Bundestagspräsident Thierse eröffnet Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg
Sperrfrist 27.2.2002, 19.00
Uhr
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat das Germanische
Nationalmuseum in Nürnberg als das „größte
kulturgeschichtliche Museum im deutschsprachigen Raum“
gewürdigt. Zu seinen Vorzügen zähle seine Offenheit
gegenüber Europa und der europäischen Kulturgeschichte,
erklärte der Bundestagspräsident heute bei der
Eröffnung der Ausstellung „Bürgerliche Kunst und
Kultur. Vom Vorabend der Französischen Revolution bis zur
Epoche der Weltausstellungen“ im Germanischen Nationalmuseum,
das in diesem Jahr sein 150 jähriges Bestehen feiert.
In einem zusammen wachsenden Europa werde der Begriff der
Kulturnation zunehmend wichtiger als der Begriff der Staatsnation,
sagte Thierse und begrüßte, dass die aktuelle
Ausstellung aus deutscher Sicht nach der Herausbildung kultureller
Identität in Europa frage. Thierse wandte sich gegen einen
Begriff von deutscher Kultur, der ein Begriff kultureller Abwehr
und Feindschaft sei. In den großen und glücklichen
Phasen der deutschen Geschichte habe unsere Kultur sich durch eine
außerordentliche Integrationskraft ausgezeichnet. Kultur als
„europäisches Gemeingut“ zu denken und Europa als
Bewertungsmaßstab für die deutschen Zustände zu
nehmen und nicht umgekehrt, das zeuge von einer politischen
Einsicht, die man so manch einem unserer heutigen
„verspäteten“ Zeitgenossen wünsche. In diesem
Sinne solle ein Museum auch ein „Institut zur historischen
Selbstvergewisserung“ und ein „Ort des provozierten
Nachdenkens über die Gegenwart“ sein.
1.568 Zeichen