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Wirtschaft schlägt Etablierung einer
europäischen Rating-Agentur vor
Anhörung im Finanzausschuss
Finanzen. Um die Eigenständigkeit des europäischen
Kapitalmarktes zu stärken, sollte über die Etablierung
einer europäischen Rating-Agentur nachgedacht werden. Für
diese Empfehlung spricht sich der Bundesverband der Deutschen
Industrie (BDI) in einer schriftlichen Stellungnahme zur
nichtöffentlichen Anhörung des Finanzausschusses zum
Thema "Rating-Agenturen" am 3. März aus.
Zwar verfügten die etablierten Rating-Agenturen wie
Standard & Poor's, Moody's und Fitch über ausreichendes
europäisches Know-how, Prüfansatz und -methodik
dürften aber nicht unwesentlich von der Philosophie des
amerikanischen Mutterhauses bestimmt werden, so der BDI. Eine
europäische Rating-Agentur, die in dieser Hinsicht "Mehrwert"
leiste, werde bei Investoren und Emittenten entsprechende
Anerkennung finden können. Um den aus der Sicht des BDI
wünschenswerten Wettbewerb im Rating-Markt zu stärken,
wäre die Zulassung weiterer Agenturen durch die
US-Regulierungsbehörden ein erster wichtiger Schritt.
Die Rating-Agenturen sehen sich in der Öffentlichkeit
gelegentlich mit dem Vorwurf konfrontiert, amerikalastig zu sein.
In der Stellungnahme von Moody's heißt es dazu, die eigenen
Ratings hätten im Hinblick auf die Rangfolge des
Ausfallrisikos in Europa besser zugetroffen als in Nordamerika.
Wichtig sei, dass die Anbieter unabhängig voneinander sind.
Sie sollten ihre eigenen Ansätze und Methoden entwickeln.
Auch Standard & Poor's betont, dass ihre lokalen Analysen
europäische Emittenten keineswegs benachteiligen würden.
Ratings würden durch Komitees erteilt, die ihre Entscheidungen
stets im Konsens treffen. Die Identität der Komitee-Mitglieder
werde nicht veröffentlicht. Dies schütze sie gegen
unzulässigen Druck von außen.
Fitch wendet sich in seiner Stellungnahme gegen ein
Regierungssystem. Für kleine Agenturen wäre es extrem
schwierig, unter diesen Voraussetzungen eine solide Marktposition
zu erreichen. Sollten sich die europäischen Behörden
jedoch dafür entscheiden, so würde ein formalisiertes
Anerkennungsverfahren befürwortet.
Der Geschäftsinhaber der Everling Advisory Services, Oliver
Everling, spricht sich für eine Kontrolle der Rating-Agenturen
aus. Er vertritt auch die Auffassung, dass ab einem
Gesamtkreditvolumen von etwa 10 Millionen Euro dem bankinternen
Rating das unabhängige Rating einer neutralen Agentur
gegenüber gestellt werden müsste. Der Zentrale
Kreditausschuss der deutschen Banken verlangt die Offenlegung der
angewandten Rating-Verfahren und -Methoden, um Interessenkonflikte
zu vermeiden oder offenzulegen. Gesetzgeberischen Handlungsbedarf
gegen wettbewerbswidrige, missbräuchliche und unfaire
Praktiken von Rating-Agenturen sehen die Bankenvertreter nicht.
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