Detlev Lücke
50 Jahre deutscher NATO-Beitritt
Opposition fordert im Bundestag Würdigung
am 6. Mai 2005
Nach dem Willen der Oppositionsfraktionen soll der 50. Jahrestag
des Beitritts der Bundesrepublik zum nordatlantischen
Verteidigungsbündnis am 6. Mai öffentlich gewürdigt
werden. Diese Forderung erhoben die Fraktionen von CDU/CSU und FDP
anlässlich einer Debatte im Deutschen Bundestag vom 21. April
über die künftigen Perspektiven der NATO. "Niemand
verdankt der NATO mehr als wir Deutschen", begründete der
CDU-Experte für Außenpolitik Friedbert Pflüger einen
entsprechenden Antrag der Christdemokraten. Regierungsvertreter
hoben gleichfall die Bedeutung der Allianz hervor, ohne näher
auf die Vorschläge der Opposition einzugehen.
Friedbert Pflüger nannte es dagegen einen "Skandal", dass
der Koalition zwar der 50. Jahrestag des Übereinkommens zur
Erhaltung der wandernden, wildlebenden Tierarten einen
öffentlichen Auftritt wert sei, aber nicht die 50-jährige
deutsche Mitgliedschaft im Bündnis.
Hans Martin Bury (SPD), Staatsminister im Auswärtigen Amt,
unterstrich, dass 50 Jahre NATO "Anlass zur Dankbarkeit und
Selbstbewusstsein in der transatlantischen Partnerschaft" seien.
Sie sei eine "Gemeinschaft, die für Freiheit und Demokratie
einsteht". Bury erinnerte an die Bedeutung des
Militärbündnisses für die Bundesrepublik sowohl nach
dem Ende des Zweiten Weltkrieges als auch beim Fall der Mauer.
Künftig gehe es jedoch darum, wie das Bündnis angesichts
neuer Bedrohungen durch den internationalen terrorismus oder durch
die organisierte Kriminalität weiterentwickelt werden
müsse. Die Antwort auf diese Herausforderungen könne nur
zum Teil aus militärischen Mitteln bestehen, unterstrich der
Redner. Bundeskanzler Gerhard Schröder habe bei seinem
Auftritt auf der diesjährigen Münchner
Sicherheitskonferenz schon einen wichtigen Beitrag zu dieser
Zukunftsdiskussion geleistet.
Der letzte Außenminister der DDR und SPD-Außenexperte
Markus Meckel unterstrich in der Debatte, dass er in den
vergangenen Jahren zum "überzeugten Atlantiker" geworden sei.
Heute sei die NATO "weithin anerkannt und nicht umstritten". Die
Frage nach der Zukunft des Bündnisses sei aber offen und werde
auch innerhalb der NATO diskutiert. In diesem Zusammenhang sei es
auch wichtig, die Beziehungen zwischen der Europäischen Union
und den Vereinigten Staaten weiter auszubauen. Die nordatlantische
Verteidigungsorganisation werde deshalb auch künftig gebraucht
"als politisches Forum und als handlungsfähiges
Militärbündnis".
Der bündnisgrüne Sicherheitsexperte Winfried Nachtwei
räumte ein, dass er froh darüber sei, wie sich viele der
Schreckensszenarien der Friedensbewegung hinsichtlich des
Militärbündnisses nicht realisiert hätten. Die
Bedeutung der NATO sei deshalb unbestreitbar, dennoch müsse
sie sich neuen Herausforderungen ebenso stellen wie Fragen nach der
Legitimität des Irak-Krieges.
Für die FDP bezeichnete es deren außenpolitischer
Sprecher Werner Hoyer als "befremdlich", dass die Bundesregierung
den 50. Jahrestag der NATO ignoriere. Schließlich verdankten
die Deutschen dem Bündnis Freiheit, die Aufnahme in eine
Wertegemeinschaft und schließlich auch die Wiedervereinigung.
In Anspielung auf die Münchner Rede Gerhard Schröders
fügte Hoyer hinzu: "Die NATO ist nach vor noch der zentrale
Ort der strategischen Debatte, wir sollten sie nicht kaputt machen,
nicht kaputt gestalten." Er warf dem Bundeskanzler außerdem
vor, seine Positionen zur Aufhebung des Waffenembargos gegen China
nicht im NATO-Rat angesprochen zu haben.
Der SPD-Abgeordnete Rainer Arnold betonte, 50 Jahre
NATO-Mitgliedschaft seien durchaus Anlass zum Feiern. Die
Bundesregierung werde deshalb den Jahrestag mit dem
50-jährigen Jubiläum der Bundeswehr am 7. Juni 2005
verbinden.
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