|
|
bes
Grundlagenforschung oder Produktentwicklung?
Bundesforschungsministerium übernimmt
strittige Projekte
Bildung und Forschung. Das Bundesforschungsministerium wird die
strittigen Vorhaben zur gentechnologischen Sicherheitsforschung,
die durch das Bundesverbraucherschutzministerium (BMVEL)
zurückgezogen wurden, im eigenen Kompetenzbereich weiter
verfolgen. Dies kündigte ein Ministeriumsvertreter am 16.
März im Ausschuss für Bildung und Forschung an.
Hintergrund der Unstimmigkeit zwischen den Ministerien sind vier
bereits bewilligte Anträge, die sich mit Forschung an
transgenen Pflanzen befassen mit dem Ziel, Methoden zu untersuchen,
mit denen bei der Herstellung gentechnisch veränderter
Pflanzen die so genannten Markergene eliminiert werden
könnten. Diese Gene stehen unter Verdacht,
Antibiotika-Resistenzen auch auf Menschen übertragen zu
können und werden deswegen von Gentechnik-Gegnern als ein
Argument gegen die neue Technologie ins Feld geführt.
Das Verbraucherministerium zog die bewilligten Projekte, die aus
Mitteln des Forschungsministeriums finanziert werden, aber von
Forschern der Ressortforschungseinrichtungen des
Verbraucherschutzministeriums beantragt wurden, mit der
Begründung zurück, es handele sich dabei um
Produktentwicklung. Dies sei nicht die Aufgabe der
Ressortforschung. Es sei nicht zulässig, wenn Forscher, die
beim Bund angestellt sind, marktfähige Produkte entwickelten,
die sie dann später im Zulassungsverfahren auf Risiken
untersuchen und begutachten müssten.
Das BMBF teile diese Einschätzung nicht, sagte der
Ministeriumsvertreter. Es gebe zwischen den Ressorts
unterschiedliche Beurteilungen der Förderwürdigkeit der
Vorhaben, auch wenn es generell unumstritten sei, dass
Sicherheitsforschung notwendig und auch mit öffentlichen
Mitteln zu fördern sei. Das Verbraucherschutzministerium habe
allerdings das Recht, die Forschung seiner Einrichtungen an den
eigenen Zielvorgaben auszurichten. Es sei aber "nicht
vernünftig", dass solche Fragen erst am Ende des Verfahrens
geklärt werden.
Die Sozialdemokraten und die Oppositionsfraktionen
unterstützten ausdrücklich die Entscheidung des
Forschungsministeriums, die Projekte auf anderer Basis
fortzuführen. Allerdings kritisierte die SPD die Dis-kussion
als "aufgeblasen". Es sei klar in der Kompetenz der jeweiligen
Häuser, über die Forschungsvorhaben zu entscheiden. Die
Grünen stellten sich hinter die Verbraucherministerin. Sie
habe richtig gehandelt. Die Einzelfälle würden "aus
durchsichtigen Gründen" aufgebauscht. In diesen Fällen
handele es sich eindeutig um Produktentwicklung. Hier kollidiere
die Freiheit der Forschung mit der Unabhängigkeit von der
Wirtschaft, die auch bei der Grundlagenforschung ihre Interessen
verfolge.
Die Opposition kritisierte das Vorgehen des BMVEL als nicht
akzeptabel. Es richte sich gegen die Freiheit der Forschung
hierzulande. Es könne nicht sein, dass eine genehmigte
Förderung später persönlich von einer Ministerin
gestoppt werde, so die Union. Ähnlich die FDP, die in dieser
Frage einen Dissens zwischen den Regierungsfraktionen ausmachte.
"Ressortforschung kann nicht vom jeweiligen Befinden der Minister
abhängen", so die Liberalen. Die Behauptungen des Ministeriums
seien "ebenso originell wie durchsichtig" - so die CDU/CSU-Fraktion
weiter -, da es sich bei den Projekten um Grundlagenforschung
handele. Wenn Deutschland mit Spitzenforschern in internationalen
Entscheidungsgremien vertreten sein wolle, müsse hierzulande
entsprechende Forschung betrieben werden.
Zurück zur
Übersicht
|