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bob
Mehr Geld für Entwicklungshilfe
Millenniums-Ziele der Vereinten Nationen bis
2015 beschleunigt verwirklichen
Entwicklungszusammenarbeit. Die Bundesregierung
soll weitere Steigerungen des deutschen Haushalts, weitere
Entschuldungen ärmster Entwicklungsländer und die Nutzung
innovativer Finanzierungsins-trumente veranlassen mit dem Ziel,
für öffentliche Entwicklungszusammenarbeit bis zum Jahr
2015 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens zur Verfügung zu
stellen. Dies hat der Bundestag am 30. Juni mit der Mehrheit von
SPD und Bündnis 90/Die Grünen beschlossen. Die
Koalitionsfraktionen hatten dazu einen Antrag (15/5831) vorgelegt.
Ein Antrag der CDU/CSU zum gleichen Thema (15/5579) wurde bei
Enthaltung der FDP abgelehnt.
Ferner beschloss das Parlament, die Regierung
solle sich gegenüber nichtstaatlichen Gebern (also
Unternehmen, privaten Spendern und Nichtregierungsorganisationen)
dafür einsetzen, dass zusätzliche Beiträge zur
Bekämpfung von HIV/Aids zur Verfügung gestellt
werden.
Die Regierung müsse auch auf eine
zügige Reform der europäischen Zuckermarktordnung
dringen, um die Agrarexportsubventionen zu beenden und
Planungssicherheit für alle Beteiligten zu schaffen. Mit den
freiwerdenden Mitteln sei für die besonders betroffenen
Länder Afrikas, der Karibik und des Pazifiks sowie für
die ärmsten Entwicklungsländer ein Aktionsplan zu
entwickeln, um deren Abhängigkeit zu überwinden und die
Wertschöpfung vor Ort zu stärken.
Das Parlament sprach sich des Weiteren
für eine kurzfristige europäische Initiative zur
Einführung einer Kerosinsteuer oder einer Abgabe auf
Flugtickets aus. In einem ersten Schritt sei für dieses Ziel
mit einer Kerngruppe von EU-Staaten voranzugehen, bilaterale
Vereinbarungen seien zu treffen. Ferner forderte der Bundestag die
Regierung auf, sich für eine europäische Initiative zur
Einführung einer Devisenumsatzsteuer mit einem geringen
Steuersatz von 0,01 Prozent einzusetzen.
Die Abgeordneten wiesen darauf hin, im
kommenden September werde bei der Generalversammlung der Vereinten
Nationen (UN) eine Zwischenbilanz gezogen. Schon jetzt stehe fest,
dass die Weltgemeinschaft noch weit von der Erreichung der
Millenniums-Entwicklungsziele entfernt ist. 189 Mitgliedstaaten der
UN hatten sich im Jahr 2000 in der Millenniums-Erklärung
verpflichtet, ihren Beitrag dazu zu leisten, dass verschiedene,
namentlich genannte Entwicklungsziele bis zum Jahre 2015 erreicht
werden.
So sei der Anteil der extremen Armut in den
Partnerländern des Südens zwar von 1990 bis 2000 um 6,6
Prozent zurückgegangen. Aber mehr als eine Milliarde Menschen
auf der Welt müssten immer noch von weniger als einem Dollar
pro Tag leben. Mehr als 840 Millionen Menschen litten unter
chronischem Hunger.
Jedes Jahr stürben elf Millionen Kinder
- die meisten unter fünf Jahren und mehr als sechs Millionen
von ihnen an "absolut vermeidbaren" Ursachen wie Malaria, Durchfall
und Lungenentzündung. 114 Millionen Kinder besuchten keine
Grundschule und 584 Millionen Frauen seien Analphabeten. Mehr als
eine Milliarde Menschen, hätten keinen Zugang zu einwandfreiem
Wasser. Die Weltbank und die UN rechneten damit, dass es
kurzfristig einer Verdopplung der Entwicklungshilfe bedürfe,
um Armut und Hunger um die Hälfte zu reduzieren, Aids zu
bekämpfen, Wasserversorgung, Schulbildung und den Zugang zu
Energie zu ermöglichen.
Die CDU/CSU befürchtete in ihrem vom
Bundesdestag abgelehnten Antrag, dass gerade die am meisten von
extremer Armut, Hunger und Krankheiten betroffenen Länder,
insbesondere in Afrika südlich der Sahara, in den kommenden
Jahren bei der Umsetzung der Millenniums-Ziele noch weiter
zurückfallen. Auch wenn es in Teilbereichen positive
Entwicklungen gebe, seien viele der ärmsten Länder der
Erde noch weit von ausreichenden Fortschritten entfernt.
Der Regierung wurde vorgeworfen, sie habe
keinen an quantifizierbaren Zielen ausgerichteten
überprüfbaren Operationsplan zur Umsetzung des
Aktionsprogramms 2015 vorgelegt. Sie hatte unter anderem dafür
Sorge tragen sollen, dass deutsche Beiträge zur
Entwicklungsfinanzierung den Möglichkeiten und der Rolle der
Bundesrepublik entsprechend bereitgestellt werden. Auf der
Grundlage des Zwischenberichts hatte eine "selbstkritische Analyse"
der Aktivitäten auch im Hinblick auf das Aktionsprogramm 2015
vorgenommen werden sollen.
"Klare Zielvorgaben" erstellen
Darauf aufbauend war von der Regierung
erwartet worden, dass ein konkreter Umsetzungsplan der deutschen
Maßnahmen mit "klaren Zielvorgaben" zu erstellen sei, um die
Millenniums-Entwicklungsziele auch in bestimmten Regionen,
Ländern und Sektoren zu erreichen. Strukturen der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit seien weiter zu reformieren und zu
straffen, hatte die Union unter anderem gefordert. Verfahren
sollten beschleunigt und flexibilisiert werden. Die Regierung
müsse mit ihrer Entwicklungspolitik nicht nur humanitäre,
sondern auch außen- und sicherheitspolitische Ziele
verfolgen.
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