über die Autobahnen und lassen manchen Pkw hinter
sich. Ihr Vor- und Nachteil zugleich: Für sie reicht der
Pkw-Führerschein. Wer sonst nur an seinen Personenwagen
gewöhnt ist, ist völlig überfordert, wenn er
plötzlich einen solchen Beinahe-Lastwagen zu beherrschen
hat.
Uwe Beckmeyer, SPD-Abgeordneter und Mitglied
im Verkehrsausschuss, listet auf, welches besondere
Gefahrenpotenzial im Zusammenhang mit den Mini-Lkw zu beachten ist:
Die hohe Anzahl der so genannten Alleinunfälle und der
Unfälle in der Dunkelheit deuteten darauf hin, dass die
vorgeschriebene Dauer der Arbeitszeit aufgrund des wirtschaftlichen
und Termindrucks oft überschritten werde. Die SPD beabsichtige
den Einbau von Kontrollgeräten zur Überwachung der Lenk-
und Ruhezeiten auch für Fahrzeuge zwischen 2,8 und 3,5 Tonnen
europaweit verpflichtend vorzuschreiben. Falls dies nicht zeitnah
erreicht werden könne, sollte der Einbau für national
zugelassene Fahrzeuge zur Pflicht gemacht werden. Die
Beeinträchtigung der Fahrstabilität sei - so Beckmeyer
weiter - meist auf unterlassene oder mangelhafte Ladungssicherung
zurückzuführen. Hier seien Präzisierungen in der
Straßenverkehrsordnung, Qualifikation und ein geschärftes
Problembewusstsein der Fahrer erforderlich. Weiter müsse das
Unterschreiten des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstandes auf
Autobahnen mit spürbar höheren Sanktionen belegt werden.
Weil Autobahnabschnitte und Landstraßen mit streckenbezogenen
Geschwindigkeitsbeschränkungen sowie Baustellenbereiche
Unfallschwerpunkte von Kleinlastern seien, sei die Anzahl der
Geschwindigkeitskontrollen in diesen potenziellen
Unfallschwerpunkten zu erhöhen. Von der Einführung eines
allgemeinen Tempolimits für Kleinlaster hält er jedoch
nichts. Sie würde nicht zu einer deutlichen Senkung der
Unfallzahlen führen, da nur 14 Prozent aller Unfälle, an
denen solche Fahrzeuge beteiligt seien, auf Autobahnen
geschähen.
Der bedrohlichen Entwicklung müsse mit
wirkungsvollen Maßnahmen begegnet werden, fordert der Eduard
Oswald, CSU. Die Bundesregierung müsse das "Unfallrisiko
Kleintransporter" zum Schwerpunktthema ihrer
Verkehrssicherheitsarbeit machen. Verbunden mit einer
gründlichen Unfallursachenanalyse sei vor allem der Frage
nachzugehen, wo die Schwachpunkte im Verkehr der kleinen Lkw zu
finden seien. Oswald, Vorsitzender des
Bundestagsverkehrsauschusses, führt einige von ihnen auf:
Begrenzte Rundumsicht, Probleme mit den toten Winkeln,
voluminöse Aufbauten, Einfluss von Seitenwind,
Rangierschwierigkeiten und Probleme mit engen Einfahrten. Für
die Bewältigung dieser anspruchsvollen Fahraufgaben gebe es
bislang keine spezielle Ausbildung. Basis sei vielmehr
ausschließlich der Pkw-Führerschein. Oswald plädiert
deshalb für ein auf die besonderen Anforderungen und
Bedürfnisse der Kleintransporter abgestimmtes
Sicherheitsprogramm und Fahrtraining und Anleitung zur
Ladungssicherung. Damit ließe sich Sicherheit auf den
Straßen entscheidend verbessern.
