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Ekin Deligöz, Bündnis 90/Die Grünen
Auch wenn es nach wie vor strukturelle Defizite in verschiedenen Bereichen gibt und die Politik weiter die Rahmenbedingungen für Kinder und Familien verbessern muss: Die meisten jungen Menschen wünschen sich nach wie vor Kinder. Die ohnehin hohe Wertschätzung für Familie ist eher noch gestiegen. Statt „Familienfeindlichkeit“ sollte man eher von Kinderentwöhnung sprechen.
Viel zu lange wurden Kinder als reine Privatsache gesehen, um deren Werdegang sich der Staat hauptsächlich als Wächter und die Gesellschaft gar nicht zu kümmern hat. Das ist im tiefsten Kern richtig, die Entscheidung für Familie ist Privatsache. Zahlreiche Motive für oder gegen eine Familiengründung sind ganz individuell angelegt. Trotzdem ist diese Sichtweise stark verkürzt.
Politik und Gesellschaft haben eine öffentliche Verantwortung für das Aufwachsen von Kindern. Verantwortung heißt hier, dass die gesellschaftlichen Gruppen und Akteure in ihrem Wirkungsbereich auf die Belange von Kindern und Familien zu achten haben. Sie sollten ihr Handeln auch auf diese Belange hin ausrichten, im eigenen Interesse und in dem der Familien.
Die Formen familiären Lebens verändern sich, die gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingungen auch. Beispielsweise wird bei der Entscheidung zwischen Beruf und Familie viel zu häufig die Realisierung des Kinderwunsches aufgeschoben oder gar verworfen. Um hier Abhilfe zu schaffen, müssen sich alle bewegen. Der Staat muss eine ausreichende Infrastruktur zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie schaffen. Betriebe und Unternehmen müssen intelligente Konzepte für familienfreundliche Arbeitsverhältnisse schaffen. Kolleginnen und Kollegen müssen zur Schaffung einer entsprechenden Arbeitskultur beitragen.
Foto: Deutscher Bundestag
Erschienen am 29. Juni 2005
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