"Die Mühe hat sich gelohnt"
Interview mit Hans-Joachim Hacker
Hans-Joachim Hacker ist stellvertretender
Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und zuständig für
Innen-und Rechtspolitik. Mit ihm sprach K. Rüdiger Durth.
Das Parlament
Herr Hacker, hat sich der jahrelange Kampf
zwischen Regierung und Opposition, aber ja auch innerhalb der
rot-grünen Regierungskoalition um das Zuwanderungsgesetz
gelohnt?
Hans-Joachim Hacker Die Mühe hat sich
gelohnt. Wir haben nun ein modernes Zuwanderungsgesetz, das nach
meiner Überzeugung viele Jahre Bestand haben wird. Das gilt
vor allem für die humanitären Regelungen, die Frage der
ausländischen Arbeitskräfte und die
Integration.
Das Parlament
Aber stand das Gesetz nicht öfter vor
dem Aus, nicht nur weil ihr grüner Koalitionspartner nach
quälenden Vermittlungsrunden mit der Opposition das Ende der
Verhandlungen verkündete?
Hans-Joachim Hacker Ich hatte immer die
Hoffnung, dass sich alle bewegen. Und das ist ja auch der Fall
gewesen. Das macht mich auch optimistisch, dass wir im Bundestag
und -rat andere strittige gesellschaftliche Probleme
vernünftig lösen können.
Das Parlament
Brauchen wir überhaupt ein
Zuwanderungsgesetz?
Hans-Joachim Hacker Seine Notwendigkeit wird
von keiner Seite bestritten, weder von den Parteien, noch von den
gesellschaftlich relevanten Gruppen. Das Zuwanderungsgesetz
vereinfacht das Ausländerrecht, sorgt für klare
Bestimmungen etwa im Blick auf Ausländer, die in Deutschland
arbeiten wollen, fördert die Integration und dient der Inneren
Sicherheit.
Das Parlament
Aber wir haben über vier Millionen
Arbeitslose...
Hans-Joachim Hacker ... keinem Deutschen wird
durch das Zuwanderungsgesetz ein Arbeitsplatz streitig gemacht.
Aber in wenigen Jahren haben wir auf Grund der demographischen
Entwicklung schon zu wenig Arbeitskräfte. Und schon jetzt
benötigen wir in vielen Berufen dringend hochqualifizierte
ausländische Wissenschaftler und Fachleute.
Das Parlament
Dafür gibt es doch die
Greencard?
Hans-Joachim Hacker Die nur für
IT-Spezialisten gedacht war und deren Bestimmungen etwa im Blick
auf die Einbürgerung nicht sonderlich attraktiv sind. Durch
das neue Gesetz wird die Greencard hinfällig.
Das Parlament
Was wird eigentlich aus dem Asylrecht nach
Artikel 16 Grundgesetz?
Hans-Joachim Hacker Es bleibt unangetastet.
Wer politisch verfolgt wird, findet in Deutschland
Schutz.
Das Parlament
Und was ist mit den Abschiebungen?
Hans-Joachim Hacker Wer kein Aufenthalts-
oder Bleiberecht in Deutschland hat, muss das Land wieder
verlassen. Geht er nicht freiwillig, wird er abgeschoben. Die
bislang übliche Kettenduldung wird abgeschafft. Wer auch nach
anderthalb Jahren aus rechtlichen Gründen nicht abgeschoben
werden kann, darf bleiben. Es gibt also mehr Rechtssicherheit. Und
für Härtefalle wird es künftig in den einzelnen
Bundesländern Kommissionen geben, die über
Grenzfälle entscheiden. Deutschland ist und bleibt ein
ausländerfreundliches Land und gewährt Verfolgten
Asylschutz.
Das Parlament
Nun soll die Integration ernsthaft angepackt
werden. Das wird sich der Bund viel Geld kosten lassen. Wie lange
wird die Integration dauern?
Hans-Joachim Hacker Machen wir uns keine
Illusionen. Das Integrationsangebot richtet sich nicht nur an die
neu zu uns kommenden Ausländer, sondern auch an die, die schon
zum Teil sehr lange bei uns leben. Hier gilt es viel nachzuholen.
Aus meiner Sicht ist Integration ein dauerhafter Prozess, der aber
nun endlich in Gang gesetzt werden muss - um der Menschen
willen.
Das Parlament
Ein anderes Thema wird von den Politikern
nicht gern aufgegriffen ...
Hans-Joachim Hacker ... Sie meinen sicherlich
das der Spätaussiedler?
Das Parlament
In der Tat. Dabei geht es vor allem um die
jungen Familienmitglieder, die oft kein Deutsch
können.
Hans-Joachim Hacker Hier müssen wir
unterscheiden zwischen Menschen, die deutscher Abstammung sind, und
solchen, die den Genuss der gesetzlichen Bestimmungen für
Familiennachzug kommen. Von letzteren verlangen wir inzwischen
Grundkenntnisse in der deutschen Sprache, die schon vor der
Einreise in die Bundesrepublik Deutschland nachgewiesen werden
müssen. Insgesamt warten auch hier noch große
Integrationsaufgaben auf uns.
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