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Detlev Lücke
Arbeitslosigkeit setzt die Themen
Beim Jobgipfel und im Bundestag wurde über
dringende Lösungen diskutiert
Angesichts einer Massenarbeitslosigkeit von
über fünf Millionen Menschen in Deutschland haben
Politiker von Koalition und Opposition ihre Bemühungen
verstärkt, dieses Problems Herr zu werden. Am 17. März
trafen sich Bundeskanzler Gerhard Schröder, Außenminister
Joseph Fischer sowie die Vorsitzenden von CDU und CSU Angela Merkel
und Edmund Stoiber zu einem Spitzentreffen im Kanzleramt. Dabei
verständigten sie sich auf eine milliardenschwere Entlastung
für deutsche Unternehmen, ein Investitionprogramm für
Verkehrsinfrastrukturverbesserungen und einen neuen Anlauf der
Föderalismusreform.
Zuvor hatte Gerhard Schröder in einer
Regierungserklärung im Deutschen Bundestag die Senkung von
Unternehmenssteuern sowie mehr Anstrengungen für junge wie
ältere Arbeitslose angekündigt. Zugleich verteidigte er
den Sozialstaat und forderte die Wirtschaft auf, sich stärker
im eigenen Land zu engagieren. "Der soziale Zusammenhalt unserer
Gesellschaft ist kein Luxus, den man in schwieriger werdenden
Zeiten beiseite schaffen könnte." Er erwarte von der
Arbeitgeberseite "die gleiche patriotische Einstellung", wie sie
viele Arbeitnehmer durch Verzicht auf Lohn unter Beweis gestellt
hätten. Über fünf Millionen Erwerbslose seien "die
ernsthafteste Herausforderung, vor der unsere Gesellschaft steht",
sagte der Redner. Er schlug vor, die Körperschaftssteuer von
25 auf 19 Prozent zu senken. Gleichzeitig müssten
Steuerschlupflöcher geschlossen werden. Der Kanzler
kündigte ein 250-Millionen-Euro-Programm für regionale
Initiativen zur Beschäftigung älterer Arbeitsloser
an.
Angesichts dieser Mitteilungen kritisierte
Oppositionsführerin Angela Merkel, Schröder habe zwar
Einzelvorschläge gemacht, aber es fehle eine
"ordnungspolitische Linie". Sie habe vor allem konkrete
Bekenntnisse zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes vermisst. "Wir
brauchen ein umfassendes Konzept, das alle wichtigen Bereiche
umfasst", unter anderem Studiengebühren und eine Lockerung des
Kündigungsschutzes. Der Bundeskanzler sei bestenfalls ein
Reparateur, aber kein Architekt einer neuen sozialen
Marktwirtschaft. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Gerhardt,
dessen Partei nicht beim Gipfel im Kanzleramt vertreten war,
forderte einen Wettbewerb im Bildungssytem und die Abschaffung der
Gewerbesteuer, dies sei "ein Befreiungsschlag für die
Bundesrepublik Deutschland".
Der bayerische Ministerpräsident und
CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber nannte die Reformvorschläge der
Regierung enttäuschend und erklärte die rot-grüne
Arbeitsmarktpolitik für gescheitert. Wer in Deutschland mehr
Arbeit wolle und mehr Wachstum, brauche eine neue
Regierung.
SPD-Partei- und Fraktionschef Franz
Müntefering erteilte Unionsforderungen nach Beitragssenkungen
in der Arbeitslosenversicherung eine klare Absage. Wenn die Union
die Pläne der Koalition zur Unterstützung der unter
25-jährigen und der über 58-jährigen Arbeitnehmer
unterstützen wolle, könne sie nicht "elf Milliarden aus
populistischen Gründen mal eben streichen wollen".
Müntefering warb dafür, die Eigenheimzulage abzuschaffen.
Außenminister Joseph Fischer (Bündnis 90/Die Grünen)
appellierte an die Union, "jenseits der parteipolitischen
Kontroversen" im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit mit der Regierung
zusammenzuwirken. In diesem Zusammenhang verwies er auf die
Mitverantwortung des von den Unionsparteien dominierten Bundesrates
für die kommenden Entwicklungen in Deutschland. Es sei
notwendig, in einer gemeinsamen Anstrengung den Sozialstaat wie den
Arbeitsmarkt "fit zu machen" für die Herausforderungen der
Globalisierung.
Der nordrhein-westfälische
Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) warnte in der
Debatte vor einem allzu hohen Reformtempo. Natürlich
müsse der Standort Deutschland renoviert werden, aber mit
"Augenmaß und Balance". Es gehe darum, dass "Leitplanken der
Sicherheit" bestehen blieben, um den inneren Zusammenhalt der
Gesellschaft in dem sich abzeichnenden rasanten ökonomischen
und technischen Wandel zu bewahren. Die fraktionslose Abgeordnete
Gesine Lötzsch warf der Regierung eine unverantwortliche
Senkung der Steuern vor. Trotz dieser Geschenke hätten die
Unternehmen nicht mehr investiert und keinen der angekündigten
Arbeitsplätze geschaffen.
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