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233/1999
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BAUTECHNISCHER ZUSTAND VON AKW IN TSCHERNOBYL UNKLAR (ANTWORT)

Berlin: (hib/KER-um) Trotz der umfangreichen verfügbaren Materialien gibt es noch große Wissenslücken, die insbesondere den bautechnischen Zustand der erhalten gebliebenen Konstruktionen, die Menge und die Lage des verbliebenden Brennstoffs betreffen.

Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung (14/2108) auf eine Kleine Anfrage von SPD und Bündnis 90/Die Grünen zur dauerhaften Versiegelung des Reaktorsarkophags in Tschernobyl (14/1880) hervor. Die Regierung erklärt, nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl im Jahre 1986 hätten die sowjetischen Behörden eiligst einen Einschluss um den Unfallblock IV errichtet.

Dieser "Sarkophag”, der auf die Ruinen des Blocks aufgesetzt wurde, diene insbesondere zur Rückhaltung des radioaktiven Inventars und zur Verhinderung von dauerhaftem Wassereintritt in größerem Ausmaß.

Unter Wissenschaftlern herrsche Einvernehmen darüber, dass es sich bei der derzeitigen Umschließung um eine Sofortmaßnahme handelt, die den sicheren und dauerhaften Einschluss der Reaktorruine "nicht gewährleisten kann”. Insbesondere seit der Unabhängigkeit der Ukraine gebe es das Bemühen, ein Konzept zum sicheren Einschluss zu entwickeln.

Wie die Regierung weiter darlegt, wurde der Sarkophag nach dem Unfall auf erhalten gebliebene Baukonstruktionen aufgesetzt. Dies seien die Lüftungsschächte im Osten und die Außenwand im Westen sowie ein mit Beton verfestigter Trümmerhaufen als Auflage des Trägers "Mammut”.

Die Stabilität dieser erhalten gebliebenen Baukonstruktion sei "praktisch kaum einschätzbar”. Die neuen tragenden Baukonstruktionen seien mit der alten nur lose verbunden, es existierten also keine Schweiß-, Niet- oder Schraubverbindungen.

Die Lebensdauer dieser tragenden Baukonstruktionen sei auf maximal 30 Jahre ausgelegt worden. Obwohl es derzeit keine Anzeichen auf eine akute Einsturzgefahr gebe, so die Antwort weiter, könne jedoch bedingt durch innere Einflüsse, wie fortschreitende Korrosion und Erosion, oder äußere Einflüsse, wie Erdbeben und Flugzeugabsturz ein Einsturz nicht völlig ausgeschlossen werden.

Nach austretender Radioaktivität befragt, erklärt die Regierung, durch verschiedene Maßnahmen sei einer weiteren Belastung der Luft entgegengetreten worden. Ein Austritt von Radioaktivität über den Wasserpfad durch mögliche Risse im Sarkophag in den Boden und in das Grundwasser hätten bislang nicht eindeutig nachgewiesen werden können.

Die bisher durch die während des Unfalls freigesetzte Radioaktivität im Boden und im Grundwasser vorhandene Kontamination in der näheren Umgebung sei jedoch dominierend.

Den Angaben zufolge wurde im Jahre 1996 mit Mitteln des EU-TACIS-Programms ein Projekt zur Sanierung des Sarkophags entwickelt, das die Ukraine und westliche Geberländer gemeinsam umsetzen, der sogenannte Shelter Implementation Plan (SIP).

Dieser habe nicht das Ziel, den Sarkophag zu versiegeln, sondern das Bauwerk mittelfristig zu stabilisieren. Zur Finanzierung des SIP sei bei der Europäischen Bank für Wiederbau und Entwicklung der sogenannte Chernobyl Shelter Fund eingerichtet worden.

Bisher hätten 21 Länder insgesamt 393 Millionen US-Dollar aufgebracht, um den SIP, dessen Gesamtkosten sich auf 768 US-Dollar belaufen, umsetzen. Deutschland seit bisher mit 23,6 Millionen US-Dollar beteiligt und setze sich für endgültige Sicherstellung der Gesamtfinanzierung ein. Der Anteil der Ukraine an der Finanzierung des SIP liegt laut Antwort bei 50 Millionen US-Dollar in Sachleistungen.



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Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/1999/9923302
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