Karin Kortmann MdB (SPD)
Für eine nachhaltige Entwicklung
Bildung
Bei einem Besuch eines deutschen international tätigen
Unternehmens im vergangenen Jahr in Sao Paulo berichtete der
Betriebsleiter über die Umsetzung von Kern- und
Sozialarbeitsnormen in seinem Betrieb. Auf Kinderarbeit
angesprochen und welche Unterstützungsleistungen er für
die Kinder seiner Angestellten anbieten könne, antwortete er:
"In unserem Betrieb werden Familienväter nur eingestellt, wenn
sie uns nachweisen, dass ihre Kinder zur Schule gehen. Dafür
bezahlen wir einen guten Lohn, dass dies möglich ist und wir
fördern damit den Fachkräftenachwuchs von morgen."
Doch trotz weltweiter Fortschritte bei dem Ziel "Bildung
für alle", geht in den ärmsten Ländern der Welt
jedes fünfte Kind nicht zur Schule. Das bedeutete im Jahr
2000, dass eine Gesamtzahl von 114 Millionen Kindern im
Grundschulalter keinen Unterricht erhielten. In Afrika,
südlich der Sahara waren es 37 Prozent, in Südasien 35
Prozent, 14 Prozent in Ostasien und Pazifik, sieben Prozent in den
Arabischen Staaten, drei Prozent in Mittel- und Osteuropa und zwei
Prozent in Lateinamerika und in der Karibik.
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat deshalb die Jahre
2005 bis 2014 zur Weltdekade "Bildung für eine nachhaltige
Entwicklung" ausgerufen und damit das zweite Ziel der Millennium
Development Goals: Bis zum Jahr 2015 sicherzustellen, dass Kinder
überall in der Welt, Mädchen wie Jungen, eine
Primarschulbildung vollständig abschließen können,
in den Mittelpunkt weltweiter Entwicklungsanstrengungen
gesetzt.
Der Rückgang der hohen Einschulungsquoten in Ostasien haben
ebenso Anlass zur Besorgnis gegeben, wie der geringe Anstieg der
chronisch niedrigen Einschulungsquote in Afrika südlich der
Sahara. Doch auch hier belegen viele Länder, wie viel erreicht
werden kann, wenn sie dem Bildungsziel besondere Prioritäten
einräumen:
- in Benin konnte in den 90er-Jahren die Einschulungsquote,
ebenso wie in Mali die Anzahl derer, die ihre Primarschulbildung
abschlossen, um jeweils 20 Prozent gesteigert werden;
- in Bangladesch konnte die Einschulungsrate von 69 Prozent in
den Jahren 1990 bis 1991 auf 84 Prozent in den Jahren 2000-2001
steigern;
- die lateinamerikanischen und karibischen Länder stehen
mit 97 Prozent eingeschulten Kindern vor der Verwirklichung der
allgemeinen Einschulung aller Kinder.
Der Deutsche Bundestag unterstützt die Anliegen der
Weltdekade. "Die Vermittlung von Grundfertigkeiten und Faktenwissen
über die Zusammenhänge von Mensch, Natur und Technik
sowie die Förderung von Handlungs- und Gestaltungskompetenz
für soziale Gerechtigkeit, ökologische Tragfähigkeit
und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ist aus Sicht des
Bundestages eine unverzichtbare Voraussetzung, um Menschen zu
gesellschaftlicher Teilhabe und zur Gestaltung einer dauerhaft
tragfähigen Entwicklung zu befähigen und dem Leitbild
Nachhaltigkeit zum Durchbruch zu verhelfen." (Drucksache
15/2758)
Internationale Gebergemeinschaft
Eine besondere Bedeutung kommt dabei der "Education for All Fast
Track Initiative" (FTI) zu. Neben der Weltbank, der UNESCO und
UNICEF sind dort alle großen bilateralen Geberorganisationen,
wie die G8-Mitglieder und die Europäische Union, vertreten.
Sie ist eine Antwort der internationalen Gebergemeinschaft,
Entwicklungsländer mit tragfähiger und realistischer
Grundbildungsplanung nicht am Ressourcenmangel scheitern zu
lassen.
Das Beispiel Mosambik belegt, wie durch die verbesserte
internationale Geberkoordinierung und ein sektorweites
Förderprogramm, orientiert am nationalen Bildungsplan
Mosambiks Erfolge machbar sind. Mit Hilfe dieser Unterstützung
und der im Rahmen der Entschuldungsinitiative HIPC II freiwerdenden
Budgetmittel ist es gelungen, die Zahl der Kinder in der
Grundschule um eine Million zu erhöhen. Heute besuchen alle
Kinder Mosambiks die Grundschule. Ein Erfolg, der auch in anderen
Ländern möglich ist.
Die Förderung von Grundbildung ist damit zu einer
internationalen Gemeinschaftsaufgabe in der Verantwortung der
Entwicklungsländer geworden.
Katrin Kortmann MdB (SPD)
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