bob
Bundestag fordert Reform der
UN-Menschenrechtskommission
Plenardebatte
Menschenrechte. SPD und Bündnis 90/Die Grünen haben
die Bundesregierung aufgefordert, dass sie sich für eine
Fortsetzung der Reform der Menschenrechtskommission (MRK) der
Vereinten Nationen (UN) einsetzt. Insbesondere seien dabei die
Vorschläge der von UN-Generalsekretär Kofi Annan
eingesetzten "Hochrangigen Gruppe für Bedrohungen,
Herausforderungen und Wandel" zu berücksichtigen. Ein
entsprechender Antrag (15/5118) wurde am 17. März im Plenum
mit Mehrheit angenommen.
Die Menschenrechtskommission, so die Auffassung von
Sozialdemokraten und Bündnisgrünen, habe in den letzten
Jahren ihren Auftrag, sich für die weltweite Achtung der
Menschenrechte einzusetzen und konsequent gegen
Menschenrechtsverletzungen vorzugehen, immer weniger erfüllt,
da ein Teil der Mitgliedstaaten dies systematisch verhindert habe.
Die "Hochrangige Gruppe" habe daher auch offen ihre mangelnde
Glaubwürdigkeit und Professionalität kritisiert und
vorgeschlagen, die Mitgliedschaft in der MRK auf alle Staaten, die
sich in der UNO zusammengeschlossen haben, zu erweitern.
Partnerschaftsprojekte und Dialogforen
Die Bundesregierung sollte sich nach Ansicht der Koalition
weiterhin in den Verhandlungen über eine Reform der MRK darauf
hinwirken, dass bei den Tagungen künftig verstärkt
Parlamentarier vertreten sind. Auch sei weiterhin eine
"angemessene" Beteiligung von Nichtregierungsorganisationen zu
sichern. Initiativen zur freiwilligen Selbstverpflichtung der
Wirtschaft, Partnerschaftsprojekte von Wirtschaft und
Zivilgesellschaft sowie Dialogforen über die
menschenrechtlichen Verantwortung von Unternehmen seien weiterhin
aktiv zu unterstützen.
Abgelehnte wurde am selben Tag ein Antrag der CDU/CSU (15/5098),
in dem sich die Fraktion dafür stark gemacht hatte,
Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit der Menschenrechtsmechanismen
wiederherzustellen. Wie dringend notwendig eine Reform dieser
Mechanismen sei, mache die Situation in etlichen Staaten, in denen
Menschenrechte massiv und systematisch eingeschränkt oder
nicht eingehalten würden, deutlich. Resolutionen zu Staaten,
in denen Menschenrechte gebrochen würden, seien in der
Vergangenheit entweder nicht behandelt oder abgelehnt worden.
Dabei habe sich gezeigt, dass sich immer fragwürdigere
Allianzen von Staaten gebildet hätten, die sich gegenseitig
schützten und unterstützten, um eine kritische Diskussion
über die politische Situation in ihren jeweiligen Ländern
zu verhindern. Mit ihrem Vorgehen beabsichtigten diese Staaten, die
Menschenrechtsschutzsysteme zu schwächen und zu
beschädigen, indem sie deren Glaubwürdigkeit
untergraben.
Die CDU/CSU hatte deshalb die Regierung aufgefordert, sie
müsse mit den anderen Staaten der Europäischen Union
genau prüfen, wie die Gremien im UN-Menschenrechtsbereich neu
organisiert werden könnten. Zu fragen sei auch, welche Gremien
geschaffen werden sollten, um effiziente und überzeugende
Arbeit leisten zu können.
Demokratie in Nepal fördern
Mit der Mehrheit der Koalition und der FDP wurde ein Antrag von
SPD und Bündnis 90/Die Grünen (15/4397) zu der Situation
in Nepal angenommen. In ihm wird die Bundesregierung unter anderem
aufgefordert, ihr Engagement bei der Förderung von Frieden,
Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte in dem
südasiatischen Land fortzusetzen. Es soll ferner auf den
nepalesischen König eingewirkt werden, zur Demokratie
zurückzukehren und so schnell wie möglich
Parlamentswahlen durchzuführen.
Abgelehnt wurde hingegen ein Antrag der FDP (15/3231). Mit ihm
wurde von der Bundesregierung unter anderem verlangt, sich zusammen
mit den EU-Partnern bei der nepalesischen Regierung und den
Maoisten für die Wiederaufnahme von Friedensgesprächen
einzusetzen und zur Beendigung der gegenseitigen Gewalttaten und
Menschenrechtsverletzungen aufzurufen. Der Menschenrechtsausschuss
hatte zu beiden Anträgen Beschlussempfehlungen (15/4899)
vorgelegt.
Abgelehnt wurden des Weiteren ein Antrag der CDU/CSU (15/3709),
in dem die Fraktion gefordert hatte, die Presse- und
Meinungsfreiheit im Internet weltweit durchzusetzen, und zwei
Anträge der FDP (15/4402, 15/4405). Die Fraktion hatte zum
einen verlangt, die Menschenrechte in der Volksrepublik China
einzufordern. Zum anderen hatte sie die Regierung auffordern
wollen, "umgehend" einen Entwurf für ein Gesetz zur
Ratifizierung des Zusatzprotokolls zur Konvention zum Schutze der
Menschenrechte und Grundfreiheiten zu erarbeiten und dem Bundestag
zur Entscheidung vorzulegen. Das Abkommen enthalte unter anderem
ein universelles Diskriminierungsverbot. Der
Menschenrechtsausschuss hatte zu diesen Themen ebenfalls
Beschlussempfehlungen (15/5040, 15/4953, 15/4898) vorgelegt.
Ferner begrüßte das Parlament einstimmig unter anderem
das Eintreten der Europäischen Union (EU) gegen die
Todesstrafe. Das Parlament unterstützte die Regierung bei
ihren Bemühungen, sich weiter für eine weltweite
Abschaffung einzusetzen. Die EU hatte ihren Jahresbericht 2004 zur
Menschenrechtslage (RatsDok. Nr. 11922/1/04 REV 1) vorgelegt. Der
Menschenrechtsausschuss hatte zu diesem Thema eine
Beschlussempfehlung (15/4757) vorgelegt.
Zurück zur
Übersicht
|