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Magnus Jung
Kein Tropfen auf den heißen Stein
UNICEF hat sich vor allem der Bildung für
Kinder verschrieben
"Hilfe für Kinder ist kein Tropfen auf den
heißen Stein. Sie ist wie ein Tropfen im Ozean, der nicht
verloren geht." Diesem Motto des verstorbenen UNICEF-Botschafters
Sir Peter Ustinov fühlt sich das Kinderhilfswerk der Vereinten
Nationen weiterhin verpflichtet. Dabei leistet UNICEF mehr, als
einige Tropfen in den Ozean zu gießen. Ein zentrales Ziel ist
es, Kindern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Weltweit
können 121 Millionen Kinder nicht einmal eine Grundschule
besuchen. Wo es überhaupt Schulen gibt, werden vor allem junge
Mädchen vom Schulbesuch ausgeschlossen. Deshalb will UNICEF
bis 2005 in 25 Entwicklungsländern erreichen, dass
Mädchen und Jungen gleichermaßen zur Schule gehen.
Dabei ist Bildung mehr als Rechnen, Lesen und
schreiben. In der Schule lernen Kinder, wie sie sich vor Minen und
Infektionen schützen können. Sie erleben nach den
Traumatisierungen durch Bürgerkriege und Naturkatastrophen ein
Stück alltäglicher Normalität und lernen, dass
Konflikte nicht durch das Recht des Stärkeren gelöst
werden müssen. In Afghanistan etwa hat die UNICEF
entscheidenden Anteil daran, dass in diesem Jahr 5,5 Millionen
Kinder eine Schule besuchen können - so viele wie noch nie.
Experten des Kinderhilfswerkes beraten die Regierung und helfen
beim Aufbau des Bildungssystems. In zahlreichen anderen
Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika setzt sich UNICEF
für das Menschenrecht auf Bildung ein - von der Finanzierung
neuer Schulen, dem Aufbau nachhaltiger Strukturen im Bildungswesen
bis zur gesellschaftlichen Lobbyarbeit für die Abschaffung von
Schulgeld und Schuluniformen, die gerade für die Ärmsten
der Armen unüberwindbaren finanzielle Schranken darstellen.
Allein in Kenia können deshalb heute 1,5 Millionen Kinder
zusätzlich lernen.
Die Hilfe für Kinder in akuten
Notsituationen ist ein zweites zentrales UNICEF-Ziel. Im Irak, wo
Kinder nach Wasser betteln und nicht um Geld, engagierte sich
UNICEF vor und während des Krieges und danach vor allem
für die Trinkwasserversorgung. Durchfallerkrankungen durch
verseuchtes Wasser in Kombination mit Mangelernährung ist die
häufigste Todesursache von Kindern im Irak, wo schon vor dem
Krieg jedes siebte Kind seinen fünften Geburtstag nicht
erlebte. Ende 2003 wurden täglich elf Millionen Liter
Trinkwasser mit Tankwagen verteilt. Nach Naturkatastrophen wie dem
Erdbeben im iranischen Bam ist die UNICEF innerhalb von 48 Stunden
vor Ort um Hilfe zu leisten.
Medizinische Infrastruktur
aufbauen
Ein drittes Handlungsfeld von UNICEF ist der
Aufbau medizinischer Infrastruktur in den so genannten
Entwicklungsländern. Dazu gehört die Impfung von Kindern,
der Bau von Krankenhäusern und einfachen Krankenstationen, die
Unterrichtung von Müttern zur Vermeidung von Seuchen und
Infektionen und der Kampf gegen die Ausbreitung von AIDS. Auch auf
diesem Feld ist UNICEF von der Nothilfe in den Krisengebieten
Afrikas bis hin zur systematischen Beratungsarbeit mit Regierungen
und einheimischen Non-Government-Organisationen aktiv.
Zur Philosophie von UNICEF gehört es,
dass man nicht danach fragt, ob die Hilfe mittelbar auch denjenigen
zugute kommt, die für das Elend der Kinder - beispielsweise im
Irak - verantwortlich sind. Oft geht es einfach darum, so schnell
wie möglich das Leben von so vielen Kindern wie möglich
zu retten. Um dies auch finanziell leisten zu können, ist eine
intensive Öffentlichkeitsarbeit auch in Deutschland notwendig.
So standen die vielen Kriegskinder in den oft vergessenen
Krisengebieten in Angola, Kongo und Tschetschenien im Mittelpunkt
der UNICEF-Weihnachtsaktion 2003.
Das Deutsche Komitee der UNICEF ist seit
seiner Gründung vor 51 Jahren in Köln zu Hause. Die
Einnahmen in Deutschland erreichten im vergangenen Jahr einen
historischen Höchststand von 87 Millionen Euro. Davon wurden
64 Millionen Euro über Spenden eingenommen und 21 Millionen
Euro aus dem Verkauf von Grußkarten. Knapp 71 Millionen Euro
konnten für Projekte in 43 Staaten in Afrika, Asien und
Lateinamerika zur Verfügung gestellt werden.
Dass die Deutschen knapp hinter Japan an der
Spitze der Spendenfreudigkeiten liegen, ist sicherlich auch auf die
Arbeit der 130 UNICEF-Gruppen in Deutschland
zurückzuführen. Mit Blick auf ihre Arbeit sagte der
ehemalige Bundespräsident Johannes Rau: "Es gibt Stunden, in
denen man sagt: Es hat keinen Zweck. Ich möchte Ihnen sagen:
Ja, es hat Zweck, aus 8.000 UNICEF-Ehrenamtlichen 16.000 zu
machen."
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