Lesung im Deutschen Dom
Am Dienstag, 29. März 2005, 18 Uhr wird Seyran Ates im
Deutschen Dom, Gendarmenmarkt 1, Berlin-Mitte, aus ihrem Buch
"Große Reise ins Feuer - Die Geschichte einer deutschen
Türkin" im Rahmen des Internationalen Frauentages
vortragen.
1984 wurde auf Seyran Ates vor dem Frauenladen, in dem sie
arbeitete, ein Attentat verübt; sie überlebte. Neunzehn
Jahre später erschien ihre Autobiografie "Die große
Reise ins Feuer", in der sie mehr als nur eine Geschichte
erzählt, bei deren Zuhören man sich bequem
zurücklehnen könnte. Ihre Geschichte ist auch die ihrer
Familie, ihrer Freunde; und bei allen Menschen, die Seyran Ates
beschreibt, werden ihre Ängste und ihre Vorurteile offenbar.
Sie zeigt aber auch, wie viel Kraft und Mut manche von ihnen
entwickelten, so dass ein neues Zusammenleben möglich wurde.
Heute kann sie sagen, "meine Eltern verstehen und lieben mich". Sie
sagt aber auch, dass es nicht nur für ihre Eltern, sondern
auch für sie ein Lernprozess war.
Mehr als zwanzig Jahre lag der Anschlag auf Seyran Ates
zurück, als Anfang Februar auf der Tempelhofer Oberlandstrasse
Hatun Sürücü ermordet wurde. Auch sie war eine junge
Frau, die sich von ihrer türkischen Familie gelöst hatte,
um selbstbestimmt leben zu können. "Wie eine Deutsche" habe
sie leben wollen, lautet der Vorwurf derjenigen, die den Mord
billigen. Als "Ehrenmord" wird die öffentliche Hinrichtung
bezeichnet und zugleich entschuldigt. Doch mit alten Traditionen
hat dies nichts zu tun. Es sollte uns alle alarmieren, wie viele
Frauen im Namen der "Ehre" ermordet werden - in Deutschland!
Seyran Ates sagt deutlich, dass es keinen Grund geben kann, sich
bequem und faul zurückzulehnen und auf andere kulturelle
Traditionen zu verweisen, wenn Menschrechte verletzt werden. Sie
fordert von uns allen Einmischung; denn "es ist ein oft
tödlicher Fehler, zu schweigen", wie sie jüngst in einem
Interview sagte.
Der Deutsche Dom gehört zum Deutschen Bundestag und beherbergt
die Ausstellung "Wege - Irrwege - Umwege. Die Entwicklung der
Parlamentarischen Demokratie in Deutschland".
Darüber hinaus wird bis zum 29. April 2005 die Ausstellung
"Parastou Forouhar" im Deutschen Dom anlässlich des
Internationalen Frauentages gezeigt.
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