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Positive Entwicklung trotz Defiziten
Expertenanhörung zur
Gedenkstättenkonzeption
Kultur und Medien. Die Gedenkstätten in Deutschland haben
sich in den letzten Jahren positiv entwickelt - so lautete das
einhellige Urteil der schriftlichen Stellungnahmen von
Sachverständigen im Vorfeld einer öffentlichen
Anhörung zum Gedenkstättenkonzept des Bundes. Anlass
für die Expertenrunde am 16. Februar war ein Antrag der
CDU/CSU zur "Förderung von Gedenkstätten zur
Diktaturgeschichte in Deutschland" (15/3048). Darin wird von der
Bundesregierung ein Gesamtkonzept gefordert, das sowohl an die
nationalsozialistische Herrschaft als auch an die kommunistische
Diktatur bis 1989 erinnere. Es müsse Stätten der
Opposition und des Widerstands, der Flucht und Vertreibung und zur
Geschichte der deutschen Teilung geben, die wegen ihrer nationalen
Bedeutung vom Bund gefördert werden.
Trotz "positiver Noten" der Experten für die Konzeption des
Bundes von 1999 empfiehlt die Mehrheit der Sachverständigen
eine Weiterentwicklung und sieht auch Defizite. Laut Rainer Eckert,
Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums der Stiftung "Haus der
Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" fehlt eine "Topographie
der SED-Diktatur" in Berlin und ein "Mauergedenken" in der
Hauptstadt. "Nachholbedarf" bei Gedenkstätten für Opfer
kommunistischer Diktaturen gibt es auch für Professor Horst
Möller, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in
München. Dazu sagte Joachim Gauck, Vorsitzender der Berliner
Vereins "Gegen Vergessen - Für Demokratie": "Die Aufarbeitung
der NS-Vergangenheit ist breiter akzeptiert und fester im
öffentlichen Bewusstsein verankert als die Aufarbeitung der
SED-Diktatur." Die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur
dürfe nicht wegen Finanzproblemen zur Sache der Betroffenen
gemacht werden, da die Mehrheit der Deutschen keine eigenen
Erfahrungen mit kommunistischer Zwangsherrschaft habe. "Gravierende
Probleme" der Finanzierung sah auch Hubertus Knabe,
Wissenschaftlicher Direktor der Gedenkstätte
Berlin-Hohenschönhausen. So stoße Berlin an seine
Grenzen, da hier historisch bedingt überdurchschnittlich viele
Gedenkstätten vorhanden seien.
Thomas Lutz, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft
KZ-Gedenkstätten - Topographie des Terrors in Berlin, sieht
dagegen durch die aktuelle Arbeit der Stasi-Interlagenbehörde
und der Stiftung Aufarbeitung "ein eindeutiges Ungleichgewicht zu
Lasten der Gedenkstätten der NS-Opfer".
Keine Notwendigkeit zu grundlegenden Veränderungen sieht
Professor Bernd Faulenbach von der Ruhr-Universität Bochum.
Zur Versachlichung solle die Bundesregierung regelmäßig,
etwa alle zwei Jahre, einen Gedenkstättenbericht vorlegen,
sagte er.
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