Martin Peter
Ein neues Landtagsgebäude rückt immer
näher
Brandenburg: Finanzminister für Bau auf dem
Stadtschlossgelände
Nun liegen die ungefähren Kostenvoranschläge für
einen neuen brandenburgischen Landtag auf dem Tisch. Bis zur
parlamentarischen Sommerpause sollen sich die Abgeordneten
entscheiden, ob sie 80 Millionen Euro für eine Renovierung und
Erweiterung des morschen Landtagsgebäudes auf dem Brauhausberg
ausgeben oder aber 106 Millionen für einen Neubau des im Krieg
zerstörten und dann zu DDR-Zeiten dem Erdboden gleichgemachten
Stadtschlosses im Zentrum Potsdams ausgeben wollen.
Finanzminister Rainer Speer (SPD) favorisiert die teurere
Alternative. Der Grund: Neben einem völlig neuen Gebäude,
das Abgeordneten einfach eine bessere Arbeitsmöglichkeit
bietet, würde auch die Landeshauptstadt Potsdam gewinnen. Denn
der Alte Markt, auf dem das Schloß einst stand, bedarf
dringend einer städtebaulichen Lösung. Allerdings wird
ein historisierender Wiederaufbau des Stadtschlosses damit
ausgeschlossen. Für den Finanzminister sind alle modernen
Möglichkeiten für die Gestaltung der Fassade denkbar.
Die Kosten lassen sich um etwa zehn Prozent drücken, wenn
man das Projekt Landtagsneubau mit einem privaten Investor in
Angriff nimmt (entscheidet man sich für eine Sanierung des
Brauhausberges mit einem privaten Investor, dann könnten dort
fünf Prozent eingespart werden). Wie das funktioniert? Nun,
das Land schreibt den Betrieb eines Landtages für 30 Jahre aus
und der interessierte Bauherr reicht dann entsprechende
architektonische Entwürfe ein. Für 30 Jahre zahlt das
Land dann Miete und anschließend geht das Gebäude in den
Besitz Brandenburgs über.
Entscheidet sich der Landtag für eine solche Lösung
und findet sich ein entsprechender Investor, dann könnte nach
Finanzminister Speer bereits 2008 der Grundstein gelegt werden. Bei
einem Neubau auf dem Alten Markt wird nicht zuletzt der Bau einer
notwendigen Tiefgarage im sumpfigen Untergrund viel Geld
verschlingen. Gleiches gilt für die dann notwendige Neuordnung
eines Teils des Innnenstadtverkehrs.
Da man auch in Brandenburg davon ausgeht, dass es im
nächsten Jahrzehnt zu einer Länderfusion mit Berlin
kommt, soll der Neubau so ausgerichtet werden, dass auch die
Berliner Abgeordneten dann genug Platz haben. Schließlich
würde ein gemeinsamer Landtag von Brandenburg und Berlin mehr
als 200 Mitglieder umfassen. Das würde auch für eine
Sanierung des jetzigen Landtags gelten, dessen baulichen
Zustände längst untragbar sind - ganze Gebäudeteile
sind nicht zu nutzen, die Abgeordneten müssen auf engstem Raum
arbeiten und die Versorgungsleitungen funktionieren nur
unzureichend.
Entscheiden sich die Abgeordneten für einen Neubau im
Zentrum von Potsdam, dann könnte der Brauhaus verkauft werden.
Er würde sich nach entsprechendem Umbau sehr wohl für ein
Nobelhotel eignen und dann einige Millionen Euro in die Landeskasse
spülen. Finanzminister Speer geht von rund acht Millionen Euro
aus. Nur - bislang hat sich kein Investor gefunden, der auf dem
Brauhausberg ein solches Hotel errichten würde, das aus der
Sicht der Stadtverwaltung dringend benötigt wird. Denn mit
rund 130.000 Einwohnern zählt Potsdam zu den schnell
expandierenden Städten in den neuen Bundesländern.
Ferner spricht für einen Neubau auf dem Alten Markt, dass
dieser nicht den Landtagsbetrieb stört. Entschließt man
sich für eine Sanierung des jetzigen Gebäudes, dann
müssten die Abgeordneten für lange Zeit in Containern
arbeiten. Außerdem erhofft man sich im Finanzministerium einen
geringeren Widerstand der Berliner Abgeordneten bei einer Fusion
gegen einen Landtag in Potsdam, der dann mit dem Berliner
Abgeordnetenhaus konkurrieren könnte. Denn in einem sind sich
die brandenburgischen Landespolitiker einig: Kommt es zur Fusion,
wird Potsdam Landeshauptstadt, schließlich ist Berlin schon
Bundeshauptstadt. Über die Verteilung der Ministerien auf
Potsdam und Berlin kann man reden, nicht aber darüber, dass
Potsdam Sitz des Landtages und des Ministerpräsidenten sein
muss.
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