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Dirk Wilke
Extravaganz als Markenzeichen
Rudolf Moshammer: Das schwierige
Glückskind
Extreme haben in seiner Familie Tradition: Der Vater verfiel als
Direktor bei der Württembergischen Feuerversicherung dem
Alkohol und starb schließlich in Obdachlosigkeit.
Trotzdem hatte Rudolf Moshammer, der geschwisterlos aufwuchs,
eine "glückliche Kindheit" bei wohlhabender Elternschaft. Er
besuchte die Volksschule in München und erlernte dann den
Beruf eines Einzelhandelskaufmannes. Sein Vater hätte ihn
damals lieber im Versicherungsgeschäft gesehen, auch verbot er
Rudolph zu dessen Schulzeiten - auf Grund der Schwänzerei -
das Hobby des Eiskunstlaufens.
Nach dem Abstieg und Tod des Vaters entwickelte Moshammer eine
äußerst starke Verbundenheit und Liebe zu seiner Mutter.
Dieser emotionale Verbund verfestigte sich in den Folgejahren durch
gemeinsame private und berufliche Pläne. Mama Else und Rudolph
begannen bereits 1968 sukzessiv mit dem Aufbau einer neuen Existenz
und eröffneten das Geschäft, in dem Moshammer auch heute
noch residiert: In der Münchner Maximilianstraße, einer
der teuersten europäischen Einkaufszeilen.
Frühzeitig hatte die Kultfigur der Hundefutterwer-bung die
Gegensätze des Lebens kennengelernt: Finanzielle Sicherheit
unter der Obhut der Eltern, den emotionalen Verlust des Vaters
sowie dessen frühen Tod, den beruflichen Neuanfang und den
Aufstieg zum international anerkannten Modedesigner, über ein
Vierteljahrhundert begleitet durch die Unterstützung und
innige Liebe der Mutter. Moshammer, dessen Äußeres so gar
nicht dem herrschenden Bild davon entspricht, wie Männer sich
zu kleiden haben, der nie ohne seine kunstvoll geföhnte
Stirn-locke und ganz bestimmt nie ohne seinen Schoßhund Daisy
im Arm zu sehen ist, dieser Moshammer hat sich ein Modeimperium
aufgebaut, wo echte Kerle kaufen: Arnold Schwarzenegger, Jose
Carreras, Thomas Gottschalk oder Richard Chamberlain.
Der Modezar von der Maximilianstraße hat aber noch ganz
andere Talente: Er wirkt auf Hörbüchern mit, hat eigene
CDs veröffentlicht ("Moshammer's Classics"), betätigt
sich als Schriftsteller ("Mama und ich", "Elegant kochen ohne
Schnickschnack", "Ich, Daisy - Bekenntnisse einer Hundedame"),
wirbt für McDonalds, kleidet zum "Kaltenberger Ritterturnier"
schon mal die Mitglieder seiner - angeblichen - Lieblingsband
"Corvus Corax" ein, singt den Song "Moos hamma". Er leitet aber
auch eine Stiftung namens "Licht für Obdachlose e.V." in
München und engagiert sich äußerst intensiv im
sozialen Bereich. Das ist die Kehrseite zu Moshammer dem
Arbeitstier. Er versteht es, sich durch die Kopplung von
beruflichen Zielen, öffentlicher Personalpräsenz und
sozialen Aktivitäten in ein diffuses Licht der
Männlichkeit zu setzen. Brilliert er in der
Öffentlichkeit doch eher durch eine gewisse "Weichheit in
bestem Zwirn". Wir haben in Deutschland viele Medien-Spinner,
Moshammer unterscheidet sich von Ihnen durch sein Bekenntnis zu
Werten und Tugenden.
Dirk Wilke ist freier Autor in Berlin
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