Beschluss der Kinderkommission des Bundestages zum Thema Kinder und Ernährung/Verbraucherschutz
Kinder, Jugendliche und ihre Familien bei der Entwicklung eines
Lebensstils mit ausreichender Bewegung und ausgewogener
Ernährung zu unterstützen, ist zur Herausforderung
für die ganze Gesellschaft geworden. Das zeigen die Ergebnisse
einer Vielzahl von Untersuchungen, die eine besorgniserregende
Zunahme des Anteils übergewichtiger Kinder, von Kindern mit
Essstörungen und die deutliche Verschlechterung der
motorischen Fähigkeiten in den letzten drei Jahrzehnten
dokumentieren.
Ursache für Fehl- und Mangelernährung ist eine
unausgewogene, einseitige Ernährung, die sich auch auf
falsches Ernährungswissen zurückführen lässt.
Darüber hinaus hat sich die Ernährungs- und
Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen verändert. Sie
essen häufig zu viel, zu süß und zu fettig.
Softdrinks und süße Snacks locken für
Zwischendurch. Gleichzeitig bewegen sich viele Kinder und
Jugendliche zu wenig. Sie verbringen ihre Freizeit vor dem
Fernseher oder Computer, statt Sport zu treiben oder einfach
draußen zu spielen. Jedes fünfte Kind in Deutschland ist
zu dick, viele Kinder entwickeln daraus eine Adipositas, die
schwere, krankhafte Form des Übergewichts. Andererseits leiden
zunehmend mehr Kinder und Jugendliche an Magersucht und
Ess-Brech-Sucht, vor allem weibliche Teenager.
Diese falsche Ernährung hat schwere gesundheitliche Folgen:
Alterskrankheiten bei Kindern, wie beispielsweise Diabetes und
Herz-Kreislauferkrankungen, aber auch Erkrankungen der Gelenke und
des Bewegungsapparates nehmen zu.
Ein gutes Verhältnis zum Körper und zum Essen ist
für ein gesundes Aufwachsen wichtige Voraussetzung. Die
Kinderkommission betont die Bedeutung des Erlernens von
Ernährungswissen bei Kindern und Jugendlichen. Im Zentrum
steht die Vorbeugung von Übergewicht. Ernährung und
Bewegung müssen auch in Kindertagesstätten und Schulen
eine wichtige Rolle einnehmen. Praktisches Wissen im Bereich
Ernährung muss verstärkt vermittelt werden. Kinder,
Jugendliche und ihre Familien sollen in ihrer Kompetenz und ihrer
Entscheidungsfähigkeit zugunsten gesunder Lebensweise
gestärkt werden.
Dabei spielt unter anderem die neue, von der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung (DGE) und dem Verbraucherschutzministerium
entwickelte «dreidimensionale Lebensmittelpyramide» als
wissenschaftlich fundiertes Ernährungsmodell eine wichtige
Rolle. Diese soll insbesondere Kindern und Jugendlichen, aber auch
Erwachsenen unter Anleitung geschulter Pädagogen spielerisch
eine ausgewogene Ernährung nahe bringen. Die dreidimensionale
Lebensmittelpyramide bezieht nicht nur wünschenswerte
Lebensmittel, sondern insbesondere auch Produkte des täglichen
Verzehrs ein. Ziel ist es, eine ausreichende Zufuhr der
lebensnotwendigen Nährstoffe in einem ausgewogenen
Verhältnis zu erreichen. Die dreidimensionale Darstellung soll
es ermöglichen, komplexe Informationen sinnvoll und effektiv
zu vermitteln und den Wildwuchs an irreführenden
Ernährungsmodellen einzudämmen.
Forderungen der Kinderkommission des Deutschen
Bundestages:
- Die Vermittlung von Ernährungswissen sollte verbindlich in
den Lehrplänen und im praktischen Unterricht verankert
werden.
- Ernährungserziehung sollte spielerisch bereits bei den
Kleinsten, in Kindertagesstätten und Grundschulen
beginnen.
- Sport als Unterrichtsfach ist ernst zu nehmen und sollte durch
eine bessere Zusammenarbeit von Sportvereinen und Schulen auch im
Nachmittagsbereich verstärkt angeboten werden.
- Aufklärungsmaterial über gesunde Ernährung
für Eltern sollte bei Schuleingangsuntersuchungen ausliegen,
auch in unterschiedlichen Sprachen.
- Die Wirtschaft soll für gesundheitsabträgliche
Produkte und Kinderlebensmittel Verantwortung
übernehmen.
- Irreführende Werbung für Lebensmittel, beispielsweise mit sekundären Produktmerkmalen, soll verboten werden.
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