Auf die lauter werdenden Forderungen von
Verkehrsverbänden, Politikern und Verwaltung, die
Verkehrssicherheit zu erhöhen, geht Peter Hettlich
(Grüne) ein. Er verweist auf einen Beschluss der
Verkehrsministerkonferenz, der ein Bündel von Maßnahmen
beinhalte. Dazu gehörten die Übernahme der Vorschriften
zur Güterbeförderung, die bisher nur für Lkw gelten,
stärkere Sanktionen für das Unterschreiten des
Mindestabstandes zum vorausfahrenden Fahrzeug und präzisere
Anforderungen an das Verstauen von Ladungen. Darüber bestehe
ein breiter Konsens. Vorschriften für Lenk- und Ruhezeiten,
die in Deutschland für Kleinlaster ab 2,8 Tonnen gelten,
sollten nach Vorstellung der Landesverkehrsminister in EU-Recht
übernommen werden. Die gerade angelaufene
"Qualifizierungsmaßnahme Kleintransporter" sensibilisiere
Fahrer in Schulungen für einen verantwortungsvollen Fahrstil.
Peter Hettlichfordert: "Die für Pkw geltenden
Sicherheitsstandards sollen auf Kleintransporter übertragen
werden, zum Beispiel die Ausstattung mit Airbags und Automatischer
Blockierverhinderung. Nachgewiesermaßen lässt sich das
Unfallrisiko durch Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung
senken. Die Forderung nach einem Tempolimit von 120 oder 130 km/h
wird daher von der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die
Grünen unterstützt, sie ist jedoch zur Zeit politisch
noch nicht durchsetzbar."
"Dringenden Handlungsbedarf" sieht auch der
CDU-Verkehrsexperte Gero Storjohann, der seine Forderung kurz und
bündig so zusammenfasst. "Fahrer schulen und Fahrzeuge
sicherer machen!" Die Zunahme der Unfälle mit Kleinlastern
stelle eine ernst zu nehmende Gefährdung der Sicherheit im
Straßenverkehr dar. Häufig würden diese Liefer- und
Lastkraftwagen von Kurierdiensten und Handwerksbetrieben benutzt,
nicht zuletzt, auch um das Sonntagsfahrverbot zu umgehen, das
für sie nicht gelte. Bedenklich sei, dass 65 Prozent aller
unfallbeteiligten Fahrer eines Kleinlasters auch die
Hauptverursacher des Unfalls seien, wobei zu den
hauptsächlichen Unfallursachen nicht angepasste
Geschwindigkeit und Abstandsfehler sowie Übermüdung und
ungesicherte Ladung zählten. Fahrer solcher Fahrzeuge
müssten daher durch Schulungsprogramme besser qualifiziert
werden. Außerdem sei es nötig, die Kleinlaster mit
stärkeren Bremsleistungen auszustatten.
Das vielfach ins Gespräch gebrachte
Tempolimit hält der FDP-Abgeordnete Horst Friedrich nicht
für zielführend. zumal 85 Prozent der Unfälle, an
denen sie beteiligt seien, ohnehin auf bereits
geschwindigkeitsbegrenzten Landstraßen und innerörtlichen
Straßen geschähen. Der Verkehrsgerichtstag in Goslar habe
Anfang 2004 festgestellt, dass Kleintransporter zwar
"unfallauffällig" seien, ihre Unfallbeteiligung - auch auf
Autobahnen - jedoch nicht als überdurchschnittlich zu bewerten
sei. Gleichzeitig müsse man sehen: "Kleinlaster spielen eine
unverzichtbare Rolle in den Übernachtnetzen der Kurier-,
Express- und Paketdienste. Eine generelle
Geschwindigkeitsbegrenzung für diesen Fahrzeugtyp hätte
angesichts der Zeitsensibilität dieser Branche erhebliche
wirtschaftliche Ausiwrkungen." Dennoch wolle die FDP im Bundestag
die Option "Tempolimit" nicht völlig ausschließen, jedoch
nur als letzten Schritt in einem Bündel von Maßnahmen,
falls anders eine Verbesserung der Sicherheit nicht erreicht werden
könne.
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