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Hartmut Hausmann
Buttiglione wird strikt abgelehnt
EU-Kommission droht eine Pleite
Der Streit um die neue EU-Kommission hat sich eine Woche vor der
entscheidenden Abstimmung im Europäischen Parlament weiter
zugespitzt. Die Sozialdemokraten im Europäischen Parlament
haben offen mit der Ablehnung des gesamten Teams des
portugiesischen Präsidenten José Manuel Barroso gedroht.
Das Parlament muss die neuen Kommission vor deren Amtsantritt am 1.
November noch am 27. Oktober bestätigen. Dabei können
allerdings keine einzelnen Kommissare, sondern nur die gesamte
Mannschaft abgelehnt werden.
Er werde seiner Fraktion die Ablehnung empfehlen, wenn Barroso
dem Italiener Rocco Buttiglione nicht das Innen- und Justiz-Ressort
oder zumindest Teilzuständigkeiten entziehe, sagte der
Vorsitzende der Sozialdemokraten, Martin Schulz, am 15. Oktober in
einer Pressekonferenz in Brüssel. Angesichts seines
gesellschaftspolitischen Weltbildes sei Buttiglione für dieses
Ressort nicht geeignet. Der frühere Philosophieprofessor und
Freund von Papst Johannes Paul II hatte in seiner Anhörung vor
dem Innen- und Justizausschuss des Parlaments Homosexualität
als Sünde bezeichnet.
Schulz machte zugleich aber auch deutlich, dass er bereit sei,
Buttiglione in einem anderen Ressort zu akzeptieren. Inzwischen hat
der Italiener allerdings erstmals über einen Verzicht auf das
Kommissionsamt spekuliert. Der Parlamentsausschuss hatte ihn nach
einer Abstimmung mit 26 gegen 25 Stimmen als ungeeignet für
das Amt eines EU-Kommissars bezeichnet. Scharfe Kritik übte
Schulz an Äußerungen Barrosos. Dieser hatte bei einem
Besuch in Schweden und Estland Veränderungen an seiner
Mannschaft ausgeschlossen.
Zugleich stellte sich Schulz hinter den ungarischen Kandidaten
Laszlo Kovacs. Dem designierten Energiekommissar war von dem
Parlamentsausschuss nicht ausreichende Sachkenntnis vorgeworfen
worden. Der Kandidat werde diesen Mangel ausgleichen können,
wenn er sich erst voll auf sein Amt konzentriere, sagte Schulz. Die
Sozialdemokraten äußerten sich insgesamt unzufrieden mit
der neuen Kommission. Sie habe "sehr starke neoliberale Tendenzen",
sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Hannes Swoboda. Im
Parlament verfügen die Sozialdemokraten über 200 der
insgesamt 731 Sitze. Auch die mit 88 Abgeordneten
drittstärkste Gruppe der Liberalen verlangt von Barroso
Entgegenkommen: Barroso habe die Wahl, Buttiglione
zurückzuziehen oder die Meinung des Parlamentes zu ignorieren.
Im letzten Fall seien sie bereit, die Kommission als Ganzes
zurückzuweisen. Fast gleichlautend hatten die Grünen (42)
und die Vereinigte Linke (41) reagiert. Damit ist eine Ablehnung
der Kommission durchaus denkbar.
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