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Viele glauben, dass durch Verkürzung und Umverteilung der Arbeitszeit unsere Wachstums- und Beschäftigungskrise zu meistern ist. Wir sollten uns von diesem Irrglauben verabschieden. Einerseits gibt es genug Arbeit, der Boom der Schattenwirtschaft zeigt es ja. Andererseits brauchen wir allein schon wegen der dramatischen Lage unserer Staatsfinanzen und Sozialversicherungen dringend Wirtschaftswachstum. Mehr Wachstum – also ein Mehr an Waren und Dienstleistungen – kann aber nur entstehen, wenn wir mehr arbeiten.
Im letzten Jahr wurden in Deutschland über zwei Milliarden Arbeitsstunden weniger geleistet als noch zehn Jahre zuvor. Da verwundert es nicht, dass trotz Produktivitätssteigerungen ein spürbares Wirtschaftswachstum nicht mehr möglich war. Wir müssen begreifen, dass Arbeit die Quelle unseres Wohlstands ist.
Ich plädiere für eine Anhebung der Wochenarbeitszeit um ein bis zwei Stunden bei unveränderten Einkommen. Die Befürchtung, die dann zusätzlich produzierten Waren und Dienstleistungen könnten nicht abgesetzt werden, ist übertrieben. Schließlich ist es stets das Ziel unternehmerischen Handelns, qualitativ und preislich attraktive Produkte gewinnbringend absetzen zu können.
Und genau diesem Ziel kommen wir durch Mehrarbeit ohne Lohnausgleich näher. Sie führt zu geringeren Lohnstückkosten. Das erhöht die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen. Je nach Situation können die Preise sinken beziehungsweise die Renditen steigen. So entsteht – allen Zweiflern zum Trotz – automatisch zusätzliche Kaufkraft für die erzeugte Mehrproduktion. Eine höhere Wettbewerbsfähigkeit der Firmen bedeutet für die Arbeitnehmer sicherere Jobs und damit größeres Konsumentenvertrauen. Gleichzeitig steigt die Investitionsbereitschaft der Arbeitgeber. Das bedeutet neue Arbeitsplätze und mehr Wachstum.
Foto: Deutscher Bundestag
Erschienen im Dezember 2004
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