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Erik Spemann
Schneider vereidigt
Bayern: Hohlmeier zurückgetreten
Die Anschuldigungen gegen sie im
Untersuchungsausschuss des Landtags wurden immer schwerwiegender,
der Druck immer größer: Nach einem für die CSU
quälend langen Prozess ist Bayerns seit 1998 amtierende
Kultusministerin Monika Hohlmeier zurückgetreten. Die
42-jährige Tochter des früheren Ministerpräsidenten
und CSU-Chefs Franz Josef Strauß - vor einem Jahr noch als
Anwärterin für höchste Ämter gehandelt - zog
damit die Konsequenzen aus ihrer Verstrickung in die
Wahlfälschungs-Affäre der Münchner CSU. Während
ihr Ministerpräsident Edmund Stoiber und CSU-Fraktionschef
Joachim Herrmann Respekt für diesen Schritt bekundeten, sparte
die Opposition nicht an erneuter Kritik am Verhalten Hohlmeiers.
Als neuer Kultusminister wurde der 49-jährige
CSU-Bildungsexperte und bisherige Vorsitzende des
bildungspolitischen Ausschusses, Siegfried Schneider,
vereidigt.
Bereits im vergangenen Sommer hatte Monika
Hohlmeier als Münchner CSU-Vorsitzende zurücktreten
müssen, nachdem sie die Affäre entgegen den Erwartungen
nur zögerlich aufgearbeitet hatte und ihr vorgeworfen worden
war, sie habe Vorstandskollegen mit Dossiers über deren
Privatleben erpressen wollen. Noch im Dezember hatte der Landtag
auf Initiative von SPD und Grünen einen Untersuchungsausschuss
eingesetzt, der neben weiteren Ungereimtheiten die Rolle der
Ministerin bei kriminellen Manipulationen um Vorstandswahlen in
einem Münchner CSU-Kreisverband klären sollte. Entgegen
ihren eigenen Aussagen soll sie seinerzeit über
Stimmenkäufe und gefälschte Mitgliederanträge
Bescheid gewusst haben.
Vor dem Untersuchungsausschuss sagte zuletzt
als Zeuge der wegen Wahlfälschung in dieser Sache bereits
verurteilte frühere Junge-Union-Mann Maximilian Junker aus,
Hohlmeier habe nicht nur alles gewusst, sondern sei "Dirigentin"
der Wahlfälschungen gewesen. Dies habe sich aus einem von ihm
mitgehörten Telefongespräch zwischen der Ministerin und
dem Landtagsabgeordneten Joachim Haedke in dessen Wohnung im
November 2002 zweifelsfrei ergeben. Zuvor hatten drei
Staatsanwälte und eine Richterin diesem Hauptbelastungszeugen
Glaubwürdigkeit in diesem Fall bescheinigt. Auch der
Oberstaatsanwalt sprach von Erkenntnissen über Hohlmeiers
einschlägiges Wissen von den Manipulationen.
Besonders schwer wog weiter, was der
Fraktionsvorsitzende der CSU im Münchner Rathaus, Hans Podiuk,
gegen Hohlmeier vorbrachte: Er habe gegen die Wahlfälscher ein
Parteiordnungsverfahren einleiten wollen, doch Hohlmeier habe zu
ihm gesagt: "Das tust du ausdrücklich nicht." Inzwischen sei
klar, dass sie die "Organisatorin der Machenschaften" gewesen sei.
Hohlmeier freilich wies alle Anschuldigungen zurück und sprach
von einem "persönlichen Vernichtungsfeldzug" gegen sie. Bis
zuletzt bezeichnete sie "die gegen mich erhobenen Vorwürfe"
als falsch und kündigte an, sich dagegen zur Wehr zu setzen.
Ihren Rück-tritt begründete sie unter anderem damit, dass
"die ausführliche Berichterstattung über den
Untersuchungsausschuss und die permanente Wiederholung falscher
Vorwürfe" ihre Arbeit als Ministerin behinderten. Sie wolle
dem Amt nicht schaden.
SPD-Fraktionschef Franz Maget bezeichnete den
Rücktritt als "längst notwendig und
überfällig". Der Schritt von Frau Hohlmeier komme ein
Jahr zu spät, "nachdem sie die gesamte Zeit die
Öffentlichkeit ebenso wie die Parteifreunde belogen und
betrogen hat". Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Margarete
Bause, sah Hohlmeier angesichts der Beweislast "als
Wahlfälscherin und Lügnerin entlarvt". Eine Ministerin,
die die Grundprinzipien der Demokratie "mit Füßen tritt
und mit hartnäckigem Leugnen jedes Maß an politischem und
menschlichem Anstand unterbietet, hat in einem Regierungsamt nichts
zu suchen".
Ministerpräsident Stoiber bescheinigte
seiner bisherigen Kultusministerin, dass sie das Bildungs- und
Schulsystem in Bayern mit weitreichenden Reformen von der
Hauptschule über die sechsstufige Realschule bis zur
Einführung des achtjährigen Gymnasiums geprägt habe.
Oppositionspolitiker wie die Bildungssprecherin der SPD-Fraktion,
Marianne Schieder, urteilten angesichts von Lehrermangel, Abbau
individueller Schülerförderung und Einführung eines
Büchergelds an den Schulen weniger schmeichelhaft: "Ihre
bildungspolitische Bilanz ist katastrophal."
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