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Das Parlament
Nr. 35-36 / 23.08.2004

 
Bundeszentrale für politische Bildung
 

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Alexander Weinlein

...aufgekehrt

Kennen Sie die Gemeinsamkeit zwischen Altkanzler Helmut Kohl und der Schwimmerin Franziska van Almsick? Lassen Sie sich ruhig Zeit mit der Antwort, wir werden später auf die Frage zurückkommen.

Wir leben, so sagt man, in einer Wissensgesellschaft und eine bekannte Forderung dieser Tage spricht vom lebenslangen Lernen. Dies klingt gut, denn bereits Lenin wusste, Wissen ist Macht - auch wenn Deutschlands Schüler zu wissen glauben, dass nichts wissen auch nichts macht. Bleibt die Frage, wie entsteht eigentlich Wissen, wie funktioniert das Lernen?

Schon Goethes Faust musste sich eingestehen, dass er "Juristerei und Medizin, Philosophie und leider auch Theologie, durchaus studiert" hat "mit heißem Bemühn" und am Ende doch dastand als armer Tor, "so klug als wie zuvor". Das hätte er auch vorher wissen können, wenn er in Philosophie besser aufgepasst hätte: "Ich weiß, dass ich nichts weiß" steht schon bei dem griechischen Philosophen Sokrates zu lesen.

Probieren geht über studieren, lautet ein bekanntes Sprichwort. Und in der Tat, scheint der Mensch am effektivsten mit Hilfe der "try-and-error"-Methode zu lernen. Wir kennen das seit frühester Kindheit. Ihre Eltern konnten Ihnen tausendmal sagen, dass die Herdplatte heiß ist, so recht glauben wollten Sie es aber erst, nachdem Sie sich ordentlich die Pfoten verbrannt haben. Der Lernerfolg: Gebranntes Kind scheut das Feuer.

Doch ist es wirklich so einfach mit dem Lernen und dem Wissen? Denn schließlich - um noch einmal den Geheimrat Goethe zu bemühen - gilt: "Es irrt der Mensch, solang er strebt." In der Tat kommt der homo sapiens immer wieder an einen Punkt, an dem er es - die Antwort im Unterbewusstsein doch schon ahnend oder zumindest sie fürchtend - noch einmal wissen will.

Womit wir wieder bei unser Eingangsfrage nach den Geimsamkeiten von Helmut Kohl und Franziska van Almsick wären. Genau! Die wollten es beide auch noch einmal wissen - und bekamen prompt die gleiche Antwort: "Nein!" Der Altkanzler 1998 vom Wählervolk, die Olympionikin von ihren Konkurrentinnen im Schwimmbecken von Athen. Unterschiedlich fielen allerdings die Bewertungen aus: Bei Kohl sprach man von der Unfähigkeit zu wissen, wann man gehen sollte, bei Franzi von Sportsgeist.

Gerhard Schröder, so verkündete er uns in den vergangenen Tagen, will es nun auch noch einmal wissen. Ob nun aus Sportsgeist oder aus anderen Gründen - "Ich will hier nicht wieder raus!" - dies sei an dieser Stelle dahingestellt. Eine Antwort wird er so oder so bekommen; allerdings muss er sich noch zwei Jahre gedulden. Dann ist er - und auch wir - wieder ein wenig schlauer geworden. Bis dahin - sagen wir es mit den Worten von TV-Moderatorin Maybritt Illner -, viel Spaß beim Vermehren der gewonnenen Einsichten. Alexander Weinlein

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