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Detlef Parr
Zu gefährlich für eine Freigabe
Wenn wir in Deutschland vom Konsum illegaler Drogen sprechen, so
in der Regel von Drogen wie Cannabis, Heroin, Kokain, Ecstasy,
Amphetaminen oder LSD. Cannabis nimmt unter diesen Stoffen eine
Sonderrolle ein, wird doch seit Jahren eine Diskussion um seine
Legalisierung geführt. Ein Thema, das bei den so genannten
harten illegalen Drogen keine nennenswerte Rolle spielt, insgesamt
Stoffe, die schnell in die Abhängigkeit und damit zu
belastenden menschlichen Schicksalen sowie zu
gesamtgesellschaftlichen Problemen führen. Bei diesen Drogen
dreht sich die drogenpolitische Frage insbesondere darum, inwieweit
der Schwerpunkt auf Repression, Prävention oder aber auf die
konkreten Hilfestellungen für Abhängige gelegt werden
soll. Die FDP setzt ihren politischen Schwerpunkt neben dem
Bestreben zur Vermeidung von Sucht durch präventive
Maßnahmen vor allem auf die Wiederherstellung der Freiheit von
Sucht. Nur durch konkrete Angebote zur Überwindung der
Drogensucht kann der Drehtüreffekt zwischen
Polizeipräsidium und Straße durchbrochen werden. Mit
Sorge müssen wir daher beobachten, dass genau diese
Hilfestellungen massiv von Mittelkürzungen betroffen sind. In
Zeiten knapper Kassen werden Hilfsangebote gekürzt mit den
voraussichtlichen Ergebnis höherer gesamtgesellschaftlicher
Kosten. Die Suchtproblematik ist nun einmal eng mit der
Kriminalitätsproblematik verknüpft.
Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge
in Deutschland. Sein Konsum führt an sich nicht
zwangsläufig zur Abhängigkeit. Nicht nur deshalb nimmt
Cannabis unter den illegalen Drogen eine Sonderposition ein.
Über seine Legalisierung wird eine breit durch die
Gesellschaft gehende ideologisierte Debatte geführt. Gerade in
der FDP prallen alle Meinungsfacetten aufeinander. Prinzipien
liberaler Politik scheinen auch klar gegen eine Beibehaltung des
Verbots zu sprechen: Eigenverantwortung im Umgang mit seinem
eigenen Leben, statt staatlicher Repression und Verbote, lieber
Aufklärung und Prävention. So argumentiert die Partei
jedenfalls bei der Politik zum Umgang mit den legalen Drogen wie
Alkohol und Nikotin. Welche Argumente gibt es dafür, dies
nicht auch auf Cannabis auszudehnen?
Die Abgrenzung zu Cannabis als Teil der illegalen Drogen scheint
zunächst eine historisch willkürliche zu sein. Der Konsum
von Cannabis hat gesellschaftlich trotz des Verbotes in weiten
Teilen eine Akzeptanz, die an die von Tabak und Alkohol
heranreicht. Es heißt, ungefähr zehn Millionen Menschen
hätten in Deutschland schon Cannabis konsumiert, als aktuelle
Konsumenten werden 3,4 Millionen Menschen genannt. Ein
Großteil der Konsumenten hört über kurz oder lang
wieder auf. Das Verbot scheint für den Konsum kein
Hinderungsgrund zu sein.
Die Befürworter einer Legalisierung haben daher auf den
ersten Blick auch bestechende Argumente: Ein Anstieg der
Konsumenten in den letzten Jahrzehnte konnte durch ein Verbot nicht
verhindert werden. Eine liberalere Politik beispielsweise unseres
Nachbarlandes Niederlande hätte dort zu keinem
größeren Anstieg geführt. Eine Legalisierung des
Marktes würde diesen sicherlich entkriminalisieren
können. Der Konsum von Cannabis sei weit weniger
gesundheitsgefährdend als Nikotin oder Alkohol. Die
Befürworter der Legalisierung sehen den Verkauf und Konsum von
Cannabis daher auf gleicher Ebene mit den legalen Drogen.
Allenfalls halten sie eine Altersbeschränkung für den
Verkauf, zertifizierte Verkaufsstellen und Regelungen für den
Straßenverkehr für notwendig.
Doch können wir den Schritt wagen? Schon heute wächst
die Zahl der Konsumenten konstant. Die Zahlen der Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung sind besorgniserregend.
Während die Distanz besonders der Jugendlichen gegenüber
den harten illegalen Drogen seit Jahren recht konstant bleibt,
wächst die Verführungskraft von Cannabis stetig. Vor
allem werden die Konsumenten immer jünger und die Zahl der
exzessiven Anwender immer höher. In dem Moment kann
keinesfalls mehr von einer völligen Unbedenklichkeit des
Konsums gesprochen werden. Er kann gerade bei pubertierenden
Jugendlichen zu physischen, psychischen und sozialen
Beeinträchtigungen führen. Fast jeder Schüler wird
über kurz oder lang mit Cannabis konfrontiert. Der Joint vor
der Schule scheint eine immer stärker praktizierte
Realität in Europa zu sein. Eine Einstiegsdroge ist Cannabis
sicherlich nur für diejenigen, die an sich schon
suchtgefährdet sind. Gesundheitliche Schäden durch
regelmäßigen Cannabiskonsum müssen vor allem
für Jugendliche in der Entwicklungsphase befürchtet
werden. Experten warnen darüber hinaus, dass Cannabis immer
stärker und immer giftiger wird. Der THC-Gehalt ist im Laufe
der Jahre stetig gestiegen.
Insgesamt sehe ich allein schon in der Legalisierungsdebatte an
sich eine Verharmlosung des Cannabis-Konsums. Soll den Kindern
erklärt werden, Cannabis ist zwar jetzt legal, aber trotzdem
zu gefährlich für dich? Sicherlich argumentieren wir
genau so heute schon bei Tabak und Alkohol. Doch die Probleme, die
der Konsum von Tabak und Alkohol gerade bei Kindern und
Jugendlichen heute schon mit sich bringt, sollte nicht durch eine
weitere legalisierte Droge erweitert werden.
Detlef Parr ist drogenpolitischer Sprecher der
FDP-Bundestagsfraktion.
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