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Helmut Merschmann
Die Codes von Bilder verstehen
Film bald als Unterrichtsfach?
Die Kids gehen nicht mehr ins Kino. Im Jahr 2004 schrumpfte der
Anteil in der Altersspanne der Zehn- bis 15-Jährigen um 20
Prozent. Eine Studie der Filmförderungsanstalt FFA spricht
davon, dass eine ganze Generation weg bricht. Der Grund: Home
Entertainment mit DVD`s und Computer hat das mediale
Konsumverhalten grundlegend verändert. Grund zur Sorge?
Für die Filmwirtschaft ohnehin. Aber auch
Kulturstaatsministerin Christina Weiss sieht Handlungsbedarf.
Gegründet wurde deshalb eine gemeinnützige
Gesellschaft, die "Vision Kino Netzwerk für Film- und
Medienkompetenz", die vom Bundeskulturministerium jährlich
eine Million Euro Unterstützung erhält und in
Potsdam-Babelsberg beheimatet sein wird. "Als ständiges
Netzwerk zwischen Schulen, Filmtheatern und dem Angebot der
Filmverleiher", wie Weiss sagte, soll "Vision Kino" Hilfestellung
leisten bei der Vermittlung von Filmkompetenz unter Schülern
und Jugendlichen. Film soll demnach künftig in den
Lehrplänen an Schulen und Hochschulen verankert werden - mit
dem kompliziert klingenden Ziel, "die Codes bewegter Bilder zu
dechiffrieren". Wie ein Film funktioniert und den Zuschauer in
Spannung oder andere Gefühlszustände versetzt, ist das
medienpädagogische Ziel. Außerdem soll eine kompetente
Kommission einen "obligatorischen Filmkanon" erstellen. Für
die "Versorgung aller Ausbildenden mit historischem und aktuellem
Material", so eine weitere Forderung, müsse eine Einrichtung
her, die "im Idealfall auch eine zentrale Verleihfunktion"
übernimmt. Ermöglicht durch eine Änderung im
Filmfördergesetz wird "Vision Kino" von der
Filmförderungsanstalt, der Stiftung Deutsche Kinemathek und
Verbänden der Filmwirtschaft getragen. Darüber hinaus
bestehen enge Verbindungen zur Bundeszentrale für politische
Bildung (bpb).
Gegen medienpädagogisches Engagement lässt sich nichts
einwenden. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die formulierten
Ziele ausreichen. Oder, ob nicht vielmehr die Vermittlung von
Medienkompetenz breiter und intermedialer ausgerichtet sein
müsste, um einen Weg durch die komplexe Medienwelt von
Internet, Fernsehen, Zeitungen, Zeitschriften und Radio zu
bahnen.
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