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Martin Peter
Kein Fass ohne Boden
Deutsche Welthungerhilfe leistet unverzichtbare
Hilfe
"Ich bin zuversichtlich, dass sich der Hunger in
der Welt besiegen lässt. Dazu müssen alle Beteiligten in
Nord und Süd einen Beitrag leisten und ihre Kraft für
dieses Ziel einsetzen", sagt eine Frau, die einem der großen
Hilfswerke gegen die Armut unter den Menschen in der Dritten Welt
vorsteht: Ingeborg Schäuble, Vorsitzende der 1962
gegründeten Deutschen Welthungerhilfe. Unter der
Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und einem
ehrenamtlichen Vorstand arbeitet die Organisation
gemeinnützig, politisch und konfessionell unabhängig und
finanziert ihre Arbeit durch Spenden und öffentliche
Zuschüsse.
Aufgabe der Deutschen Welthungerhilfe ist es,
gemeinsam mit unabängigen Partnern vor Ort oder eigenen
Fachkräften einen Beitrag zur Verbesserung von Ernährung
und Einkommen besonders armer Bevölkerungsgruppen in
Ländern der Dritten Welt zu leisten. Überblickt man die
bisherige Arbeit, so konnte die Welthungerhilfe bis Ende 2003 mit
insgesamt 1,33 Milliarden Euro 3.370 Selbsthilfeprojekte, 920
Projekte für Kinder und Jugendliche sowie 600
Nothilfeprogramme in 70 Ländern fördern.
2003 erhielt die Organisation, in der sich
5.000 Frauen und Männer ehrenamtlich engagieren, rund 25,4
Millionen Euro an Spenden und 65,6 Millionen Euro an
öffentlichen Zuschüssen (davon 28,5 Millionen Euro von
der Europäischen Kommission, 17,5 Millionen vom
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung und 0,99 Millionen Euro vom Auswärtigen Amt). Neu
bewilligt wurden 137 Projekte in 39 Ländern, darunter 25
Prozent im Bereich Ernährungssicherung
Landwirtschaft.
Vielleicht wird diese trockenen Statistik
lebendiger, wenn man zeigt, was hinter ihnen steht, nämlich
die Anschaffung von 3,3 Millionen Pflanzen und Baumsetzlingen sowie
268.000 Werkzeuge für Landwirtschaft und Handwerk sowie
220.000 Decken, Kleidungsstücke, Moskitonetze und
Haushaltsgegenstände. Die Deutsche Welthungerhilfe besorgte
darüber hinaus im vergangenen Jahr 62.000 Tonnen
Nahrungsmittel, 32.200 Zelte, Planen und Häuser, 8.100
Nutztiere, 4.500 Tonnen Saatgut und Düngemittel. Ferner wurden
von der Welthungerhilfe 836 Brunnen gebaut, 400 Kilometer
Straßen angelegt, 117 Schulen instand gesetzt oder neu
errichtet und 78 Gesundheitszentren eingerichtet.
Aus einer Hand
Die Welthungerhilfe leistet Hilfe aus einer
Hand - von der schnellen Nothilfe nach einer Katastrophe bis zu
langfristigen Projekten mit einheimischen Partnern. Hunger zu
überwinden heißt zugleich auch Armut zu überwinden.
Eine Unterstützung der Notleidenden unabhängig von ihrer
Hautfarbe sowie ethnischen und religiösen Zugehörigkeit
ist selbstverständlich: "Helfen kann aber nicht heißen,
Geschenke zu verteilen. Wirksame Hilfe heißt, Menschen Chancen
zu eröffnen, ihr Leben, ihre Zukunft frei von Hunger und Not
zu gestalten." Ingeborg Schäuble räumtein: "Wir werden
dafür mehr Kraft, mehr Mittel und mehr Zeit aufbringen
müssen, als wir ursprünglich gedacht hatten." Doch sie
fügt optimistisch hinzu: "Aber wir werden es
schaffen."
