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O. Ulrich Weidner
Arbeitslosigkeit auf Höchststand
In der Beurteilung der Lage einig - aber
zerstritten über die Lösungen
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im
Januar auf den historischen Höchststand von 5,037 Millionen
gestiegen und wird, so Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement,
noch weiter steigen: "Der Arbeitsmarkt ist in einem
bedrückenden Zustand und die Arbeitsmarktzahlen werden im
Februar noch deutlich schlechter sein als bisher." Um diesen
Zustand und die Frage, wie der Arbeitsmarkt belebt werden kann,
ging es am Donnerstag in einer Bundestagsdebatte, der mehrere
Anträge aller Fraktionen zugrunde lag.
Dass dieser Zustand äußerst
beunruhigend ist und die Politik Abhilfe schaffen muss,
darüber bestand Einigkeit zwischen Regierung und Opposition.
Unterschiede gab es allerdings erneut in der Frage, welches die
Ursachen sind und wie man gegensteuern soll. Während die
Sprecher von SPD und Bündnis 90/Die Grünen
erklärten, die begonnenen Reformen müssten unbedingt
fortgesetzt werden, wollen CDU/CSU und FDP andere Mittel einsetzen:
Reform der Unternehmensteuer, Senkung der Beiträge zur
Arbeitslosenversicherung, Abbau von
Arbeitnehmermitbestimmungsrechten, erleichterte Kündigungen,
Bürokratieabbau, Neufinanzierung der Pflegeversicherung. Vor
allem soll endlich die Binnenkonjunktur anspringen. Während
Deutschland beim Export Weltspitze ist, liegt der private Konsum
weiterhin am Boden und bringt für die Wirtschaft keinerlei
Impulse.
Als erster Redner für die CDU/CSU warb
der Abgeordnete Ronald Profalla für den Zehn-Punkte-Plan der
Union, mit dem der Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit sofort
gemeinsam aufgenommen werden könne. An den
SPD-Fraktionsvorsitzendern Franz Müntefering gewandt, sagte
Profalla: "Haben Sie die Kraft, die in Ihrer Fraktion vorhandenen
Gewerkschaftsinteressen hintanzustellen und dieses Konzept mit uns
gemeinsam umzusetzen." Für die SPD nannte der Abgeordnete
Klaus Brandner dies "eine plumpe Demagogie und ein Beispiel
dafür, wie ernst es der CDU/CSU mit der Bewältigung der
Arbeitslosigkeit in unserem Land ist". Es wäre hilfreicher,
die Reformen umzusetzen und nicht das zu tun, "was die CDU/CSU
hinlänglich getan hat, sich nämlich bei gemeinsam
verabschiedeten Reformen im Ernst der Lage aus dem Staub zu
machen". Brandner sieht allerdings ein Anspringen der
Binnenkonjunktur und appellierte an die Union: "Pa- cken Sie Ihren
Pakt ein und helfen Sie aktiv mit, die auch von Ihnen beschlossenen
Reformen offensiv umzusetzen. Dann kommen wir in diesem Land ein
großes Stück weiter."
Für die FDP liegt das Hauptproblem
darin, dass es die rot-grüne Regierung nicht in den Griff
bekomme, Wachstum zu schaffen, wie der Abgeordnete Dirk Niebel
konstatierte, damit die Zahl der Aufträge steigt und zu mehr
Beschäftigung führt. Thea Dückert von den
Bündnisgrünen kritisierte die Union, es liege kein
einziges Konzept zur Verbesserung der
Beschäftigungsentwicklung vor. Der vorgeschlagene Pakt sei
nicht einmal heiße Luft, sondern nur ein Vakuum. Karl-Josef
Laumann stellte für die Union dar, dass Teile der Hartz-Reform
nicht funktioniert hätten, so die Personal-Service-Agenturen
oder die Ich-AGs, das Einzige, das funktioniere, seien die
Minijobs. Wolfgang Grotthaus von der SPD warnte vor der Aufgabe der
Arbeitnehmerrechte: "Wir wollen den sozialen Frieden in dieser
Republik aufrechterhalten."
Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement
gab zu, am Arbeitsmarkt habe man eine "verdammt schwierige Phase zu
durchlaufen". Bisher sei man bei der Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit "nicht besonders erfolgreich". Mit der Agenda
2010, mit Hartz IV und einer neuen Arbeitsmarktpolitik sei aber
eine Wende vollzogen. Angela Merkel, Vorsitzende der
Unionsfraktion, nannte es eine "Schande", dass die Opposition
angesichts der Lage Vorschläge, wie es weitergehen soll,
machen muss und nicht die Regierung.
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