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Das Parlament
Nr. 35-36 / 23.08.2004

 
Bundeszentrale für politische Bildung
 

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Karin Kortmann MdB (SPD)

Für eine nachhaltige Entwicklung

Bildung

Bei einem Besuch eines deutschen international tätigen Unternehmens im vergangenen Jahr in Sao Paulo berichtete der Betriebsleiter über die Umsetzung von Kern- und Sozialarbeitsnormen in seinem Betrieb. Auf Kinderarbeit angesprochen und welche Unterstützungsleistungen er für die Kinder seiner Angestellten anbieten könne, antwortete er: "In unserem Betrieb werden Familienväter nur eingestellt, wenn sie uns nachweisen, dass ihre Kinder zur Schule gehen. Dafür bezahlen wir einen guten Lohn, dass dies möglich ist und wir fördern damit den Fachkräftenachwuchs von morgen."

Doch trotz weltweiter Fortschritte bei dem Ziel "Bildung für alle", geht in den ärmsten Ländern der Welt jedes fünfte Kind nicht zur Schule. Das bedeutete im Jahr 2000, dass eine Gesamtzahl von 114 Millionen Kindern im Grundschulalter keinen Unterricht erhielten. In Afrika, südlich der Sahara waren es 37 Prozent, in Südasien 35 Prozent, 14 Prozent in Ostasien und Pazifik, sieben Prozent in den Arabischen Staaten, drei Prozent in Mittel- und Osteuropa und zwei Prozent in Lateinamerika und in der Karibik.

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat deshalb die Jahre 2005 bis 2014 zur Weltdekade "Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" ausgerufen und damit das zweite Ziel der Millennium Development Goals: Bis zum Jahr 2015 sicherzustellen, dass Kinder überall in der Welt, Mädchen wie Jungen, eine Primarschulbildung vollständig abschließen können, in den Mittelpunkt weltweiter Entwicklungsanstrengungen gesetzt.

Der Rückgang der hohen Einschulungsquoten in Ostasien haben ebenso Anlass zur Besorgnis gegeben, wie der geringe Anstieg der chronisch niedrigen Einschulungsquote in Afrika südlich der Sahara. Doch auch hier belegen viele Länder, wie viel erreicht werden kann, wenn sie dem Bildungsziel besondere Prioritäten einräumen:

- in Benin konnte in den 90er-Jahren die Einschulungsquote, ebenso wie in Mali die Anzahl derer, die ihre Primarschulbildung abschlossen, um jeweils 20 Prozent gesteigert werden;

- in Bangladesch konnte die Einschulungsrate von 69 Prozent in den Jahren 1990 bis 1991 auf 84 Prozent in den Jahren 2000-2001 steigern;

- die lateinamerikanischen und karibischen Länder stehen mit 97 Prozent eingeschulten Kindern vor der Verwirklichung der allgemeinen Einschulung aller Kinder.

Der Deutsche Bundestag unterstützt die Anliegen der Weltdekade. "Die Vermittlung von Grundfertigkeiten und Faktenwissen über die Zusammenhänge von Mensch, Natur und Technik sowie die Förderung von Handlungs- und Gestaltungskompetenz für soziale Gerechtigkeit, ökologische Tragfähigkeit und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ist aus Sicht des Bundestages eine unverzichtbare Voraussetzung, um Menschen zu gesellschaftlicher Teilhabe und zur Gestaltung einer dauerhaft tragfähigen Entwicklung zu befähigen und dem Leitbild Nachhaltigkeit zum Durchbruch zu verhelfen." (Drucksache 15/2758)

Internationale Gebergemeinschaft

Eine besondere Bedeutung kommt dabei der "Education for All Fast Track Initiative" (FTI) zu. Neben der Weltbank, der UNESCO und UNICEF sind dort alle großen bilateralen Geberorganisationen, wie die G8-Mitglieder und die Europäische Union, vertreten. Sie ist eine Antwort der internationalen Gebergemeinschaft, Entwicklungsländer mit tragfähiger und realistischer Grundbildungsplanung nicht am Ressourcenmangel scheitern zu lassen.

Das Beispiel Mosambik belegt, wie durch die verbesserte internationale Geberkoordinierung und ein sektorweites Förderprogramm, orientiert am nationalen Bildungsplan Mosambiks Erfolge machbar sind. Mit Hilfe dieser Unterstützung und der im Rahmen der Entschuldungsinitiative HIPC II freiwerdenden Budgetmittel ist es gelungen, die Zahl der Kinder in der Grundschule um eine Million zu erhöhen. Heute besuchen alle Kinder Mosambiks die Grundschule. Ein Erfolg, der auch in anderen Ländern möglich ist.

Die Förderung von Grundbildung ist damit zu einer internationalen Gemeinschaftsaufgabe in der Verantwortung der Entwicklungsländer geworden.

Katrin Kortmann MdB (SPD)

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