Und wie schafft es die Deutsche
Welthungerhilfe, immer neue Hoffnung zu verbreiten in einer Welt,
in der so viele Menschen der Resignation verfallen sind und in der
nicht wenige überzeugt sind, dass Entwicklungshilfe letztlich
ein Fass ohne Boden ist. Aber genau das ist sie nicht, wie die
folgenden Beispiele aus dem Jahresbericht 2003 zeigen: 20 Jahre
Bürgerkrieg und Vertreibung bestimmten über lange Zeit
den Alltag der Tamilin Sellamah Subramanium. Seit dem
vorläufigen Friedensabkommen im Jahr 2002 versucht die
46-jährige Kriegswitwe mit Unterstützung der
Welthungerhilfe und ihrer Partnerorganisation Sewa Lanka eine neue
Existenz im Norden Sri Lankas aufzubauen. Ein einfaches Haus mit
regendichtem Dach hat sie errichtet. Außerdem pflanzt sie
Gemüse und Obst auf dem Viertel Hektar Land, den sie von der
Regierung erhalten hat. Noch reichen die Erträge nicht zum
Überleben, so dass sie sich auch noch als Tagelöhnerin
auf dem Feld verdingen muss.
Sechs jüngere Geschwister versorgt die
19-jährige Leoncie Nyirsamsabima. Während der Massaker
1994 in Ruanda wurde ihr Vater von Hutu-Milizen ermordet, kurz
danach stirbt auch ihre Mutter. Um ihre Geschwister zu versorgen,
versucht sie mit ihren geringen Kenntnissen, auf einem kleinen
Stück Land Maniok und Bohnen anzubauen, versorgt die Kühe
von Verwandten. Um Kriegswaisen wie sie kümmert sich die
Fondation Barakabho mit finanzieller Unterstützung der
Welthungerhilfe. Leoncie erhält Saatgut, Dünger, eine
Ziege und landwirtschaftliche Beratung.
Seit Jahrzehnten gehören
Überfälle, Entführungen, und Massaker in Kolumbien
zum täglichen Leben. Teresa Franco wollte dieser Situation
nicht mehr tatenlos zusehen. Anfang der 90er-Jahre ließ sie
sich von der Partnerorganisation der Welthungerhilfe, Ciudadania,
zur Friedenspromoterin ausbilden. Außerdem organisiert sie als
Stadträtin von Antioquia Runde Tische. Ziel ist es, sich aktiv
für Gewaltprävention einzusetzen und vor allem
Jugendliche davon zu überzeugen, dass sich sich nicht -
mangels anderer Lebensperspektiven - der Guerilla oder den
Paramilitärs anschließen.
Was erreicht die Welthungerhilfe für die
Menschen, denen sie helfen will? Dazu der Leiter des Büros der
Bonner Organisation in der äthiopischen Hauptstadt Addis
Abeba, Wolfgang Mach, über die Arbeit in diesem Land, das zu
den Ärmsten in Afrika zählt: "Zunächst waren wir nur
bei Bedarf und ohne eigenes Personal engagiert. Dann leisteten wir
Nahrungsmittelhilfe und lieferten Saatgut, Pflugochsen und
Werkzeug, damit die Menschen durch die Dürre nicht ihre
Existenzgrundlage verloren. Parallel haben wir am Aufbau einer
Nahrungsmittelreserve mitgewirkt, die heute Hungerkatastrophen wie
in den 70er- und 80er-Jahren unwahrscheinlich macht. Seit 1991
bauen wir mit äthiopischen Partnern die ländliche
Infrastruktur auf. Also Straßen, Brunnen und
Bewässerungsanlagen. Damit verbessern wir das Leben vieler
Menschen."
Für Ulrich Post, den Leiter der Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit der Welthungerhilfe, darf
Solidarität mit den Ärmsten kein leeres Wort bleiben.
Deshalb wirbt man in Deutschland gemeinsam mit Partnern aus
Politik, Schule und Medien für eine gerechtere Zusammenarbeit
mit Ländern der Dritten Welt: " Wir informieren über die
Lebenslage der Armen und verschweigen dabei nicht die
wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge, die dazu
führen. Wir setzen uns für die Rechte und Interessen der
Ärmsten ein und bieten ihnen viele Möglichkeiten an, sich
aktiv zu beteiligen."
Weitere Informationen:
www.welthungerhilfe.de
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