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Begegnungen im Parlamentsviertel
16 junge Mädchen lernen am Girls’ Day im Bundestag die Technik des Parlamentsfernsehens, die hauseigene EDV-Reparaturwerkstatt und den Gas-Wasser-Sanitär-Bereich kennen. Fürs morgendliche Warm-up im schönsten Sitzungssaal des Bundestages mit seinem grandiosen Blick auf das Reichstagsgebäude sorgt Vizepräsidentin Susanne Kastner. Sie ermuntert die anfangs noch schüchternen Besucherinnen: „Ihr dürft alles fragen. Ihr sollt mich nicht nur freundlich angucken.“
Ausführlich beantwortet sie die Frage nach ihrem Tagesablauf, erklärt das Schema der Sitzungstage und die Arbeit im Wahlkreis, weist auch auf ihre zusätzlichen Verpflichtungen hin. So sei sie kürzlich in Wolfenbüttel in einem Kindermuseum gewesen, wo Kinder auch eine Müllkippe wie in einem Entwicklungsland aufgebaut hatten. Wie in der Dritten Welt wird aus Müll dort Spielzeug. „Frau Kastner, machen Sie was draus“, habe die Aufforderung gelautet. So habe sie aus einem Eierkarton ein Spielzeugauto gebastelt, was gar nicht so einfach gewesen sei.
Ob danach einige der Mädchen vielleicht auf die Idee kommen, den „unglaublich vielfältigen und spannenden Beruf“ (Kastner) der Politikerin zu ergreifen, bleibt offen. Möglicherweise schreckt die Girls die wöchentliche Arbeitszeit von gut 70 Stunden. Doch Susanne Kastner verrät ihnen, dass man sich ab und zu auch mal einen Abend freischaufeln könne.
Weitere Informationen unter: www.girls-day.de
Wenn nicht, könnten überarbeitete Abgeordnete auf die Dienste von Natalie Espinosa und Hiltrud Gauf zurückgreifen. Ihr durchaus ernst gemeintes Angebot: „Sie sind im Alltagsstress? Wir erholen uns für Sie.“ Schon für fünf Euro ist eine der beiden bereit, sich an Stelle eines gestressten Mitbürgers eine halbe Stunde auf einem Balkon zu sonnen. Wer keine Zeit zum Ausschlafen hat, kann auch dies erledigen lassen. Kosten: 15 Euro. Und für fünf Euro zusätzlich genießt Natalie oder Hiltrud auch noch ein Frühstück im Bett – alles für den Kunden genau dokumentiert.
„Wir für Sie“ ist eines der Kunstprojekte, die die Fachhochschule Ottersberg auf Vermittlung von Schirmherrin Ina Lenke in der niedersächsischen Landesvertretung präsentierte. Die Bundestagsabgeordnete, die in der Nähe der Fachhochschule wohnt, versprach jedenfalls nicht zu viel, als sie schon zu Beginn der Präsentation meinte: „Die Ottersberger sind immer für eine Überraschung gut.“
Weitere Informationen unter: www.wir-fuersie.de
Auch Herta Däubler-Gmelin, Vorsitzende des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, hat – wie viele Abgeordnete – eine Schirmherrschaft übernommen. Sie engagiert sich für den „Baum des Jahres 2005“, die Rosskastanie. Herta Däubler-Gmelin und den anderen Ausschussmitgliedern wurden kürzlich Pflänzchen dieses beliebten Park- und Straßenbaums überreicht. Mit der Aktion soll zur Bekämpfung der „Cameraria ohridella“, der Miniermotte, aufgerufen werden, die schon im Juli die Blätter der Rosskastanie zerfrisst. Die Parlamentarierin meint: „Da der Schädling bis heute keinen natürlichen Feind hat, bleibt als Gegenmaßnahme vor allem das Zusammenharken des Laubs im Herbst und seine Vernichtung.“
Weitere Informationen unter: www.baum-des-jahres.de
Text: Klaus Lantermann
Fotos: Deutscher Bundestag, studio kohlmeier
Erschienen am 30. Mai 2005