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Erik Spemann
Finanzminister Faltlhauser will Etat bis 2006
ausgeglichen haben
Bayern: Haushaltsberatungen
Oft beschworen, aber kaum jemals erreicht: Ein Staats-Etat ohne
Neuverschuldung. Mit dem neuen bayerischen Doppelhaushalt 2005/06,
der nach der Einbringung durch Finanzminister Kurt Faltlhauser nun
im Landtag beraten wird, schafft Bayern dieses Ziel wie anvisiert
im Jahr 2006. Die heutige Generation dürfe nicht dauerhaft
mehr verbrauchen als sie leiste, betonte der Minister,
Verteilungskonflikte dürften nicht im Wege der Verschuldung
auf dem Rücken der Kinder und Kindeskinder ausgetragen werden.
Dagegen kritisierte die Opposition aus SPD und Grünen, dass
der eingeschlagene drastische Sparkurs auf Kosten der Bürger
gehe, die verstärkt zur Kasse gebeten würden. Das Ziel,
ohne neue Schulden auszukommen, würde auch nur durch
"Taschenspielertricks" erreicht.
Vor dem Hintergrund einer deutschlandweit überwiegend
desolaten Finanzsituation mit Rekordverschuldungen - "der Bund und
einige Länder sind meilenweit entfernt von einem
verfassungsmäßigen Haushalt" - hob Faltlhauser hervor,
dass Bayern den ausgeglichenen Haushalt 2006 "aus eigener Kraft"
erreiche. Dies sei möglich geworden, weil der Freistaat
beständig den "beschwerlichen Weg der haushaltspolitischen
Solidität" gegangen sei: Mit den Überschüssen in
guten Jahren habe man auch Schulden zurückgezahlt und
Rücklagen für schlechte Zeiten gebildet, außerdem in
einem Kraftakt seit 2004 ein Konsolidierungsvolumen von 2,1
Milliarden Euro gestemmt.
"Sparen, Reformieren, Investieren"
Der neue Doppelhaushalt unter den Vorgaben "Sparen, Reformieren,
Investieren" sieht Ausgaben (bereinigt, das heißt ohne
durchlaufende Bundesmittel) von 34,4 Milliarden Euro 2005 (plus 2,6
Prozent) und 34,7 Milliarden 2006 vor (plus 0,9 Prozent). Die
Ressorts müssen den Gürtel erneut enger schnallen: 2005
sollen zusätzlich 262 Millionen Euro eingespart werden, im
darauffolgenden Jahr noch einmal 64 Millionen. Trotz aller
Konsolidierungen will die Staatsregierung im Haushalt 2006 noch
eine Investitionsquote von 12,4 Prozent ausweisen
(Bundesländer West im Durchschnitt 10,3 Prozent), was aber
angesichts der früheren 15 Prozent von Faltlhauser selbst als
ein "unbefriedigend niedriges Niveau" angesehen wird, das wieder
anzuheben sei.
Dank der weit und breit geringsten Pro-Kopf-Verschuldung von
1.638 Euro (NRW: 5.270, Bremen 16.003 Euro) drückt 2005 die
Zinslastquote nur mit 3,2 Prozent (Länder West: 8,8, Bund mehr
als 15 Prozent). Gleichwohl wächst die
Nettokreditermächtigung im kommenden Jahr durch mehrere
Faktoren (weniger Steuern, höhere Leistungen für die
Kommunen, wachsende Ausgaben im Sozialbereich) noch einmal auf 1,1
Milliarden Euro an, bevor dann 2006 der Ausgleich erstmals ohne
neue Schulden gelingen soll.
Der Finanzminister gehe nicht zur Bank, sondern setze
ausschließlich eigene Mittel des Freistaats ein, sagte
Faltlhauser. Er will dafür Grundstockmittel (aus
Veräußerungen von Eon-Anteilen und Immobilien) nutzen,
die entweder für Investitionen und Umfinanzierungen dienen
oder in späteren Haushalten wieder in den Grundstock
zurückfließen.
Als besondere politische Schwerpunkte im Doppelhaushalt stellte
der Finanzminister die Bereiche Bildung und Wissenschaft mit
deutlich überdurchschnittlichen Steigerungsraten von 4,3
beziehungsweise 6,9 Prozent heraus. Für die Schulen gebe es
insgesamt 887 zusätzliche "Unterrichtskapazitäten" (aus
241 zusätzlichen Stellen und der angehobenen
Lehrerarbeitszeit, die umgerechnet 646 Stellen entsprechen soll).
Für die Kinderbetreuung sind 2005 rund 627,5 Millionen und im
folgenden Jahr 645 Millionen Euro vorgesehen.
Heftige Kritik von der Opposition
Dessen ungeachtet, bemängelte die Opposition, dass nicht
mehr Mittel in diese sensiblen Bereiche flössen.
SPD-Fraktionschef Franz Maget warf der CSU vor, dass in der
bayerischen Schulpolitik der Rotstift regiere, die Klassen zu
groß seien, es zu wenig Lehrer gebe und "massenhaft"
Unterricht ausfalle. So forderte die SPD für die nächsten
fünf Jahre eine zusätzliche "Bildungsmilliarde". Wasser
auf die Oppositionsmühlen war das Anschreiben einiger
Schuldirektoren an die Eltern mit der Bitte, sich im Fall etwaiger
Lehrerausfälle als Aushilfen zur Verfügung zu
stellen.
Der SPD-Haushaltspolitiker Heinz Kaiser kritisierte, dass vom
Doppelhaushalt nur ein schwacher konjunkturpolitischer Impuls
ausgehe. Er erneuerte die SPD-Forderung, mit der Privatisierung der
noch in Staatsbesitz befindlichen 4,9 Prozent Eon-Anteile ein
Programm "Offensive Infrastruktur Bayern" mit einem investiven
Volumen von insgesamt zwei Milliarden aufzulegen, um für mehr
Wachstum und Arbeitsplätze zu sorgen.
Der Haushaltspolitiker der Grünen, Thomas Mütze,
sprach von einem "Doppelhaushalt mit doppeltem Boden", das
"Propaganda-Ziel" des Haushalts ohne Neuverschuldung im Jahr 2006
werde nur auf dem Papier erreicht. Faltlhauser erkaufe sich dieses
Ziel mit einer enormen Nettoneuverschuldung im Jahr davor, mit
Abgabenerhöhungen - beispielsweise Büchergeld für
Schülereltern - und dem Rückgriff auf das
Grundstockvermögen. Außerdem bezweifelte Mütze, dass
Verzicht auf neue Schulden nach dem Bundestagswahljahr 2006
überhaupt noch Bestand habe.
Der CSU-Haushaltsexperte Manfred Ach konterte mit seiner
Gleichung "Schuldenfreier Haushalt, weniger Zinsen, mehr
Investitionen". Dagegen münzte er auf die Grünen die
Gleichung: "Mehr Schulden, mehr Zinsen, kein Spielraum mehr."
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