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Eine Verlängerung der Arbeitszeit ist kein geeignetes Instrument, die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Die derzeitige Diskussion über eine Arbeitszeitverlängerung ist eher kontraproduktiv. Die Frage der Arbeitszeitgestaltung ist viel wichtiger.
Im Übrigen muss einer eventuellen Mehrproduktion durch längere Arbeitszeit auch eine entsprechend erhöhte Nachfrage gegenüberstehen. Das ist aber meistens nicht der Fall. Längere Arbeit bedeutet eine Einsparung der Lohnkosten, führt aber nicht automatisch zu höherem Wachstum und mehr Steuereinnahmen. Eine deutlich längere Arbeitszeit für alle ohne Lohnausgleich hat tatsächlich eher einen Abbau von Arbeitsplätzen zur Folge. Darüber hinaus bremsen hohe Arbeitslosigkeit und Verunsicherung in der Bevölkerung die Binnennachfrage. Die pauschale Forderung nach einer Verlängerung der Arbeitszeit ist daher zu undifferenziert.
Länger arbeiten bedeutet weniger Zeit für die Familie, für das Ehrenamt, für die Weiterbildung. Werte wie Beweglichkeit, Flexibilität und Beständigkeit muss man gegeneinander abwägen. Das Funktionieren der Gesellschaft ist ebenso wichtig wie das Funktionieren des wirtschaftlichen Lebens. Die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Leistungsverdichtung führt außerdem zu höheren Gesundheitsrisiken. Man muss bedenken, dass Arbeitslosigkeit, Krankheit und Frühinvalidität auch finanziert werden müssen.
Wichtig ist, dass die Arbeitszeitgestaltung flexibel und innovativ ist. Wir wollen den Wandel in der Wirtschafts- und Arbeitswelt gestalten und dabei Veränderungen in der Gesellschaft berücksichtigen. Arbeitszeitpolitik muss die unterschiedlichen Interessen integrieren. Mit einer zukunftweisenden Strategie lassen sich ökonomische und gesellschaftliche Ziele durchaus miteinander in Einklang bringen.
Für uns Sozialdemokraten ist klar, die Gestaltung der Arbeitszeit gehört zum Kernbereich der Tarifautonomie. Die Politik kann nur in enger Abstimmung mit den Tarifvertragsparteien neue Formen der Arbeitszeitgestaltung begleiten und durch geeignete gesetzliche Rahmenbedingungen flankieren.
Foto: Deutscher Bundestag
Erschienen im Dezember 2004
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