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Rainer Büscher
EU-Gerichtshof braucht mehr Geld
Der Generalsekretär des Europarates zu
Besuch in Berlin
Die vorhandenen Ressourcen des Europäischen Gerichtshofs
für Menschenrechte reichen nicht aus. "Angesichts von 75.000
Fällen, die einer Bearbeitung harren, müssen die
Mitgliedstaaten mehr Mittel zur Verfügung stellen." Mit diesem
Appell hat sich der neue Generalsekretär des Europarates,
Terry Davis, am 28. Oktober bei seinem Antrittsbesuch in Berlin an
die deutsche Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des
Europarates gewandt. "Die Menschen verbinden den Europarat mit dem
Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte", ist Davis
überzeugt. Da allein in diesem Jahr rund 45.000 neue
Fälle in Straßburg eingereicht worden seien, stelle sich
das Problem größer dar als gedacht. Einige Fälle
seien seit fünf bis sechs Jahren liegen geblieben.
Berechnungen zufolge seien rund 100 neue Mitarbeiter nötig, um
die Aktenberge abzuarbeiten. Zur Frage der Umsetzung der
Entscheidungen des Gerichtshofes erklärte Davis, Probleme gebe
es vor allem in Russland und in der Türkei. Dem Land am
Bosporus bescheinigte er aber, in der letzten Zeit erhebliche
Fortschritte gemacht zu haben.
Gleichzeitig sprach sich der ehemalige britische
Labour-Abgeordnete dafür aus, den Etat des Europarates
entsprechend der Inflationsrate anzupassen. "Wenn sich die Staaten
durchsetzen, die das Budget auf dem jetzigen Stand einfrieren
wollen, muss ich in einigen Bereichen kürzen", machte Davis
den Bundestagsabgeordneten deutlich. Der Europarat habe in den
letzten Jahren immer mehr Aufgaben bekommen, aber nicht mehr
Geld.
Der Generalsekretär rief einige Erfolge des Europarates ins
Gedächtnis, darunter eine Konvention zur Bekämpfung von
Cyber-Crime. Das Verbot von Kriminalität im Internet habe eine
globale Vorreiterrolle, so dass sich beispielsweise Japan der
Konvention angeschlossen habe. Auf dem dritten Gipfel der Staats-
und Regierungschefs im Mai 2005 in Warschau komme es darauf an,
eine konkrete Entscheidung über die künftigen Aufgaben
des Europarates herbeizuführen. Davis plädierte
dafür, die Arbeit des Gremiums auf die Themen Menschenrechte
und Rechtstaatlichkeit sowie auf kulturelle Fragen zu
konzentrieren. Auch müsse sich die Straßburger
Organisation verstärkt dem Thema Folter widmen. Seiner Meinung
nach gibt es in einigen Bereichen Überlappungen mit der
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
(OSZE), so dass Klarheit über die Zuständigkeiten
geschaffen werden müsse.
Fragen der Bundestagsabgeordneten galten der
Öffentlichkeitsarbeit des Europarates sowie einer geplanten
Aufklärungskampagne. Die Parlamentarier vertaten einhellig die
Meinung, das die Organisation ihre Arbeit keineswegs verstecken
müsse. Davis wies auf derzeitige Bemühungen hin, einen
geeigneten Leiter für den Bereich der Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit zu finden. Diese habe die Aufgabe, die
Medien- und Aufklärungskampagne vorzubereiten.
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