|
|
Günter Pursch
Investitionen für mehr Wachstum
Opposition übt scharfe Kritik an
Vorschlägen von Verkehrminister Stolpe
"Mehr Investitionen, mehr Wachstum und mehr
Beschäftigung sind möglich." Dies erklärte
Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe am 21. April vor dem
Deutschen Bundestag. Die Bundesregierung sei entschlossen, "die
Kräfte, die in Deutschland da sind, in Bewegung zu setzen". Er
kündigte an, dass das Kabinett in dieser Woche
beschließen werde, das Gebäudesanierungsprogramm
weiterzuführen. Damit könnten Bauleistungen in Höhe
von fünf Milliarden Euro freigesetzt werden. Für den
Verkehrsbereich seien für die Jahre 2005 bis 2008 bereits
Investitionen in Höhe von zwei Milliarden Euro beschlossen
worden.
Stolpe rechnete vor, dass mit dem
Gebäudesanierungsprogramm in den beiden kommenden Jahren rund
125.000 Arbeitsplätze "gesichert oder neu geschaffen" werden
könnten. Die Verkehrsinvestitionen würden im Schwerpunkt
"gerade in der mittelständischen Wirtschaft" bis zum Jahr 2008
bis zu 60.000 Arbeitsplätze schaffen.
Für die CDU/CSU-Opposition hielt Volker
Kauder Rot-Grün vor, sie sei die "Koalition der
Massenarbeitslosigkeit". Deutschland sei mittlerweile Schlusslicht
beim Wachstum, die Arbeitnehmer hätten "2005 im Schnitt fast
ein Prozent weniger in der Tasche" als noch im Jahr zuvor. Im
Zusammenhang mit der vierten Verletzung des europäischen
Stabilitätspaktes hintereinander bezeichnete er Rot-Grün
als "Koalition der Zukunftskiller". Kauder hielt der
Bundesregierung vor, sie sei seit dem "Jobgipfel" am 17. März
nicht vorangekommen und habe "noch nichts Konkretes auf den Tisch
des Hauses gelegt". Auch was Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD)
zur Finanzierung einer Steuersenkung vorgeschlagen habe, könne
die Union nicht akzeptieren: "Da muss nachgelegt werden", forderte
Kauder die Bundesregierung auf.
Der Verkehrsexperte Albert Schmidt
(Bündnisgrüne) wandte sich gegen Kauders Vorwürfe.
Der von der Koalition vorgelegte Antrag beinhalte "konkrete
Schritte auf dem Weg zur mehr Beschäftigung". Es gehe um mehr
Investitionen in die Infrastruktur und um
Verwaltungsvereinfachungen sowie neue Partnerschaften zwischen
öffentlicher und privater Hand, "um das Land nach vorne zu
bringen". Der größere Teil der zwei Milliarden Euro komme
den umweltfreundlichen Verkehrsträgern Schiene und
Wasserstraße zu Gute, weniger als die Hälfte der Mittel
fließe in den Bereich Straße. "Investitionsunwilligkeit"
warf der Politker der Bahn AG vor. Ihr Wunsch, den Hauptanteil der
zusätzlichen Schienenbaumittel erst 2006 zu beanspruchen, sie
"völlig unverständlich".
"5,2 Millionen Arbeitslose ist das
Unsozialste, was es in diesem Land gibt", hob der FDP-Abgeordnete
Andreas Pinkwart hervor. Die Bundesregierung trage für die
hohe Arbeitslosigkeit die Verantwortung. Sozial sei dagegen, was
Arbeit schaffe. Für mehr Beschäftigung würden ein
günstiges Investitionsklima und günstige Standortfaktoren
benötigt. Beim Investitionsklima gehe es darum, das Vertrauen
der Menschen in den klaren Kurs einer modernen Wirtschaftspolitik
zu gewinnen. Die Probleme der Standortfaktoren lägen bei den
Lohnnebenkosten, bei den Bürokratielasten, bei den Steuern und
bei der Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur. Um das
Steuer herumzureißen, müsse die erste Grundregel lauten:
"Vorfahrt für Arbeit." Mit Gesetzen wie zur Grünen
Gentechnik oder das Antidiskriminierungsgesetz würden
Arbeitsplätze vernichtet und neue andernorts
geschaffen.
Sowohl Kauder als auch Pinkwart griffen den
SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzenden Franz Müntefering wegen
dessen Kritik an den Auswüchsen des Kapitalismus an. Damit
laufe Müntefering dem früheren SPD-Vorsitzenden Oskar
Lafontaine hinterher. Der Grünen-Abgeordnete Schmidt
entgegnete, nach einer Blitzumfrage hielten 75 Prozent der
Anhänger von CDU und CSU sowie eine Mehrheit der
FDP-Sympathisanten diese Kapitalismuskritik für
richtig.
Innerhalb der Koalitionsparteien war es zuvor
zu Unstimmigkeiten wegen des Vorschlags von Verkehrsminister Stolpe
gekommen, im Zusammenhang mit der Planungsvereinfachung nur noch
eine gerichtliche Instanz zuzulassen. Der Grünen-Abgeordnete
Peter Hettlich wertete dies als "klaren Verstoß gegen die
Absprache". Parteichef Reinhard Bütikofer hatte klar gestellt,
dass mit den Grünen eine solche Beschränkung "nicht zu
machen" sei. Stolpe will diese Frage im Rahmen der
Ressortabstimmung klären.
Zurück zur Übersicht
|