Sandra Kaufmann
Mit Bush und Schröder an einem Tisch
Max von Bismarck (29) unterstützt die
deutsch-amerikanische Freundschaft bei der
Atlantik-Brücke
Wenn ihre Freunde auf Partys gehen, sitzen sie noch in
irgendeinem Gremium oder im Ortsverein. Jede freie Minute widmen
sie ihrer Organisation, ihrer Partei, setzen sich für ihre
Überzeugungen ein. Der Weg ist lang. Ehrgeizige Talente gibt
es in allen Parteien und Nichtregierungsorganisationen - trotz
aller Nachwuchssorgen. "Das Parlament" stellt einige Jungpolitiker
und Aktivisten vor.
In einer Zeit, in der jede Woche ein Internet-Unternehmen Pleite
ging, gründete Max von Bismarck ein neues. Heute, fünf
Jahre später, gibt es das Berliner Beratungsunternehmen immer
noch. Es hilft Städten und Gemeinden bei der Einführung
und Nutzung neuer Technologien. Der 29-Jährige ist zufrieden,
denn sein wirtschaftlicher Erfolg brachte ihm unter anderem die
Mitgliedschaft im "Young-Leaders-Programm" der Atlantik-Brücke
und einen Handschlag vom amerikanischen Präsidenten ein.
Im Februar 2005 gehörten einige "Young Leaders" der
konservativen Nicht-Regierungsorganisation Atlantik-Brücke zu
den Teilnehmern an der Gesprächsrunde mit Präsident
George W. Bush und Bundeskanzler Gerhard Schröder in Mainz.
Max von Bismarck war einer von ihnen. Was die beiden
Staatsmänner denn voneinander lernen können, wollte er
wissen. Während Bush den Kanzler um sein Augenzwinkern
beneidete, bewunderte Schröder die innere Überzeugung des
Präsidenten.
Von Bismarck ist erst im letzten Jahr als junge
Führungskraft der Atlantik-Brücke vorgeschlagen worden.
Der überparteiliche Verein, der sich um die Stärkung der
deutsch-amerikanischen Beziehungen bemüht, wählt jedes
Jahr 20 deutsche und amerikanische junge, erfolgreiche
Führungskräfte für ihr "Young-Leaders-Programm" aus.
Die Atlantik-Brücke hat bewusst einen begrenzten
Mitgliederkreis, zu dem rund 500 Vertreter des wirtschaftlichen,
politischen, kulturellen und wissenschaftlichen Lebens in
Deutschland gehören. "Bei unseren regelmäßigen
Treffen beschäftigen wir uns sowohl mit wirtschaftlichen als
auch mit politischen Fragen", erklärt er. "Die
transatlantische Freundschaft ist ein Eckpfeiler der deutschen
Außenpolitik, schon allein deshalb muss man sie gut
pflegen."
Als Kind reiste von Bismarck zum ersten Mal mit seinen Eltern in
die USA. Aufgewachsen ist er als Sohn eines Entwicklungshelfers in
Nigeria und Hamburg. Mit dem Geschichts- und Jurastudium begann
auch sein politisches Interesse. "In dieser Zeit habe ich mir die
Parteien näher angesehen, aber keine hat mir wirklich
zugesagt." Trotzdem war er politisch aktiv und organisierte
Vorträge für Studenten. Sicher nicht nur, weil der Name
von Bismarck dazu verpflichtet. "Es ist ein Name, der immer eine
Reaktion hervorruft", erzählt von Bismarck. "Das hat Vor- und
Nachteile." Der "eiserne" deutsche Reichskanzler ist sein
Ur-Ur-Ur-Großonkel. "Als Schüler und Student fand ich es
spannend, dass ein Teil der deutschen Geschichte auch ein Teil der
eigenen Familiengeschichte ist." Türen öffnet der Name
manchmal immer noch.
Nach dem Jura-Examen an der Humboldt-Universität arbeitete
er zwei Jahre lang für das Technologie Unternehmen "Mondus"
als Jurist und Berater. Im Jahr 2000 machte sich von Bismarck mit
zwei Partnern selbständig. Gemeinsam eröffneten sie das
Beratungsunternehmen "public one".
Im selben Jahr gründete der Jungunternehmer zudem den
Verein "berlinpolis", ein Forum und Netzwerk für junge
Menschen, die unabhängig von Parteipräferenzen politische
Ideen entwickeln. "Wir wollten mit dem Vorurteil aufräumen,
die Generation Golf interessiere sich nicht für Politik",
erklärt von Bismarck. Der so genannte Thinktank "berlinpolis"
war so erfolgreich, dass von Bismarck und sein Partner ein Buch
herausgegeben haben. In "Marke D - Das Projekt der nächsten
Generation" diskutieren junge, gut ausgebildete Menschen über
die Politik von morgen.
Anfang dieses Jahres hat von Bismarck seinen Vorstandsposten bei
"berlinpolis" aufgegeben - aus Zeitmangel. Zu oft sitzt er bis
spätabends in seinem Büro am Hackeschen Markt in Berlin
Mitte. So ganz nebenbei schreibt der Jurist auch noch eine
Promotion in Internationalem Völkerrecht.
Für die Politik bleibt trotzdem immer Zeit. Eines Tages
wird er sich vielleicht auch parteipolitisch festlegen. "Mir ist
klar, wenn ich langfristig inhaltlich mitgestalten will, geht das
nicht ohne eine Partei." Welche - dafür hat er sich noch nicht
entschieden, aber Wert auf die deutsch-amerikanischen Beziehungen
sollte sie auf jeden Fall legen.
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