|
|
vom
Größte elektronische Jobbörse
Europas
Virtueller Arbeitsmarkt
Wirtschaft und Arbeit. Bei dem von der
Bundesagentur für Arbeit (BA) eingerichteten "Virtuellen
Arbeitsmarkt" handelt es sich nach den Worten des
BA-Vorstandsmitglieds Heinrich Alt um die größte
Jobbörse in Europa. Wie Alt am 20. April im Ausschuss für
Wirtschaft und Arbeit berichtete, gibt es derzeit rund 384.000
elektronische Stellenangebote, denen rund 2,7 Millionen Stellen
suchende Bewerber gegenüberstünden. Im Gegensatz dazu
summierten sich die Stellenangebote der privaten Jobbörsen in
Deutschland auf lediglich rund 82.500. Das System sei mittlerweile
zu "99,9 Prozent" verfügbar.
Der "Virtuelle Arbeitsmarkt" hat nach den
Worten Alts inzwischen 200 Millionen Seitenaufrufe verzeichnet,
während es bei den privaten elektronischen Jobbörsen
lediglich 70 Millionen gewesen seien. Täglich griffen rund
500.000 Arbeitsuchende auf das Angebot zurück. Darüber
hinaus habe die BA eine Telefon-Hotline geschaltet, bei der sich
täglich rund 500 Nutzer meldeten. Alt räumte ein, dass
das System seine volle Leistungsfähigkeit noch nicht erreicht
hat. Trotzdem sei der Zeitraum, in dem eine freie Stelle angeboten
wird, relativ kurz. Im Westen belaufe er sich im Schnitt auf 19 und
im Osten Deutschlands auf elf Tage.
Auf Fragen aus der CDU/CSU zum
Vergabeverfahren für den "Virtuellen Arbeitsmarkt" in den
Jahren 2002 und 2003 und zur damit verbundenen Kostenexplosion gab
Alt an, der Auftragnehmer, die Firma "Accenture", sei an der
Formulierung der Ausschreibung nicht beteiligt gewesen. Es habe
auch keinen Vertrag der BA mit Accenture zu diesem Zeitpunkt
gegeben. Die Ausschreibung sei von April bis Juni 2002 von sechs
Projektgruppen der BA vorbereitet worden. Auf Fragen zur
Zusammenarbeit von Arbeitsagenturen und Kommunen in den vor Ort
gebildeten Arbeitsgemeinschaften sagte Alt, dabei seien
tatsächlich unterschiedliche Verwaltungsvorstellungen
aufeinander getroffen. Viele Arbeitsgemeinschaften arbeiteten daher
mit "gemischten Teams", um voneinander zu lernen. Man könne
noch nicht sagen, dass alles funktioniere. Er habe jedoch den
Eindruck, dass das erste Ziel sei, den Arbeitslosen bei der
Integration in den Arbeitsmarkt zu helfen. "Kulturkämpfe"
aufgrund der unterschiedlichen Verwaltungsherkunft gebe es
nicht.
Der Vorstandsvorsitzende der BA,
Frank-Jürgen Weise, berichtete zum Stand der Umsetzung der
Hartz-Reformen, von 180 Arbeitsämtern seien inzwischen 59 zur
Arbeitsagentur umgebaut worden. Die dadurch eingerichteten
Kundenzentren hätten zu einer höheren Effizienz
geführt, sodass sich die Mitarbeiter mehr um die Beratung und
Vermittlung von Arbeitsuchenden kümmern könnten. 80
Prozent der Fälle würden bereits bei der ersten Begegnung
abschließend geklärt, so Weise. Die verbleibenden
Arbeitsämter würden alle noch in diesem Jahr zu Agenturen
gemacht.
Die Sozialdemokraten sprachen von der
"größten Arbeitsmarktreform in der Geschichte". Zwar
höre man, dass es vor Ort noch "hakt", doch sei ein
Konfliktlösungsmanagement aufgebaut worden, um festgefahrene
Züge wieder in Bewegung zu setzen. Die CDU/CSU stellte fest,
das angepeilte Ziel des Projekts sei noch nicht erreicht, Geld
einzusparen und die Betroffenen schneller in Arbeit zu bringen. Im
Hinblick auf die Kostenexplosion bei dem Projekt gebe es noch viele
Ungereimtheiten.
Bündnis 90/Die Grünen sprachen die
etwa 80.000 arbeitslosen Jugendlichen an, die im ersten Quartal
noch kein Angebot erhalten hätten. Alt führte dies darauf
zurück, dass die neue Arbeitsverwaltung noch im Aufbau sei.
Die FDP nahm sich vor allem die Kostenentwicklung beim "Virtuellen
Arbeitsmarkt" vor. Wenn es stimme, was der Bundesrechnungshof dazu
ermittelt habe, sei dies ein "großer Skandal". Die
Bundesregierung wies diesen Vorwurf jedoch zurück. Die Sache
gebe nicht genug her, um "einen großen öffentlichen
Skandal aufzublasen".
Zurück zur Übersicht
|