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Wann war’s – wer war’s?

Bild: Der Historiker Michael S. Cullen
Der Historiker Michael S. Cullen.

Bild: Vollständig verhülltes Reichstagsgebäude
Blick auf das von Christo und Jeanne-Claude verhüllte Reichstagsgebäude.

Lesen Sie Michael S. Cullens Episode aus der Geschichte des Reichstagsgebäudes, beantworten Sie seine Frage und gewinnen Sie eine Reise nach Berlin.

Verhüllung mit Hindernissen

Zehn Jahre ist es her, dass das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude das Reichstagsgebäude für zwei Wochen mit riesigen Tuchbahnen vollständig einpackte. Zehntausende Menschen pilgerten im Sommer 1995 zu dem verhüllten Gebäude des Parlaments und staunten über diese einzigartige Kunstaktion. Dass es dazu kam, daran bin ich selbst nicht ganz unschuldig. Denn im August 1971 schrieb ich eine Postkarte an Christo und Jeanne-Claude. Diese Karte sollte einen Stein ins Rollen bringen.

Doch der Reihe nach: An einem Sommertag erhielt ich Besuch von dem amerikanischen Maler John Gabriel, der auf dem Weg in die USA war, um einem Freund beim Filmen eines Christo-Projektes zu helfen. Ich bat John damals, Christo eine Postkarte von mir mitzubringen. Mit dieser Karte wollte ich Christo, den ich damals nicht persönlich kannte, für eine Projektidee begeistern: Ich schlug ihm vor, das Reichstagsgebäude zu verpacken.

John reiste in die USA, verkrachte sich in Colorado mit dem Filmemacher und reiste unverrichteter Dinge wieder ab. Aber er schrieb einen Brief an Christo und Jeanne-Claude und erzählte von meiner Idee. Einige Wochen später erhielt ich Post: Christo und Jeanne-Claude schrieben, sie würden sich gern mit mir treffen. Und das taten wir bald darauf – in Zürich am 4. Dezember 1971. Doch Christo und Jeanne-Claude mussten noch 20 Jahre warten: Erst mit der deutschen Wiedervereinigung konnten die Pläne konkret werden. Kurz nach dem Bundestagsbeschluss im Jahre 1991, das Parlament und die Regierung nach Berlin zu verlegen, machte der Abgeordnete Friedbert Pflüger einen Vorschlag: Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth solle Christo das Reichstagsgebäude verhüllen und als Bundestag auspacken lassen.

Als Pflüger mir erzählte, dass Frau Süssmuth nicht abgeneigt sei, bat ich sofort um einen Termin bei der Bundestagspräsidentin. Am 1. Juli 1991 trafen wir uns in Bonn. Frau Süssmuth sagte mir, dass sie das Projekt gern realisieren ließe. Es käme allerdings nicht allein auf sie an, sondern auf den Bundestag. Außerdem bat sie mich, Christo nichts zu sagen – dieser, befürchtete sie, könnte enttäuscht sein, wenn das Projekt scheiterte.

Ich dachte nach und entschied, Christo doch zu informieren. Gegenüber Frau Süssmuth begründete ich das so: Erstens würde ich Christo seit 20 Jahren kennen, sie hingegen gerade erst 60 Minuten. Außerdem sei Christo erwachsen und habe schon viele Enttäuschungen erlebt. Und zudem müsse Christo der Erste sein, der davon erfährt.

Als ich Christo anrief, glaubte er mir zunächst nicht – so fest war sein Panzer gegen Enttäuschungen. Nun wollte ich Christo und Jeanne-Claude mit Frau Süssmuth zusammenbringen. Im Dezember 1991 bekam ich endlich Nachricht von ihr. Sie würde Christo und Jeanne-Claude einladen, wenn sie sicher sein könne, dass die Künstler wirklich kämen. So rief ich Christo in New York an und fragte, ob er einer Einladung folgen würde. Er antwortete völlig überraschend: „Nein!”

Ich war vor den Kopf gestoßen. Doch dann fragte er: „Wenn wir kämen, gäbe sie uns die Genehmigung, das Reichstagsgebäude zu verhüllen?“ Ich antwortete: „Schwer zu sagen. Aber wenn ihr nicht kommt, könnt ihr das Projekt vergessen!” Das leuchtete ihnen ein und sie sagten zu. Am 9. Februar trafen sich Rita Süssmuth, Christo und Jeanne-Claude in Bonn. Das Projekt hatte endlich eine engagierte Fördererin gewonnen.

Fotos: studio kohlmeier, Picture-Alliance
Erschienen am 30. Mai 2005

Die Preisfrage lautet: Was antworteten Christo und Jeanne-Claude zuerst auf die Frage, ob sie die Einladung von Rita Süssmuth annehmen würden?

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Einsendeschluss: 15. Juni 2005.
Unter den richtigen Einsendungen werden fünf Preise verlost. Der Hauptgewinn ist eine Reise für zwei Personen nach Berlin.

Die sowjetische Flagge wurde 1945 nach der Eroberung Berlins durch die Rote Armee auf dem Südostturm des Reichstagsgebäudes gehisst. Eine Reise nach Berlin hat Gudrun Schubert aus Dresden gewonnen.


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