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Astrid Pawassar
Einigkeit über Doppelhaushalt
Sachsen will Neuverschuldung bis 2009
kontinuierlich abbauen
"Sachsen ist anders" - was könnte die politische Opposition
dieser Kernaussage des Ministerpräsidenten bei der
Haushaltsdebatte entgegensetzen. Die Zahlen sprechen immer noch
für das ostdeutsche Musterländle. Ein Wirtschaftswachstum
von 2,4 Prozent im vergangenen Jahr, eine kontinuierlich abnehmende
Neuverschuldung seit Jahren. Ministerpräsident Georg Milbradt
(CDU) lässt sich jeden Steuer-Cent nur mühsam abhandeln.
Entsprechend gedämpft war seine Stimmung, als er mit dem
Regierungspartner SPD sein ehrgeiziges Sparziel modifizieren
musste. Immerhin schafft es Sachsen, für 2005 und 2006 mit
einer Nettokreditaufnahme von 350 beziehungsweise 250 Millionen
Euro auszukommen. Bis 2009 soll der Etat ausgeglichen sein.
Wirtschaftsförderung und Bildung sind die Posten, die nun doch
etwas mehr kosten dürfen - ein Kompromiss, mit dem die CDU gut
leben kann. "Diese Koalitionsregierung ist handlungsfähig",
konstatierte Milbradt denn auch, assistiert vom finanzpolitischen
Sprecher der SPD-Fraktion, Mario Pecher, der die bevorstehenden
Stellenkürzungen beim Lehrerpersonal an den
weiterführenden Schulen als schmerzliche Reaktion auf die
sinkenden Schülerzahlen in Sachsen rechtfertigte. Die
Sozialdemokraten hatten im Laufe der Beratungen erkennen
müssen, dass sich zwei Faktoren aus dem Finanzmanagement nicht
wegdiskutieren lassen: Der Rückgang der Bevölkerung und
die Zurückführung der Bundeszuschüsse. Gleichwohl
wird es im Bildungsbereich neue Stellen für Lehrer an Grund-,
Berufs- und Förderschulen geben, verbesserte Angebote im
vorschulischen Bereich und mehr Ganztagesangebote an den
Schulen.
Die solide Haushaltspolitik des Freistaates beeindruckt auch
Teile der Opposition. Holger Zastrow (FDP) und Antje Hermenau
(Grüne) fanden dafür Lob, wenngleich sie trotzdem gerne
mehr Lehrer und Polizisten im Dienst gehalten hätten. Aber die
beiden kleinsten Fraktionen im Sächsischen Landtag konnten
immerhin von dem neuen Politikstil der Koalitionsregierung
profitieren. Während zu Zeiten absoluter CDU-Mehrheit für
die Opposition keinerlei Chance bestand, Änderungen
durchzubringen, konnten beide Fraktionen bei diesen
Haushaltsberatungen auch kleine Duftmarken setzen, so zum Beispiel
bei Fragen der AIDS-Prävention. Auch den Fraktionen von CDU
und SPD sollten Zusatzforderungen im Gegenwert von 40 Millionen
Euro zugestanden werden, die durch Zinseinsparungen gedeckt werden
können.
Der PDS-Fraktionsvorsitzende Peter Porsch beklagte den
"Extremismus der Mitte", für den Ministerpräsident
Milbradt stehe, der den "Sinn für soziale Balance" verloren
habe. Die Kritik der PDS an den zahlreichen
Kreditermächtigungen und Bürgschaften, mit der die
Staatsregierung angeblich die Haushaltshoheit des Landtages zu
umgehen versuche, konterte Finanzminister Horst Metz (CDU) mit dem
Hinweis auf dieselbe Praxis in Mecklenburg-Vorpommern, wo die PDS
mitregiert. Chancenlos war die NPD, die sich an den Beratungen in
den Ausschüssen wenig beteilig haben soll, dafür aber zum
Landtagsplenum 95 Änderungsanträge aufgelistet hatte.
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