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Detlev Lücke
Verbraucherschutz weiter verbessern
Koalition und Opposition im heftigen Streit
über den richtigen Weg
Die Verbraucherschutzpolitik der Bundesregierung bleibt auch
künftig zwischen Koalition und Opposition umstritten. In der
Bundestagsdebatte am 17. Februar monierte
Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne),
CDU/CSU und FDP beachteten nur Unternehmensinteressen und
sähen in den Verbrauchern lediglich eine
"Restgröße". Es gehe darum, dass sich Menschen im
"Dschungel der Verträge" zurechtfinden könnten und
angesichts "immer neuer Angebote und globaler Warenströme, die
der normale Mensch nicht immer sofort durchblickt, nicht übers
Ohr gehauen werden". In diesem Zusammenhang nannte sie auch den
Schutz der Jugendlichen vor zu teuren Handy-Systemen, die sie in
die Überschuldung treiben könnten. In den vergangenen
Jahren sei es der Regierung um vorbeugenden Verbraucherschutz
gegangen, "also um den Schutz jedes Einzelnen und der Gesellschaft,
um Prävention".
Dagegen unterstrich die stellvertretende Vorsitzende der
CDU/CSU-Fraktion Gerda Hasselfeldt: "Ein Gegensatz zwischen
Wirtschaft und Verbrauchern ist nicht vorhanden." Sie hielt der
Ministerin vor, dass ihr Verbraucherschutzbericht nichts über
die hauptsächlich durch die Ökosteuer verursachten
starken Energiepreiserhöhungen enthalte. Sie beklagte eine
Ideologisierung des Themas durch die Koalition. So werde
beispielsweise ein Keil zwischen Bio-Landwirte und nach
konventionellen Methoden arbeitende Bauern getrieben. Leitbild der
Union sei nicht der gelenkte Verbraucher, sondern der mündige
Konsument. Einen Gegensatz zwischen Wirtschaft und Verbraucher
könne es schon deshalb nicht geben, weil beide Seiten an guten
und bezahlbaren Produkten interessiert seien.
Manfred Helmut Zöllmer (SPD) sprach sich zwar gleichfalls
für "gleiche Augenhöhe" zwischen Anbietern und
Nachfragenden aus, nannte es aber einen "Mythos", dass der Markt
schon alles richten würde, weil die Kaufentscheidung letztlich
über den Erfolg von Produkten entscheide. Durch solche
Argumentation würden die "unzähligen Fälle des
Missbrauchs von Marktmacht", beispielsweise im
Telekommunikationsbereich, ignoriert. Die Diskrepanz zwischen
organisierter Marktmacht der Unternehmen und der zersplitterten
Nachfrage müsse beseitigt werden. Die FDP-Abgeordnete Gudrun
Kopp warf der Koalition vor, die Verbraucher "manipulieren zu
wollen, während die Freien Demokraten den Konsumenten
selbstbestimmte Entscheidungen ermöglichen wollten. Es sei
"höchstes Ziel auch der Marktwirtschaft", die
Verbraucherinteressen ernst zu nehmen. Es gehe um "Informationen,
Produktsicherheit und die gesamte Palette dessen, was die
Verbraucher in die Lage versetzt, eigenständige Entscheidungen
zu treffen".
Gabriele Hiller-Ohm (SPD) verwies in der Debatte auf bereits
erarbeitete Gesetze für die Verbesserung von
Verbraucherinteressen, beispielsweise die Reform des
Anlegerschutzes, die verhindert, dass Immobilien- und
Wertpapiervermittler mit unbewiesenen Versprechungen arbeiten,
für die sie anschließend durch den Kunden nicht mehr
haftbar gemacht werden können. Auch bei der Riester-Rente sei
der Vebraucherschutz weiter gestärkt worden, beispielsweise
durch Entbürokratisierung.
Ursula Heinen (CDU/CSU) kritisierte, dass das zur Debatte
stehende Verbraucherinformationsgesetz sich auf Lebensmittel
beschränke und nicht auf alle Produkte. Zudem seien sich
Verbraucherministerium und Gesundheitsministerium beim wichtigen
Thema der Ernährung nicht einig, wer tatsächlich die
Federführung hat. Die Abgeordnete warf Ministerin Künast
vor, wichtige gesellschaftliche Fragen ihres Ressorts nur
kampagnenhaft und nicht nachhaltig zu betreiben. Ein Streitpunkt
war zudem die Belastung von Freilandeiern durch Dioxin. Angesichts
von Vorwürfen aus der Opposition verwies Ulrike Höfken
(Grüne) darauf, dass die Koalition sich vehement für
verschärfte Dioxin-Grenzwerte eingesetzt habe.
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